Beitrag zu einer neuen Sexualtheorie. Richard Grünenfelder

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Beitrag zu einer neuen Sexualtheorie - Richard Grünenfelder

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      Beitrag zu einer neuen Sexualtheorie

      In dieser Analyse (Oktober 1977) wird der Bereich der Sexualtheorie, sowie deren Zusammenhang durchleuchtet.

      In dieser Analyse vom Oktober 1977 wird der Bereich der Sexualtheorie beim Kleinkind durchleuchtet.

      Die ursprüngliche Analyse von 1977 wurde eingescannt und sprachlich korrigiert. Es wurden einige Fotos zur Information hinzugefügt. Am eigentlichen Inhalt wurde nichts geändert.

      Die Ergebnisse dieser Studie sollten natürlich im Zusammenhang von 1977 betrachtet werden.

      Richard Grünenfelder am 9.2.2018

      Urspr. Seminararbeit bei Prof. K. Widmer

      Impressum:

      Beitrag zu einer neuen Sexualtheorie

      Richard Grünenfelder

      Copyright: © 2017 Richard Grünenfelder

      published by: epubli GmbH, Berlin

      www.epubli.de

      ISBN 978-3-7375-2687-6

      1. Kritik und Vorschlag eines neuen Modells

      Die Grundlage dieser Arbeit bildet die Studie von Fricker/ Lerch 1976. Sie kritisieren darin zur Hauptsache das traditionelle Motivationsmodell, die Triebtheorie: "Sexualität ist bisher stets unter einem energetischen Aspekt beschrieben worden, d.h. sexuelles Verhalten wurde gesehen als getriebenes, von Kräften gelenktes Verhalten."(Fricker/ Lerch 1976, S.68).

      In der traditionellen Triebtheorie existieren verschiedene Abstufungen, auf die ich im Folgenden kurz eingehen möchte:

      1.1 Vor Freud: Die klassische Triebtheorie

      Um eine Begriffsverwirrung zu vermeiden, muss man den Begriff Motivation einführen und darunter alle Erscheinungen, die Verhalten mit Energie versorgen oder in eine bestimmte Richtung lenken verstehen. (vgl. Roth 1969, S.69). In der klassischen Triebtheorie wird der Trieb als Motivation zu Koitusverhalten verstanden. Diese Theorie hat sich bis heute erhalten z.B. im Psychologischen Wörterbuch von Dorsch aus dem Jahre 1963: "Unter dem Sexualtrieb versteht man die Gesamtheit der Triebregungen und Gefühle, die auf die Vereinigung mit einem Partner gerichtet sind. Die Befriedigung erfolgt in der Begattung." (S.136). Dieses naturdeterministische Motivationsverständnis lässt sich in der Formel M = T zusammenfassen, wobei M Motivation und T den spezifischen, biogen gegebenen Trieb zu einem bestimmten Verhalten bedeutet. Ein biogener Trieb ist nicht erlernbar sondern angeboren im Gegensatz zum soziogenen Trieb. (vgl. Graumann 1969, S.45ff).

      Bild 1: Mundugumor Frau mit Kind, Sepik River 1932; Fotografie des Institute of Intercultural Studies and the Library of Congress (Manuscript Division 152)

      1.2 Die Triebtheorie von Freud

      Freud kritisiert die obige Trieblehre, indem er aufzeigt, dass nicht nur das eine Ziel zur geschlechtlichen Vereinigung, sondern auch andere Ziele (Perversionen) (vgl. Freud 1926, S.7-22) sowie auch andere Sexualobjekte (S. 22-36) existieren. Er entdeckte, dass im Kind eine polymorph-perverse Veranlagung steckt. Diese Veranlagung ist nun im gesellschaftlichen Formungsprozess beeinflussbar, sodass z.B. in unserer Gesellschaft aus einem polymorph perversen Kind ein hetero-sexueller, genitaler und monogamer Erwachsener entsteht. Der Trieb erleidet also ein individuelles Schicksal durch die Konfrontation des Luststrebens mit der Realität (verschiedene Partialtriebe treten je nach Entwicklungsstand auf). Die sexuelle Motivation ist also kulturell lenkbar.

      Hingegen haben alle die verschiedenen Ausformungen sexueller Motivation (verschiedene sexuelle Verhaltensweisen) ihre biologische Wurzel als spezifische Realisierungen der libidinösen Energie. Er stellt den Trieb dar als etwas Unzerstörbares, Allgegenwärtiges. Freud sagt: "Unter einem 'Trieb' können wir zunächst nichts anderes verstehen als die psychische Repräsentanz einer kontinuierlich fliessenden, innersomatischen Reizquelle, zum Unterschied von 'Reiz', der durch vereinzelte und von aussen kommende Erregungen hergestellt wird. Trieb ist so einer der Begriffe der Abgrenzung des Seelischen vom Körperlichen." (S. 41). Bei Freud könnte demgemäss die sexuelle Motivation dargestellt werden als: M = T(L * Ts). Der Freud’sche Triebbegriff T ist das Produkt aus biogener Libido L und soziogenem Triebschicksal Ts. Um die Freud’sche Motivationsformel mit der klassischen zu vergleichen schreiben wir M = T * U, wobei U = Umwelt.

      1.3 Kritik am psychohydraulischen Modell

      Den beiden oben beschriebenen Theorien ist der Begriff Trieb, der biologisch verursachte Energie, also nicht etwas Gelerntes ist, gemeinsam. Schmidt nennt das Gemeinsame der beiden Theorien das psychohydraulische Modell: Regelmässig staut sich beim Menschen im sexuellen Bereich Energie an. Diese Energie erzeugt nun das Bedürfnis nach lustvoller Abfuhr. Kann dieses Bedürfnis nicht befriedigt werden, so wird der Mensch krank, neurotisch bzw. hysterisch. (vgl. Schmidt, G. 1975, S. 30-32).

      a) Im psychohydraulischen Modell wird der Sexualtrieb oft mit anderen Trieben wie Hunger, Schlaf, Ausscheidung usw. verglichen:

      - Verschiedene Untersuchungen haben aber gezeigt, dass z.B. Hunger keineswegs nur einen organischen Bedarfsmangel repräsentieren muss, sondern zur Hauptsache ein Produkt des Gewöhnungsprozesses ist. (vgl. Fricker/Lerch 1976, S.60). Hofstätter berichtet u.a. von einem Experiment an jungen Männern, bei denen die Nahrung während 6 Monaten auf ca. die Hälfte ihres gewohnten Quantums reduziert wurde, aber immer noch 1600 Tageskalorien betrug. Die Männer, die im organischen Sinne nicht hungerten, zeigten vielerlei Anzeichen von Entzugs- (Deprivations-) störungen. Sie wurden apathisch, nervös, usw.. (vgl. Hofstätter 1966, S. 199ff).

      - Weiter wurde die Annahme der zyklischen Natur des Sexualbedürfnisses widerlegt: Das Sexualverhalten des Menschen zeigt grosse Unterschiede: Phasen intensiver Betätigung wechseln ab mit Zeiten von sehr sporadischen oder keinen "Triebbefriedigungen". Im Sexualverhalten kann eine Gewöhnung auftreten, sodass gewisse Regelmässigkeiten auftreten. Diese unterscheiden sich aber nicht von anderen zur Gewohnheit gewordenen "Genüssen" wie Rauchen und Spazierengehen. (vgl. Kinsey/Pomeroy/Martin 1970, S.157-483).

      - Bei Hunger zeigt sich ein Absinken des Glukose-, Fett- und Aminosäuregehaltes des Blutes. Beim Sexualbedürfnis lässt sich kein solches messbares Äquivalent finden.

      - Nach Aufnahme einer bestimmten Nahrungsmenge ist der Hunger gestillt, hingegen hört die sexuelle Aktivität unter Umständen erst nach der körperlichen Erschöpfung auf; z.B. die Fähigkeit der Frauen mehrere Orgasmen durch fortgesetzte Stimulation zu erreichen.

      b) In der Trieblehre glaubt man an die Entstehung innerer Spannungen, die dann den Reiz zur Verminderung dieser Spannungen bilden. Schmidt verweist auf Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass Individuen nicht Spannungsverminderung anstreben, sondern gerade durch das Suchen von Spannung und Erregung motiviert werden. (vgl. Schmidt, G. 1975, S.32).

      c) Weil die Fortpflanzung ein universelles Phänomen allen organischen Lebens ist, liegt der Gedanke nahe, allen Lebenden sei ein Instinkt, sich fortzupflanzen eingeboren. Harlow wies aber nach, dass Tiere, die nicht bei lebenden Muttertieren aufwuchsen, sich, trotz längst vorhandener sexueller Reife keinem Paarungsakt unterziehen. (vgl. Harlow 1959) Untersuchungen von Spitz an Menschen deuten auf dasselbe hin. (vgl. Spitz 1973, S.38-60).

      Die

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