Traumprinz nicht gesucht und doch gefunden. Isabella Lovegood

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Traumprinz nicht gesucht und doch gefunden - Isabella Lovegood страница 6

Traumprinz nicht gesucht und doch gefunden - Isabella Lovegood

Скачать книгу

ohne zu zögern. Das ist der Unterschied. Und der Klinikbetrieb gefällt dir auch?«

      Als Mario nickte, fragte sie weiter. »Wie ist das eigentlich? Sind die Babys nicht bei ihren Müttern? Ich dachte, es gibt jetzt nur noch Mutter-Kind-Zimmer.«

      »Normalerweise schon. Das erklärte Ziel ist, dass die Kleinen in der Nähe ihrer Mütter sind. Aber wenn das nicht möglich ist, weil die wenigstens ein paar Stunden Ruhe und ungestörten Schlaf brauchen, um sich zu erholen, sind die gesunden Babys im Säuglingszimmer. Außerdem gibt es noch die Abteilung für die Frühgeborenen oder Säuglinge, die nicht gesund sind und intensiver betreut werden müssen.«

      »Aber dieses Baby war eigentlich gesund, oder?«

      Mario nickte. »Ja, warum es plötzlich zu atmen aufhörte, konnte man nicht feststellen. Jetzt sind wieder alle Werte normal.« Er sah seine Mutter forschend an. »Alles in Ordnung? Belastet dich das?«

      »Passt schon. Ich bin wirklich froh, dass es dir so gut gefällt. Lange Zeit habe ich mir Gedanken gemacht, ob du aus den richtigen Gründen Arzt werden willst. Jetzt bekomme ich die Sicherheit, dass es tatsächlich das ist, wo du hingehörst.«

      »Ja, auf jeden Fall, Mama. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen!«

      »Dann ist es gut.« Sie lächelte ihn an. »Nicole hat ein Mädchen bekommen.«

      Einen Moment war Mario verwirrt, dann wurde ihm klar, dass sie von der Tochter ihrer Nachbarn sprach, mit der er als Kind gemeinsam zur Schule gegangen war. »Im November feiern sie gleichzeitig die Taufe und die Hochzeit.«

      Sein Vater hatte sich stumm seinem Essen gewidmet und nur hin und wieder ein zustimmendes Geräusch gemacht. Nun brachte auch er eine Neuigkeit ins Gespräch ein. »Der Anger Luis verkauft seine Kühe und macht einen Reitstall auf«, berichtete er von einem seiner ältesten Freunde. »Und das, obwohl er von Pferden keine Ahnung hat. Den Floh hat ihm seine neue Freundin ins Ohr gesetzt. Sie ist eine begeisterte Reiterin und kennt sich aus, aber falls die Beziehung in die Brüche geht, steht er mit den Gäulen da.«

      »Das Risiko hat man ja leider immer. Vielleicht klappt es ja auf Dauer mit den beiden. So ein Reiterhof ist doch eine gute Idee, finde ich. Mit den Milchkühen ist ja ohnehin kaum noch etwas zu verdienen«, stellte Mario fest.

      »Oliver und Carolin geht es aber gut miteinander, oder?«, fragte seine Mutter nach.

      »Ja, die sind schwer verliebt.« Mario grinste unwillkürlich. »So habe ich ihn in den ganzen fünf Jahren noch nicht erlebt.«

      »Das ist schön. Jeder Topf findet irgendwann seinen Deckel.« An ihrem neugierigen Blick erkannte er deutlich, dass sie nur zu gerne auch etwas über sein Liebesleben erfahren wollte. Leider gab es da nichts zu berichten. Einen winzigen Augenblick war er versucht, von den verwirrenden Gefühlen zu erzählen, die ihn in Sonjas Gegenwart überfielen. Da er jedoch die Befürchtung hatte, dass das bei ihr unerfüllbare Hoffnungen wecken würde, unterließ er es. Seine Mutter war eine Romantikerin, die sich für ihr Leben gerne in Liebesromane vertiefte.

      Glücklicherweise fing sein Vater mit einem neuen Gesprächsthema an. »Es ist wirklich nett von Oliver, dass er dir sein Auto borgt. Was ist denn mit deinem? Kriegt sein Vater die alte Kiste noch mal hin?«

      »Leider nicht. Er war ja ohnehin nicht mehr viel wert und der Unfall hat ihm den Rest gegeben.«

      »So ein Mist! Hätte sich dieser Trottel nicht einen anderen Wagen aussuchen können, den er abschießen kann? Das bisschen Geld, das dir die Versicherung für den Totalschaden ausbezahlt, reicht nie und nimmer für einen anderen Wagen. Ich sag es ja immer, die Versicherungen sind echt für die Katz! Du zahlst und zahlst, aber wenn du was brauchst, kommt nichts Gescheites dabei raus«, wetterte sein Vater.

      Mario und seine Mutter warfen sich einen halb belustigten, halb genervten Blick zu. Diese Leier kannten sie zur Genüge.

      »Ihr könntet doch an einem der nächsten Wochenenden wieder zum Grillen kommen, was meinst du?«, schlug sie nun vor. »Das war so schön im vergangenen Jahr! Und nehmt die beiden Mädchen mit. Ich bin gespannt, sie kennenzulernen.«

      Grundsätzlich fand er die Idee gut. Im letzten Sommer hatten sie mit ein paar Freunden eine kleine Party im Garten seiner Eltern gemacht, doch diese Freundschaften hatten sich aus verschiedenen Gründen gelockert oder aufgelöst. Einer war weggezogen, ein anderer hatte ein Baby bekommen und ging ganz in seiner Vaterrolle auf. Beim Dritten schoss seine neue Freundin quer. Sie sah es nicht gerne, wenn er etwas ohne sie unternahm, wollte aber auch nicht mitkommen. Trotzdem zögerte er. Carolin war kein Problem, doch dann versuchte er, sich Sonja hier in seinem Elternhaus vorzustellen. Das Foto schob sich vor sein inneres Auge, das er am Vormittag auf Facebook entdeckt hatte. Es zeigte die hübsche Blondine mit eleganter Hochsteckfrisur und einem schimmernden, extravaganten, dunkelroten Kleid inmitten von ebenso teuer gekleideten Menschen. Sie war atemberaubend schön und passte so gar nicht in die bestenfalls gutbürgerliche Kulisse seiner Familie.

      Als er den beinahe sehnsüchtigen Blick seiner Mutter bemerkte, wurde ihm bewusst, dass sie sich freuen würde, ihn und seine Freunde hierzuhaben. Also nickte er zustimmend. »Ja, das wäre nett. Wir sollten den Sommer noch ein wenig genießen, bevor er wieder vorbei ist. Aber wir nehmen alles mit, Fleisch, Gemüse, Salate und das Dessert«, versprach er, ohne mit seinen Freunden erst darüber zu beraten. Er war sicher, dass sich alle eifrig beteiligen würden, wenn dafür ein angenehmer Tag im Grünen winkte. »Wir besprechen das und auf das Wetter müssen wir auch achten, bevor wir einen Termin fix machen. Ist dir das auch recht Papa?«, vergewisserte er sich dann.

      »Aber sicher. Es ist bei uns schon sehr still jetzt.« Mario hatte den Verdacht, dass das vor allem seine Mutter bedrückte. Sein Papa war bedingt durch seine Arbeit als Dachdecker viel unterwegs. An Abwechslung mangelte es ihm also nicht.

      Nach dem Essen zog sich sein Vater ins Wohnzimmer zurück und Mario war sicher, dass er während der Übertragung des Formel-1-Rennens sehr bald auf der Couch einschlafen würde. So war es immer gewesen: Entweder arbeitete sein Vater oder er schlief ein, sobald er länger ruhig saß oder gar lag.

      »Ich bin richtig froh, dass es heute in der Früh geregnet hat«, stellte seine Mutter mit einem sorgenvollen Lächeln fest.

      »Du meinst, damit er mal Ruhe gibt?«

      Sie nickte. »Er arbeitet immer noch so wie mit vierzig, und will nicht zugeben, dass es ihm langsam zu viel wird.«

      »Ihr wisst aber schon, dass ich mir auch einen Teilzeit-Job suchen kann?«

      Seine Mutter drückte ihm beruhigend den Arm. »Dann würdest du aber mit dem Studium nicht mehr so weiterkommen wie bisher. Nein, du konzentrierst dich aufs Lernen und den Rest überlässt du uns. Wir bekommen das schon hin. Ich verdiene schließlich mit meinen Putz-Jobs auch ein klein wenig dazu.«

      Das beruhigte Mario nicht wirklich. Sein Vater ging bereits hart auf die Sechzig zu. Die Mutter hatte vor Kurzem ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert, aber sie weigerte sich ebenso beharrlich wie ihr Mann, sich mehr Ruhe zu gönnen. »Hast du noch einmal versucht, wieder eine Stelle als Sekretärin zu bekommen?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das hat keinen Sinn. Du weißt ja, hier gibt es nichts und wenn ich weiter weg was fände, bräuchte ich wieder ein eigenes Auto.« Zu ihren beiden Stellen, bei denen sie wöchentlich einige Stunden als Haushaltshilfe in der Umgebung des Ortes arbeitete, fuhr sie bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad. »Außerdem bin ich schon zu lange weg vom Büroalltag.« In ihrer Stimme lag ein wenig Resignation, auch wenn sie versuchte, diese mit einem

Скачать книгу