Parallels. Sven Hauth

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Parallels - Sven Hauth

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Art eine Zigarette an. „Läuft gut. 800 $“, zitierte er die Anzeige und brachte die Zigarette in seinem Mundwinkel zum Wippen.

      „Kann ich eine Probefahrt machen?“

      „Meinetwegen. Schlüssel ist im Handschuhfach.“

      Der Wagen sprang sofort an und lief scheinbar so, wie er es sollte.

      „Ich fahr nur einmal um den Block, okay?“

      „OK“ sagte das Plappermaul und nestelte an seiner Goldkette herum.

      Shane lenkte den Buick auf die Straße und reihte sich in den dünnen Mittagsverkehr ein. Die Probefahrt ergab keine Auffälligkeiten. Alles fühlte sich normal an. Trotzdem störte etwas. Nicht nur, dass der Wagen ein paar Nummern zu klein war, um darin eine komfortable Nacht zu verbringen. Er war auch eigenartig eigenschaftslos. Die Fahrt hinterließ nichts außer dem irrationalen Gefühl, dass dieses Fahrzeug nicht das richtige war. Wäre es ein Mensch gewesen, hätte in seinem Pass „Besondere Kennzeichen: keine“ gestanden.

      Zurück in der Avenida E stand der Verkäufer noch immer in derselben Haltung in der Auffahrt und beendete seine Zigarette. Shane gab ihm die Schlüssel.

      „Ich denke darüber nach“, log er.

      Mit einem gleichgültigen Achselzucken verschwand der Mann in seinem Haus.

      Der nächste Versuch befand sich günstigerweise nur einige Blocks entfernt. Laut Anzeige handelte es sich um einen 79er Cadillac Eldorado. An der beschriebenen Adresse fand Shane ein Gebäude, das aussah, als sei es in besseren Jahren einmal eine Tankstelle gewesen. Dem Banner über der Einfahrt nach war er bei „Honest Hank – Ehrliche Gebrauchtwagen“ angekommen. Der Hof war mit einer ganzen Sammlung alter Cadillac–Modelle zugeparkt. Bevor Shane abgestiegen war, tauchte unter einer der geöffneten Motorhauben ein schwergewichtiger Mann auf. Er streckte Shane eine ölverschmierte Hand hin und entblößte zwei perfekte Reihen perlweißer Zähne zu einem freundlichen Grinsen.

      „Hi, ich bin Hank. Du kommst wegen dem Eldorado?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, angelte er aus seiner Overalltasche ein Schlüsselbund und klingelte damit vor Shanes Gesicht. Mit der anderen Hand deutete er in Richtung der aufgereihten Caddys.

      „Der Gelbe da, Zweiter von links.“

      Shanes Blick folgte dem Zeigefinger und fand den Eldorado. Von Gelb konnte keine Rede mehr sein, der Lack war von der Sonne so ausgebleicht, dass er an die Finger eines langjährigen Kettenrauchers erinnerte. Nicht dass die Farbe irgendeinen Einfluss auf seine Kaufentscheidung gehabt hätte. Der Verkäufer verschränkte seine breiten Arme und betrachtete den Cadillac mit einem Blick, als würde er ihn selber gerne kaufen.

      „Auspuff und Bremsen sind gerade gemacht. Caddys sind das Beste, Mann. Die halten ewig. Setz dich mal rein und dreh ’ne Runde.“

      Das Volumen des Innenraums war beeindruckend. Eine Übernachtung auf der Rückbank würde wahrscheinlich nicht weniger komfortabel sein als in einem King–Size–Hotelbett. Shane startete. Acht Zylinder wurden lebendig, was man lediglich an einem subtilen Vibrieren der Karosserie spüren konnte. Selbst das Ticken der Uhr im Armaturenbrett war lauter als der leerlaufende Motor. Vorsichtig zog Shane am Lenkradhebel der Automatik–Schaltung, bis der rote Zeiger auf den Buchstaben „D“ rutschte. „Ka–lunk“ sagte das Getriebe, und der Wagen schüttelte sich kurz. Dann setzte er sich schwerfällig in Bewegung. Dabei hatte Shane das ungute Gefühl, dass der Wagen eher ihn kontrollierte als umgekehrt. Wie der Kapitän eines Supertankers kurbelte er an dem monströsen Lenkrad. Folgsam schwenkte der Cadillac seine lange Nase in einem ausladenden Winkel in Richtung Straße. Die Hälfte des Eldorados hatte bereits den Hof verlassen, als Shane hinter sich ein metallisches Knirschen hörte. Erschrocken trat er auf die Bremse und blickte in den Außenspiegel, in dem ein durch den Lärm aufgeschreckter Hank herbeigeeilt kam. Der Wagen musste an irgendetwas hängen geblieben sein. Shane stieg aus und betrachtete das Unglück. Die Ecke der hinteren Stoßstange hatte sich am Pfosten des Eingangstores verfangen, war halb aus ihrer Halterung gerissen worden und stand jetzt in einem 45°–Winkel ab wie ein geknicktes Streichholz. Wenigstens schien der stabile Zaun die Aktion unbeschadet überstanden zu haben. Das Grinsen war aus Hanks Gesicht verschwunden und einem erschrockenen O gewichen.

      „Hey, Mann, was machst du denn?“ Er kniete sich vor dem Heck nieder und versuchte eine Weile erfolglos, die Stoßstange wieder in ihre alte Form zu drücken.

      „Tut mir leid. Bin wohl nicht an so große Autos gewöhnt.“ Beides entsprach der Wahrheit.

      Hank gab seine Reparaturversuche auf und blickte traurig auf das Hinterteil seines verunstalteten Wagens. Ratlos kratzte er sich am Hinterkopf.

      „Eigentlich müsstest du den jetzt kaufen.“

      Etwas in der Richtung hatte Shane befürchtet.

      „Aber ich sag dir was. Honest Hank ist kein Unmensch. Ich mach da morgen ’ne neue Stoßstange dran, dann kommst du noch einmal wieder und wir machen gemeinsam eine Probefahrt.“

      Shane akzeptierte das Angebot und radelte erleichtert vom Hof. Zwanzig Minuten später erreichte er sein letztes Ziel und bog in die Einfahrt eines schmucken Einfamilienhauses.

      Ein buntes Blütenmeer trennte den kurzen Weg zur Haustür vom frisch gemähten Rasen, auf dem sich ein ganzes Arsenal kitschiger Vorgartenobjekte ausgebreitet hatte. Noch bevor Shane die Klingel erreicht hatte, sprang die Haustür auf. Ein grauhaariger Mann, Typ zerstreuter Professor, eilte hinaus, als hätte er hinter dem Fenster gewartet. Er musste bereits an die 70 Jahre alt sein, bewegte sich aber mit einer für sein vermutetes Alter erstaunlichen Agilität. Während sein hellwacher Blick keine Sekunde von Shane wich, schnappte er sich ohne zu zögern dessen Hand und schüttelte sie begeistert. „Matthew Carpenter ist der Name. Herzlich Willkommen.“

      Alte Schule, kam es Shane in den Sinn. Fehlte nur noch, dass er einen Diener machte.

      „Du bist hier, um das Oldsmobile zu kaufen.“ Mehr Feststellung als Frage.

      Auf eine gewisse Art wurde der Kauz Shane sympathisch.

      „Weißt Du“, holte Carpenter aus, „dieses Auto hat noch nie einen anderen Besitzer gehabt. Der Wagen hat mir immer treue Dienste geleistet. Die Winter verbringe ich mit meiner Frau im Süden, und mit dem Oldsmobile sind wir jeden November dorthin gefahren – und im April wieder zurück. Aber jetzt werden wir alt und die Fahrt zu anstrengend. Wir werden uns wohl dauerhaft in der Sonne einrichten. Es wird Zeit, dass das Olds in gute Hände kommt. Tja, hier steht das gute Stück.“ Mit einer theatralischen Geste öffnete er das Garagentor. Eine gleißende Helligkeit blendete Shane. Vor ihm stand ein strahlendweiß lackierter Wagen, rein wie eine unbefleckte Leinwand, ein gewecktes Schneewittchen. Die Farbe schien von einer selbstleuchtenden Intensität, welche die Konturen des Blechs zu einer einzigen hellen Fläche verschwimmen ließ. Es war, als hätte Shane Jahre in der Dunkelheit verbracht und schaute nun auf eine sonnige Schneefläche. Dann gewöhnten sich seine Augen an den neuen Reiz und vor ihm stand ein gewöhnliches weißes Auto.

      Carpenter klopfte mit der flachen Hand viermal auf das Dach. „Oldsmobile. Delta. 88. Royale.“ Jedes Wort ein Befehl, ein Staccato des Besitzerstolzes. „Sieht aus wie gerade vom Fließband gelaufen, nicht wahr? Dabei ist das schon 15 Jahre her.“

      Shane ging langsam um das Oldsmobile herum. In der Tat machte der Wagen einen neuwertigen Eindruck. Nicht die kleinste Spur von Rost. Neue Reifen. Eine spiegelartige Lackierung. Anscheinend hatte er die letzten Jahre liebevolle Pflege genossen.

      „Einen

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