Wolf Breed - Marcel & Nathan (Band 3) Sidestory. Alexa Kim
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Alexa Kim
Wolf Breed - Marcel & Nathan (Band 3) Sidestory
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Inhaltsverzeichnis
Bisher erschienen von Alexa Kim
1.
Während ich äußerlich vollkommen ruhig die vorüberziehenden Bäume betrachtete, tobte in mir das Chaos. Neben mir saß diese schwarzhaarige Ziege … Kandy … und tippte nervös mit ihren manikürten Fingernägeln auf die Armlehne des SUV.
„Das war eine bescheuerte Idee. Wir hätten Amon nicht allein lassen dürfen. Daran ist nur dieses verklemmte Weibsbild schuld.“
„Halt den Mund, Kandy ...“, tönte Nathans Stimme hinter dem Lenkrad. Normalerweise hätte Kandy neben Nathan auf dem Beifahrersitz gesessen, aber die beiden befürchteten, dass ich versuchen könnte, abzuhauen. Na klar … ich würde auch aus einem fahrenden SUV springen … weil ich ja so ein Held war ...
„Wir haben unseren Alpha bei einem fremden Rudel gelassen … und dafür haben wir ihren Omega bekommen. Das ist ein mehr als schlechter Tausch ...“, redete Kandy einfach weiter.
Ich sagte nichts, obwohl sie mich mit einem verächtlichen Blick bedachte. Solche Blicke war ich von Mona und von Oliver gewöhnt. Ich war der Versager der Familie, der Ballast, den man mitschleppte und auf den man ständig ein Auge haben musste – zwecklos, es zu leugnen.
„Marcel ist freiwillig mitgekommen. Also gibt es keinen Grund, ihn unhöflich zu behandeln ...“, grollte Nathan, und wie immer verursachte seine Stimme ein Kribbeln in meinem Bauch. Sie war tief und besaß eine Gelassenheit, die anziehend war. Vielleicht weil Nathan all das war, was ich gerne gewesen wäre … groß, voller Selbstbewusstsein und mit Sicherheit ein genauso guter Kämpfer, wie sein Zwillingsbruder Amon hätte er das Zeug zum Alpha gehabt. Wann immer mich seine Blicke trafen, hatte ich das Gefühl, auf meine Füße starren zu müssen, weil ich sonst auf Nathans lange Haare gestarrt hätte oder in seinen ungewöhnlichen blauen Augen versunken wäre.
Unsere Blicke trafen sich im Rückspiegel und ich wandte schnell den Blick ab. Dieser Mann machte mich nervös. Ich hatte das Gefühl, dass er wusste, was ich für ihn empfand. Mein ganzes Leben hatte ich die Wahrheit vor meiner Familie verheimlicht. Noch nicht einmal Oliver oder Mona hatten geahnt, was mit mir nicht stimmte. Ich vermutete, dass Nathan es vom ersten Moment an gewusst hatte, und das brachte mich innerlich um. Ich wollte nicht, dass er mich verachtete oder sich über mich lustig machte. Zugegeben … bisher hatte er keine Anstalten gemacht das zu tun, aber er beobachtete mich: schwul zu sein, war vielleicht unter Menschen ok, aber nicht bei unserer Art! Unsere Gesetze und Regeln waren auf Hierarchien gebaut … der Stärkste führte das Rudel an, zeugte Nachwuchs, und wurde geachtet. Die Schwächsten waren der Ballast. Hätte Oliver gewusst, dass ich anders war, hätte er mich aus dem Rudel gejagt, wenn nicht schlimmer. Wie sich gezeigt hatte, kannte Oliver keine moralischen Bedenken, wenn es darum ging, die genetische Stärke seines Rudels zu erhalten. Was hätte ich also für eine Chance gehabt? Ich war nicht der Typ, der alleine zurechtkam, und brauchte sogar mehr als alle anderen den Schutz eines Rudels.
Heimlich ballte ich die Hände zu Fäusten, mir dessen bewusst, dass Nathan mich noch immer durch den Rückspiegel beobachtete. Nein! Niemand durfte wissen, dass es nicht der weibliche Duft war, der mich in der Paarungszeit hinter den Schuppen trieb, um meine Sehnsucht nach Sex und Gefährtenschaft mit mir alleine auszumachen. Für mich gab es nur einen Weg … eine Lüge zu leben. Niemand stellte je infrage, dass ich keine Gefährtin hatte oder den Wunsch nach einer verspürte. Ich war der Omega des Rudels, der keine Gefährtin abbekam. Auch wenn Mona im Augenblick diese Stellung offiziell besetzte, wussten doch alle, dass keine Frau sich für mich interessieren würde. So kam ich auch nicht in Erklärungsnot.
„Wir sind da ...“, holte mich Nathans Stimme aus meinen Gedanken.
Ich begutachtete ungläubig den heruntergekommenen Hof. „Hier lebt ihr?“
„Nicht fein genug für dich, was? Aber ein paar Tage wirst du es schon aushalten, Prinzessin.“
Nathans Worte trafen mich wie ein Schlag in den Magen, aber ich verzog keine Miene. Zumindest darin hatte ich Perfektion erreicht. Ich wollte auf keinen Fall, dass dieser Mann mich für einen Jammerlappen hielt. Bei jedem anderen wäre es mir egal gewesen. Obwohl ich wusste, dass meine Gefühle hoffnungslos waren, wollte ich nicht die Verachtung in Nathans Augen sehen, mit der mich Mona, Kandy oder Oliver ansahen.
Kandy kicherte über Nathans Scherz, während sie ausstieg. Ich ließ seine Spitze unkommentiert und stieg ebenfalls aus.
Nathan blieb dicht bei mir, während wir zum Haus gingen, von dem der Putz großflächig abblätterte. Hoffentlich gab es hier keine Ratten. Fast nichts hasste ich mehr als Ratten. Aber natürlich verbot ich mir, meine Sorge anzusprechen, weil ich damit den nächsten Spruch oder noch schlimmer … einen verächtlichen Blick von Nathan kassiert hätte. Die Prinzessin hat Angst vor Nagetieren … Als ob eine riesige Ratte irgendetwas mit einer niedlichen Maus gemeinsam gehabt hätte!
„Willkommen in unserem Palast ...“, ätzte Kandy, als wir das muffige Haus betraten, und fügte an mich gewandt hinzu: „Ich hoffe, dass deine Schwester zur Vernunft kommt. Ich wollte Fiona nicht hier haben, aber da Amon nicht von seinem Vorhaben abzubringen ist, und wir nicht hier wegkommen, bis er in Fiona kommt …“, sie lachte über ihren anzüglichen Scherz. Selbstbewusst warf sie die Haare zurück und funkelte dann Nathan ungnädig an. „Ich bin in diesem Loch, das du mein Zimmer nennst, und starre die hässliche Tapete an. Da ich das alles hier nicht wollte, kannst du dich selbst um den Omega kümmern.“ Kandy wartete erst gar keine Antwort ab und verschwand.
„Miststück ...“, grollte Nathan hinter ihr her, und sie antwortete, indem sie ihm den Mittelfinger zeigte, ohne sich umzudrehen. Was für eine innige Geschwisterliebe …
Dann wurde mir bewusst, dass ich mit Nathan alleine war. Oh Gott! Was, wenn er mich darauf ansprach, was mit mir nicht stimmte! Würde ich dann lügen können? Dieser Mann machte mich nervös.
„Ganz ruhig, Kleiner … du wirst hier schon nicht gefressen.“
Ich