Seitensprungkind. Regula Brühwiler-Giacometti

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Seitensprungkind - Regula Brühwiler-Giacometti

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      Regula Brühwiler-Giacometti

      Seitensprungkind

image Copyright: © 2017 Cameo Verlag GmbH Alle Rechte vorbehalten. Lektorat: Katja Völkel, Dresden Covergestaltung: werbemacher.ch, Thun Coverabbildung: Cornelius Fischer, Aarau Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck

      Inhalt

       Vorwort

       Heimatlos

       6. Oktober 1958: Mein holpriger Start ins Leben

       Die Entscheidung war getroffen

       Erste Lebensjahre

       Kindheit

       Die Pubertät: Eine große Identitätskrise

       Wie ich Teil der Giacometti-Dynastie wurde

       Das Leben mit einer depressiven Mutter

       Ich gehe meinen Weg

       Der rettende Prinz

       Ein Rückblick: Reto. Die Hölle auf Erden

       Die Geburt meines Sohnes: Eine Suche nach den Wurzeln nimmt ihren Lauf

       Die „Allmächtige“ von Rapperswil und meine Akte

       Die Begegnung mit meiner leiblichen Mutter

       Die fehlende Urkunde

       Eine letzte Versöhnung

       Midlifecrisis: Die Aufarbeitung eines Traumas

       Wie es zu diesem Buch kam

       Meine seelische Wiedergeburt, meine Identitätsfindung

       Adoption früher und heute: Zwei bewegende Geschichten

       Tipps für die Suche nach den leiblichen Eltern

       Meine Arbeit beim Gericht und der KESB

       Mein Dank

      Vorwort

      Leibliche Eltern, Pflegeeltern, biologische Eltern, Adoptiveltern, Ursprungseltern, physische Eltern, natürliche Mutter, Bauchmami – es gibt unzählige Bezeichnungen, wie ein adoptiertes Kind seine Eltern nennen kann. Hinter jedem Adoptierten stehen immer zwei Paar Eltern. Was für ein Glück, könnte man meinen! Aber welche Rolle spielen alle diese verschiedenen „Eltern“ im Leben eines Adoptierten?

      Sicher waren in meinem Leben für mich die allerwichtigsten Bezugspersonen meine Adoptiveltern, die mich aufgenommen, aufgezogen und umsorgt haben. Ich werde sie in meinem Buch Mami und Papi nennen, so wie ich immer zu ihnen gesagt habe. Denn diese Bezeichnung ist die intimste und sie sagt aus, dass sie meine Herzenseltern waren. Sehr lange wollte ich gar nichts über meine leiblichen Eltern wissen. Sie existierten für mich quasi gar nicht. Ja, sie hatten mich gezeugt und meine leibliche Mutter hatte mich 9 Monate in ihrem Bauch getragen – aber sie hatten mich verlassen! Ich konnte nicht verstehen und nachvollziehen, wie man sein eigenes Kind einfach weggeben kann. Es interessierte mich überhaupt nicht zu wissen, wer diese Menschen waren. Ich hörte es auch nicht gern, wenn meine Eltern über die Adoption sprachen, denn ich wollte nur das Kind von meiner Mami und meinem Papi sein.

      Erst viel später, als mein Sohn zur Welt kam, musste ich feststellen, dass er eigentlich mein erster wirklicher Verwandter war, den ich zu Gesicht bekam. Die erste Person, die ich kannte, die ein Teil meiner Gene und meiner Anlagen in sich trug. Und mein kleiner André glich mir sogar in gewissen Dingen. Das war ein gewaltiges Erlebnis, das auch ein paar Fragen betreffend meiner Vergangenheit aufwarf. Plötzlich wollte ich mehr wissen. Was habe ich denn von meinem leiblichen Vater und meiner leiblichen Mutter geerbt? Wie sehen sie aus? Besteht eine gewisse Ähnlichkeit? Zudem interessierte mich auch zu erfahren, ob in ihren Familien Erbkrankheiten existierten. In der heutigen Zeit wird man von Ärzten konstant darauf angesprochen, ob gewisse Krankheiten in der Familie schon vorgekommen sind. „Ich weiß es nicht, ich bin adoptiert worden“, war meine Standardantwort beim Arzt. Aber jetzt, wo ich selber einen Nachkommen hatte, wollte ich doch ein bisschen mehr über meine Herkunft erfahren. Und so habe ich angefangen zu recherchieren, was vor 30 Jahren noch ein aufwendiges Unterfangen war. Das Adoptionsverfahren stand immer noch unter Geheimhaltung und ich kam nur sehr mühsam an spärliche Informationen heran. Ein Kapitel dieses Buches ist dieser Suche gewidmet. Es zeigt auch auf, wie viel einfacher es heute für die Adoptierten ist, an ihre Akten zu kommen. Man hat heute allgemein einen viel lockereren Umgang mit dieser Thematik.

      Das einstige Tabuthema boomt in der letzten Zeit in den Medien. Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass nicht in der Zeitung, im Fernsehen oder im Internet das Thema Pflegekind oder Adoption aufgegriffen wird. „Familiensuche“ „Suche nach den Wurzeln“ „Meine fremde Heimat“ etc.: Adoptionsgeschichten scheinen das Publikum zu faszinieren. So kam auch kürzlich der berührende Film „Lion“ ins Kino, den ich nur empfehlen kann. Er erzählt die Geschichte eines indischen Knaben, der von einer australischen Familie adoptiert wurde und sich auf die Suche nach seiner leiblichen Familie macht. Es gibt wirklich viele tolle Berichte und wahre Geschichten über Adoptierte und über die Suche nach den Wurzeln. Diverse Dokumentationen zeigen die Suche und die Begegnung mit den Ursprungseltern und zeichnen sich durch viele emotionale Momente und rührende Szenen aus. In meinem Buch möchte ich noch einen Schritt weitergehen und das Ganze anhand meines Beispiels tiefer beleuchten – was sicher auch nur subjektiv geschehen kann. Was passiert wirklich im Inneren eines Adoptierten vor einem solchem Treffen? Wie wichtig ist es, seinen Ursprung zu kennen? Wie kann diese

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