Blutgefährtin 3. Thomas M Hoffmann
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Читать онлайн книгу Blutgefährtin 3 - Thomas M Hoffmann страница 15
«Guten Tag, Madame. Ich bin Monsieur Bonnet.»
«Guten Tag Monsieur. Ich heiße Trish Polignac. Hätten Sie ein paar Minuten Zeit für mich?»
«Aber selbstverständlich. Bitte kommen Sie in mein Büro. Kaffee?»
«Gerne. Mit Milch ohne Zucker bitte.»
Während Andrej einen Kaffeeautomaten bedient, der in seinem Büro steht, setze ich mich und versuche, einen Eindruck von dem Menschen zu bekommen, der hier arbeitet. Alles sieht aus, als wäre es an seinem Platz, also ist Andrej vermutlich recht ordentlich, aber sein Schreibtisch ist weniger aufgeräumt. Möglicherweise versinkt er in seiner Arbeit, so dass seine Ordnungsliebe dann in den Hintergrund tritt. Die Bewegungen, mit denen er den Kaffee bereitet, sind präzise, obwohl er ab und zu einen neugierigen Seitenblick auf mich wirft. Doch er hält sich zurück, bis er eine Tasse vor mir abstellt.
Andrej nimmt auf seinem Bürostuhl Platz.
«Wie kann ich ihnen helfen, Madame Polignac?»
Ich nehme einen Schluck von dem Kaffee, das Aroma ist sanft, die Milch frisch. Ich lächele ihm zu.
«Es tut mir leid, sie hier während ihrer Arbeitszeit zu überfallen, aber mein Anliegen ist eher privater Natur.»
Das vertieft die Verwirrung auf seinem Gesicht.
«Aha, und darf ich fragen worum es sich handelt.»
«Ich würde gerne über eine gemeinsame Freundin mit ihnen reden. Es ist sehr wichtig. Da ich nur heute in der Gegend bin, wollte ich sie bitten, dass wir uns heute Abend bei einem gemütlichen Glas Wein treffen, um uns in Ruhe unterhalten können.»
Andrej scheint nicht zu wissen, was er aus mir machen soll. Er überlegt einen Moment.
«Um welche Freundin handelt es sich?»
«Aber Monsieur Bonnet. Wo wäre denn der Spaß bei einer solchen Unterhaltung, wenn ich ihnen alle Geheimnisse sofort verraten würde? Treffen Sie sich heute Abend mit mir und Sie werden es herausfinden.»
«Es ist nicht meine Angewohnheit, mich mit einer fremden Frau so ohne weiteres privat zu treffen.»
«Tun sie einfach so, als wäre es ein geschäftliches Treffen. Sie haben doch sowieso nichts vor heute Abend, nicht wahr?»
«Nein, das habe ich tatsächlich nicht.»
Ich kann geradezu sehen, wie Neugierde und Unsicherheit in ihm kämpfen. Schließlich siegt der Blick auf meine Figur. Welcher Mann kann schon einem geheimnisvollen Rendezvous mit einer hübschen, jungen Frau widerstehen?
«Na gut, ich gebe zu, Sie machen mich neugierig. Haben sie einen besonderen Ort im Sinn?»
«Nein, ich kenne mich hier nicht aus. Schlagen Sie etwas vor.»
«Nicht weit von hier gibt es einen sehr guten Italiener.»
«Nein, ich esse abends nichts. Mir wäre ein Weinlokal lieber.»
«Na gut. In der Rue du General Leclerc gibt es ein gutes Weinlokal, die sieben Amphoren. Wäre ihnen sieben Uhr Recht?»
«Ja, das hört sich gut an. Ich werde da sein.»
Damit beende ich meine Kaffee und erhebe mich.
«Dann will ich Sie nicht weiter von ihrer Arbeit abhalten. Auf Wiedersehen und bis später.»
Andrej ist ebenfalls aufgestanden und gibt mir zum Abschied die Hand. Seine ist warm und angenehm, vermutlich bemerkt er, dass sich meine sehr kalt anfühlt. Aber er sagt nichts.
Damit verlasse ich das Büro und gehe den Weg zurück, den ich gekommen bin. Nicht nur Andrejs Augen ruhen auf mir und ich höre sogar, wie jemand hinter mir seinem Kollegen etwas höchst Unanständiges zuflüstert. Wie gut, dass Pierre nicht dabei ist, er würde diesen Männern vermutlich so viel Angst einjagen, dass sie sich für Wochen nicht mehr trauen würden, hinter einer Frau her zu starren.
Nachdem ich so den ersten Schritt, Andrejs Weltbild ins Wanken zu bringen, erfolgreich hinter mich gebracht habe, habe ich den Nachmittag frei. Ich benutze ihn für rein touristische Aktivitäten und schaue mir das Städtchen genauer an. Viel hat es eigentlich nicht zu bieten, zumindest nicht im Vergleich zu den Mittelmeer Städten, die ich gewohnt bin. Die Größe der Stadt ist wohl ausschließlich darauf zurückzuführen, dass sich hier früher zwei wichtige Handelswege getroffen haben und dadurch ein größerer Marktflecken entstanden ist. Aber für Touristen gibt es wenig Interessantes, selbst das hiesige Kloster ist weniger bedeutend als das in Lorgues.
Da ich noch etwas Zeit habe, nachdem ich alles gesehen habe, gehe ich ins Hotel und mache mich ein wenig frisch. Das größte Problem sind wie immer meine Haare. Wie soll man nur seine Frisur richten, wenn man kein Spiegelbild hat? Ich muss sie also rein nach Gefühl ordnen, aber irgendwie befürchte ich, dass ich wie eine Vogelscheuche aussehe. Wenn Andrej es wagt, darüber zu lachen, dann wird er die unangenehme Seite von Vampiren kennenlernen.
Schließlich ist es Zeit und ich hole tief Luft. Er hat einen netten und interessanten Eindruck gemacht, Valerie hat ausnahmsweise einen sehr guten Geschmack bewiesen. Ich hoffe, meine Mission gelingt, aber ich ahne, dass es nicht einfach werden wird. Andrej scheint einen scharfen und sehr skeptischen Verstand zu haben.
Als ich das Weinlokal betrete, bin ich ein wenig zu früh, aber Andrej sitzt bereits da. Er erhebt sich, um mich zu begrüßen und ich lasse zu, dass er mich zu meinem Stuhl führt und mir hilft, mich hinzusetzen. Eigentlich bin ich für die modernere Variante der Mann-Frau Beziehungen, aber ich bin solche Gesten inzwischen gewöhnt. Pierre ist in einer ganz anderen Zeit aufgewachsen und zeigt mir oft auf diese Weise, wie wertvoll ich ihm bin. Andrej scheint auch eine Erziehung der alten Schule genossen zu haben. Er fragt mich auch nicht sofort aus, sondern reicht mir die Weinkarte.
«Und Sie wollen wirklich nichts essen? Ich lade Sie auch ein.»
«Nein danke. Nur einen Wein.»
Mit einem kurzen Blick auf die Karte überzeuge ich mich davon, dass dieses Lokal tatsächlich recht gut sortiert ist, dann reiche ich sie aber zurück an Andrej.
«Suchen Sie bitte aus.»
«Rot oder Weiß?»
«Einen roten bitte.»
Er wirft mir einen scharfen Blick zu, als wüsste er, dass ich ihn auf die Probe stelle und bestellt dann einen Bordeaux Superieur, den wir auch in unserem Angebot haben. Je nach Jahrgang ist das tatsächlich eine ausgezeichnete Wahl.
«Nun, Madame Geheimnisvoll. Was verschafft mir jetzt die Ehre dieses Treffens?»
«Wie schon gesagt, eine gemeinsame Freundin hat mich gebeten, mit ihnen zu reden.»
«Wer und worüber?»
«Die Angelegenheit ist ein wenig delikat. Ich bin mir keineswegs sicher, ob ich tatsächlich mit ihnen darüber reden soll.»
Das hat er nicht erwartet, jetzt runzelt er die Stirn, als wäre er tatsächlich ärgerlich.
«Nicht?