120 Naturlagerplätze im nordwestlichen Midtjylland, Dänemark. Die Veloscouts
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1. Naturlagerplätze und "freie Wälder"
Ganz Dänemark ist von einem Netz von Naturlagerplätzen und freien Wäldern überzogen. Sie dienen (Rad-)Wanderern zur Übernachtung und werden als "primitive Übernachtungsmöglichkeiten" bezeichnet. Naturlagerplätze sind Plätze, die Übernachtungsmöglichkeiten wie ganz einfache Zelt- oder Shelterplätze bieten, auf denen jedermann für kurze Zeit lagern darf. (Ausnahmeregelungen sind möglich.)
Als "Shelter" werden einfache Unterkünfte (Unterstände) bezeichnet, die oft aus Holz gebaut sind und normalerweise nur über einen Eingang verfügen. Sie können ganz unterschiedliche Formen aufweisen und werden in der Regel vor Ort zusammengesetzt, sodass sie sich oft gut in die Umgebung einpassen. Sie sollen vor allem vor Regen schützen – aber nicht vor Mücken – und Wind, weshalb die Öffnung heruntergezogen ist und nicht immer zur Platzmitte hin weist.
"Schlechtwettershelter" sind eine spezielle Variante dieser Shelter: Sie sind sehr groß und verfügen über eine Feuerstelle im Shelter, was bei den normalen Sheltern weder vorgesehen noch erlaubt ist. Feuer darf ohnehin nur in den vorgesehenen Feuerstellen gemacht werden. Neben dem Brandschutz sprechen auch Haftungsgründe dafür…
Bei den freien Wäldern handelt es sich um vom Umweltministerium ausgewählte Wälder, die nicht unbedingt deutlich gekennzeichnet sind. Eventuell finden Sie ein Schild, das darauf hinweist. In den freien Wäldern gibt es oft gar keine Infrastruktur – nur das, was die Natur bietet –, gelegentlich sind dort aber auch ausgewiesene und gepflegte Lagerplätze vorhanden. Achten Sie auf Schilder, die Lagerplätze anzeigen.
Oft liegen Lagerplätze an den viel befahrenen Fahrradrouten, aber bei weitem nicht immer. Es lohnt sich daher, die Augen offen zu halten und einmal nachzusehen, was sich hinter einem Schild verbirgt. (Auch wenn es manchmal einige 100 m dauert, bis ein – dann vermutlich wenig genutzter – Lagerplatz erreicht wird.)
Die offiziellen Schilder, die Shelter und Lagerplätze anzeigen, finden Sie hier links, in der Mitte die frei gestalteten Varianten privat betriebener Lagerplätze. Rastplätze sind keine Lagerplätze… Und das rechts dargestellte Schild sollten Sie unbedingt ernst nehmen…
Während im nördlichen Skandinavien – beispielsweise Schweden – das Jedermannsrecht gilt, findet dies in Dänemark keine Anwendung, da das Land zum größten Teil in Privatbesitz ist. Stattdessen stellen die dänischen Behörden zum einen "freie Wälder", zum anderen die erwähnten Naturlagerplätze bereit.
In den "freien Wäldern" ist das Zelten erlaubt, sofern diese Regeln eingehalten werden:
• Nur eine Nacht an der selben Stelle dürfen maximal zwei Zelte oder höchstens ein Drei-Mann-Zelt stehen.
• Zelte müssen außerhalb der Sichtweite von Gebäuden und Straßen stehen.
• Offenes Feuer ist verboten.
• Zugang mit motorisierten Fahrzeugen ist verboten.
• Strände und Dünen, die an die Wälder angrenzen, sind tabu.
Selbstverständlich muss beim Verlassen des Zeltplatzes der Abfall mitgenommen werden.
Für die Naturlagerplätze gelten diese Regeln:
Gäste dürfen maximal zwei Nächte hintereinander am gleichen Platz lagern, Ausnahmen sind nach Absprache mit den Betreuern der Plätze möglich. Oft schauen die Betreuer mindestens einmal am Tag am Platz vorbei…
Teilweise wird Geld für die Übernachtung verlangt, üblicherweise 20 kr. (knapp 3 Euro) pro Person und Nacht.
Selbstverständlich ist es, dass der Platz in einem ordentlichen Zustand verlassen wird. Es schadet auch nichts, einmal die Hinterlassenschaften der Vornutzer zu entsorgen, wenn das möglich ist.
Die Lagerplätze können ganz unterschiedlicher Art sein. Tatsächlich gibt es bei den primitiven Übernachtungsmöglichkeiten sehr unterschiedliche Typen:
Lagerplätze in Wäldern, mit und ohne Shelter, mit oder ohne Zugang zu (Trink-)Wasser
Lagerplätze an Sehenswürdigkeiten, (Natur-)Schulen, Museen oder Kirchen, oft mit Shelter und Zugang zu (Trink-)Wasser
Von den Pfadfindern betriebene Plätze: Hier wird oft um eine informelle Anmeldung gebeten. Meistens findet sich irgendwo eine Telefonnummer.
Lagerplätze auf Wiesen oder sonstigen Plätzen, teilweise ohne jede Infrastruktur
Kanuplätze oder ähnliches: Diese normalerweise kommerziell betriebenen Plätze stehen natürlich auch (Rad-)Wanderern offen. Sie werden normalerweise mit Schildern an der Straße angekündigt. "Put & Take" Angelseen verfügen oft über derartige Plätze. Bei vielen dieser Plätze werden deutlich höhere Gebühren für Übernachtungen erhoben.
Lagerplätze an Häusern, meistens privat und fast immer kommerziell betrieben ("Bezahlplätze")
Bei diesen Plätzen ist die Nutzung etwas problematisch, wenn die Betreiber nicht anwesend sind. (Viele Dänen reisen gern, auch im Sommer…) Ob Sie dann den Platz nutzen können, hängt von den Umständen ab und muss individuell entschieden werden.
Obwohl die Lagerplätze eigentlich nicht für PKW zugänglich sein sollten, werden viele – insbesondere jene, die über eine leicht erreichbare Zufahrt verfügen – dieser Lagerplätze auch von dänischen Familien für Ausflüge und beispielsweise Geburtstagsfeiern genutzt. Dann ist es selbstverständlich, dass wir Gäste uns entsprechend verhalten. (Oft führt gerade das zu interessanten Begegnungen: Mehr als einmal wurden wir zu einer dieser Feiern eingeladen und köstlich verpflegt…, Dänen sind in der Regel sehr gastfreundlich.)
Bei vielen – aber nicht allen Lagerplätzen – gibt es einfache Toiletten. Allerdings sind diese oft als "Plumpsklo" ausgeführt – selbst wenn die Karten sie als WC bezeichnen –, da Trinkwasser eine kostbare Ressource ist. Manchmal lohnt es sich, einen in der Nähe gelegenen Parkplatz aufzusuchen, um die möglicherweise dort vorhandenen Toiletten zu benutzen.
2. Buchbare Plätze
In zunehmenden Maße ist es möglich, einzelne Plätze via Internet zu "reservieren". Was für den Einzelnen nützlich sein kann, ist für Radwanderer oft von Nachteil. Meistens wird man an diesen Plätzen auch dann noch gern aufgenommen, allerdings gibt es auch andere Erfahrungen.
Dies führt in Dänmark zu Diskussionen, die in den Gemeinden und Kommunen noch nicht abgeschlossen sind. Teilweise gibt es die Regel, dass nur ein Teil der Shelter auf einem Platz reservierbar ist, die anderen sind dann frei. Einige Plätze weisen heute mit Schildern auch explizit darauf hin, dass sie nicht buchbar sind…
Die genauen Regeln für das buchen von Plätzen variiert von Kommune zu Kommune, wie es auch viele verschiedene Web-Seiten gibt, die Reservierungen ermöglichen. Eine Einschränkung scheint aber durchgängig zu gelten: Wird eine Resevierung nicht bis um 18:00 genutzt, verfällt sie.