Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II. Hymer Georgy
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Читать онлайн книгу Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II - Hymer Georgy страница 17
„Ich glaube nicht, dass das gewöhnliche Einbrecher waren!“, entgegnete Freysing, aber täschelte der Frau dabei mit einer Hand beruhigend den Oberarm. Er spürte dabei muskulöse Festigkeit, aber wenig besonderen Umfang. An der Wohnungstür waren keine massiven Einbruchspuren sichtbar. Sein geschulter Blick erkannte, dass halbwegs Profis am Werk gewesen sein mussten, die keinen Winkel ausgelassen hatten. Wenn Holler bei Irina irgendetwas verstreckt haben sollte, dann war es von ihnen wahrscheinlich auch gefunden worden.
„Wenn nicht Einbrecher, wer denn sonst?“, fragte sie, und sie gingen hinein.
„Diejenigen, die Marius umgebracht haben, sind vielleicht noch für einen weiteren Mord verantwortlich. Und Sie haben auch mein Zimmer in der Pension durchsucht. Diese Leute versuchen, etwas zu finden. Möglicherweise war es ja hier.“
„Oh mein Gott! Wo bin ich denn da hineingeraten!“, brachte sie hervor. „Am Besten ist es, ich rufe die Polizei.“
„Glauben Sie mir, das wollen Sie nicht wirklich!“, mahnte er jedoch.
„Sondern?“
„Sagen Sie mir lieber, was Sie wissen. Ich kann mir vorstellen, dass Marius hier irgendetwas deponiert hat. Etwas von großer Wichtigkeit.“
„Aber ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass wir uns vor seinem Tod nicht mehr getroffen haben.“
„Ja, das haben Sie gesagt. Aber war es auch die Wahrheit?“
„Es ist dasselbe, was ich der Polizei gesagt habe“, antwortete sie ausweichend. Sie wusste mehr, davon war Sax jetzt überzeugt.
In diesem Augenblick läutete die Türglocke. Sax, dem es beinahe wie ein kleines Deja-vu erschien, legte diesmal schnell einen Finger über die Lippen und bedeutete Irina damit, zu schweigen. Sie blickte ihn irritiert an, während der Mehrklang bereits ein weiteres Mal zu hören war.
„Erwarten Sie Gäste?“, fragte Sax leise. Sie schüttelte verneinend den Kopf.
Er dachte daran, dass es möglicherweise einmal mehr Blansko mit seinem Assistenten sein mochte, der von sich gegeben hatte, Irina noch einmal aufsuchen zu wollen. Denen wollte er jetzt eigentlich nicht begegnen. Nach dem Mord an Steiner konnte es allerdings auch jemand ganz anderes sein. Seine Pistole befand sich im Gepäck am Flughafen, und er glaubte kaum, dass Irina im Besitz einer Schusswaffe war. Er bedeutete ihr, tiefer in das Wohnzimmer hinein zu gehen, dann schlich er selbst mit wenigen Schritten durch den kurzen Flur zur hinausführenden Tür. Gerade, als er die Gegensprechanlage betätigen wollte, hörte er ein kurzes Hüsteln jenseits des dünnen Holzes. Der oder die Besucher waren bereits hier oben!
„Ja, Bitte?“, fragte Sax, dabei dicht neben dem Eingang stehend, ohne diesen zu öffnen.
„Die Post. Eine Eilzustellung für Frau Nohydlouhý!“, sagte die Stimme auf der anderen Seite. Es war der Sprache nach ein Einheimischer – aber wie kam er hier herauf? Freysing blieb vorsichtig.
„Legen Sie es vor die Tür. Ich bin nicht angezogen, und Irina schläft!“, behauptete er rasch und sagte es so, als stünde er direkt hinter dem Holz. Er beugte sich weit herüber und blickte sehr kurz durch den Türspion. Der Mann davor trug nicht die blaue Uniform der tschechischen Post, sondern einen vorn offen stehenden Sommermantel mit leichter Kleidung darunter, und in einer Hand einen Gegenstand, der weder Brief noch Päckchen war. Durch das Okular wirkte er verzerrt, aber Sax erkannte, dass er nicht besonders kräftig gebaut war, ein einigermaßen schmales Gesicht besaß und lange dunkle ungepflegte Haare, die beidseitig herab gekämmt tief bis über den Hals reichten, sich vorne aber unnatürlich weit über die Stirn zurückgezogen hatten.
„Geht nicht. Ich benötige eine Signatur auf dem Pad…!“, behauptete die ungepflegte Erscheinung gerade. Freysing riss mitten im Satz die Tür auf und schlug sogleich ansatzlos mit aller Kraft zu. Er traf den Arm des Gegners, sodass dieser die Pistole, die der geübte Agent durch den Spion hindurch erblickt hatte, fallen ließ und ihr Besitzer deren Bewegung mit den Augen folgte. Diesen überraschenden Moment ausnutzend, setzte Sax mit zwei harten Schlägen in dessen Bauch und auf das Kinn nach, sodass der Fremde einen Schritt zurück taumelte und auf den Hosenboden umstürzte. Es war ein einziger flüssiger Angriff.
Der Agent nahm einen der kleineren tönernen Blumentöpfe, die auf den Schemeln in der Nähe standen, und schlug diesen seitlich gegen den Kopf des Mannes, der daraufhin zusammenbrach und vollends die Besinnung verlor. Der Topf ging dabei zu Bruch und dessen Scherben verteilten sich auf dem Steinboden. Die Reste samt der Pflanze, die er noch in der Hand hielt, legte er achtlos zurück auf den Schemel.
Einen Augenblick lang wartete Freysing besorgt. Hinter den anderen Türen der Etage blieb es jedoch still. Irgendwo lief ein Fernseher. Eine männliche Stimme darin sagte gerade laut in Landessprache: „Du elender Hund, nun hast du bekommen, was du verdienst!“ Freysing lächelte. Niemand von den näheren Hausbewohnern war durch den abrupten, kurzen Lärm aufmerksam geworden.
Sax las die Pistole vom Boden auf, steckte sie hinten in seinen Hosengürtel, dann fasste er den gerade eben Bewusstlosen mit beiden Händen am Mantelaufschlag und schleifte ihn rückwärts ganz in Irinas Wohnung hinein. Sein Gegner stöhnte leise, erwachte aber noch nicht wieder. Sax verschloss sorgfältig die Wohnungstür von Innen und blickte in das erschrockene Gesicht der jungen Frau, die wie erstarrt und mit einem Handrücken vor dem Mund auf dem Sofa saß, gegenwärtig nicht einmal eines Schreies fähig.
„Wer ist das?“, stieß sie hervor, nachdem sie sich fasste. „Und was haben Sie mit ihm gemacht?“, fragte sie, immer noch erschrocken.
„Ein Halunke. Aber ich hab´ ihm eine gepflanzt!“, stellte Sax trocken fest.
„Hat er nicht gesagt, er sei von der Post?“
Der Mann am Boden gab bereits wieder Geräusche von sich, brabbelte etwas, blieb aber noch außer Gefecht.
„Ja, hat er, aber das, was er ihnen zustellen wollte, war äußerst ungesund.“
Sax nahm die Pistole aus dem Gürtel und zeigte sie ihr. Dann ließ der das Magazin herausgleiten und drückte eine Patrone in seine Handfläche. Sie war an dem eigentlich spitzen Ende manuell deutlich abgeflacht worden. Ein klassisches Dum-Dum-Geschoss! Durchaus möglich, dass ein solches Steiner getötet hatte.
„Oh, mein Gott!“, hörte er, während er es tat, von ihr. „Sie meinen, er wollte mich umbringen?“, fragte sie ungläubig.
Er sagte nichts dazu, sondern schob das Magazin wieder hinein. Dann kniete er neben dem mordlustigen Kerl nieder und durchsuchte ihn oberflächlich. Weitere Waffen förderte er nicht zutage, allerdings einen unlängst abgelaufenen tschechischen Ausweis.
„Ondrej Zbytečný“, las er vor. „Sagt ihnen der Name etwas?“ Irina schüttelte den Kopf. Es sah ehrlich aus. Er hatte auch nichts anderes erwartet. Der Führerschein, den er bei ihm fand, lautete ebenfalls auf diesen Namen, und beide Plastikkärtchen wirkten echt. Die Wohnadresse lag in einem kleinen Ort etwa sechzig Kilometer östlich von Prag. Ansonsten trug er nichts bei sich, was auf seine Herkunft schließen ließ, nur den üblichen Krempel, und einen kleinen Schlüsselbund. Kein Profi! Ein Profi hätte niemals einen Ausweis dabei, jedenfalls keinen echten.
Der Mann rührte sich erneut. Sax gab ihm zwei, drei leichte Schläge mit der freien Hand auf eine Wange, sodass er die Augen aufschlug, und sogleich auf die Pistole starrte, die