Blutgefährtin 3. Thomas M Hoffmann
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Alle, Menschen, wie übernatürliche Wesen, lächeln uns dermaßen strahlend an, dass ich nicht anders kann, als mich über alle Maßen zu freuen. Ich bade in dem Glück, das mich von allen Seiten umgibt, der Liebe, die mir von Pierre zuströmt, dem Frieden, den ich im Herzen verspüre. Ich bin da, wo ich sein will, wo ich bleiben will, wo mein zuhause ist. Pierre und ich haben eine Ewigkeit vor uns, wir werden nicht altern, nicht krank werden, für immer zusammen sein. Was könnte es Schöneres geben?
Mein Kopf dreht sich, als ich mich an der Seite von Pierre auf den Stuhl setze, der vor den Stufen zum Altarraum aufgestellt wurde. Großvater lässt mich los, um zu seinem Platz zu gehen und der Priester fängt an, die Gemeinde zu begrüßen. Aber seine Worte und das, was die Gemeinde tut, gehen in einem Rauschen unter. Pierres Gedanken berühren mich sanft, er überträgt keine Worte, sondern seine Gefühle. Ich spüre seine Bewunderung für mein Kleid, für mein Aussehen, seine Ehrfurcht, mich zu kennen und lieben zu dürfen, sein Versprechen, bei mir zu sein. Beinahe hätte ich angefangen zu weinen. Ich öffne mein Inneres und lasse Pierre meinerseits an den Gefühlen teilhaben, die mich erfüllen. Alles andere wird unwichtig, das Spiel der Orgel, die Lieder, die gesungen werden, die Predigt des Priesters, alles verschwimmt vor dem Einzigen, was wichtig ist.
Pierre ist hier und bei mir.
Meine Gedanken werden plötzlich durch eine erwartungsvolle Stille unterbrochen. Verwirrt konzentriere ich mich wieder auf die Geschehnisse vor mir. Der Priester steht vor uns und schaut uns an. Er hat irgendetwas gesagt, aber ich habe nicht mitbekommen was es war. Ich muss ihn wohl sehr verwirrt angeschaut haben, denn er wiederholt lächelnd seine Worte.
«Ich bitte das Brautpaar und die Trauzeugen nach vorne.»
Ah ja, stimmt. Wir sind ja hier, um zu heiraten. Großvater hatte den Ablauf vorher mit uns detailliert durchgesprochen, aber alles, was er gesagt hat, ist weg. Ich weiß nur noch, dass wir nach vorne gehen sollen, um das Trauversprechen abzugeben und die Ringe zu tauschen. Wie lautet doch gleich das Trauversprechen? Ich weiß nichts mehr, gar nichts. Dabei haben Pierre und ich es extra zusammen ausgesucht und den Priester mühevoll überredet, von der normalen katholischen Formel abzuweichen. Oh Gott, ich werde mich vor allen Leuten hoffnungslos blamieren.
Zittrig stehe ich auf und steige die Stufe zu dem Altarraum hinauf, wo Pierre auf mich wartet. Inès, die meine Trauzeugin ist, steht schon bereit. Dennoch bin ich nicht die Letzte, denn Charles, der der Trauzeuge für Pierre ist, braucht noch länger als ich. Nicht nur, dass es nicht seiner würdevollen Haltung entspricht, zum Altar zu hasten, in den letzten zwei Jahren seit den Ereignissen um Gregori, ist er auch langsamer und weniger dynamisch geworden.
Der Priester wartet geduldig bis alle bereit stehen, dann erst beginnt er mit der Zeremonie.
«Wir haben uns heute hier versammelt, um diese beiden jungen Leute, Pierre Polignac und Trish Strong, in den Stand der Ehe zu erheben. So schließt jetzt vor Gott und vor der Kirche den Bund der Ehe, indem Ihr das Vermählungswort sprecht. Dann steckt einander den Ring der Treue an.»
Pierre wendet sich mir zu und nimmt meine rechte Hand. Dann spricht der Priester das Trauversprechen vor und Pierre spricht es nach, nicht nur laut für alle hörbar, sondern auch in Gedanken. Seine Worte sind gerahmt von den Gefühlen der Liebe, ich spüre den Ernst, den er hinter dieses Versprechen legt. Fast hätte ich wieder angefangen zu weinen, aber ich kann mich gerade noch beherrschen.
«Trish Strong, ich sage Ja zu dir in allen guten wie auch in allen schlechten Zeiten. Ich sage ja zu dir, wo der Weg einfach und eben ist und wir voller Freude zusammen sind. Ich sage ja zu dir, wo der Weg steil ist und uns die Hoffnung fehlt. Wenn du froh bist, werde ich bei dir sein, wenn du traurig bist, werde ich dich trösten. Wenn du Siege erringst, werde ich mich mit dir freuen, wenn dir Unrecht widerfährt, werde ich für dich kämpfen. Ich will dich lieben, achten und ehren und dir stets die Treue halten. Denn du bist mein Glück, meine Liebe, mein Leben. Dieser Ring soll das Zeichen meines Versprechens sein für alle Tage unseres Lebens.»
Damit steckt er mir den Ring an, den er von dem Kissen genommen hat, das Charles bereithält. Jetzt wendet sich der Priester an mich.
«Trish Strong, nimm die rechte Hand von Pierre und sprich mir nach.»
Jetzt ist es so weit. Plötzlich erfüllt mich eine Ruhe und Klarheit, dass jede Nervosität wie weggeblasen ist. Das hier ist mein Pierre, das ist unsere Stunde, alle Ereignisse seit dem Moment vor fast drei Jahren, als ich Pierre das erste Mal gesehen habe, sind auf diesen Augenblick hinausgelaufen. Es hat sich unendlich viel verändert seit damals, aber eines war immer unerschütterlich. Meine Liebe zu diesem Mann. Entschlossen ergreife ich Pierres rechte Hand und wiederhole die Worte, die der Priester mir vorspricht. Ich spiegle Pierres Verhalten, indem ich meine Worte und meine Gefühle in Gedanken wiederhole und an ihn übertrage.
«Pierre Polignac, ich sage Ja zu dir in allen guten wie auch in allen schlechten Zeiten. Ich sage ja zu dir, wo der Weg einfach und eben ist und wir voller Freude zusammen sind. Ich sage ja zu dir, wo der Weg steil ist und uns die Hoffnung fehlt. Wenn du froh bist, werde ich bei dir sein, wenn du traurig bist, werde ich dich trösten. Wenn du Siege erringst, werde ich mich mit dir freuen, wenn dir Unrecht widerfährt, werde ich für dich kämpfen. Ich will dich lieben, achten und ehren und dir stets die Treue halten. Denn du bist mein Glück, meine Liebe, mein Leben. Dieser Ring soll das Zeichen meines Versprechens sein für alle Tage unseres Lebens.»
Dann stecke ich ihm seinen Ring an. Der Priester ergreift unsere jeweilige rechte Hand, legt sie ineinander und umschließt sie mit seinen eigenen Händen.
«So schließt jetzt vor Gott und vor der Kirche den Bund der Ehe, indem Ihr das Ja- Wort sprecht. Pierre Polignac, ich frage dich jetzt vor Gottes Angesicht: Nimmst du deine Braut Trish Strong an als deine Frau und versprichst du, ihr die Treue zu halten in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, und sie zu lieben, zu achten und zu ehren, bis der Tod euch scheidet?»
«Ja» antwortet Pierre klar und deutlich.
«Trish Strong, ich frage dich jetzt vor Gottes Angesicht: Nimmst du deinen Bräutigam Pierre Polignac an als deinen Mann und versprichst du, ihm die Treue zu halten in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, und ihn zu lieben, zu achten und zu ehren, bis der Tod euch scheidet?»
«Ja» antworte ich so sicher und klar, wie es mir möglich ist.
Damit legt der Priester seine Stola über unsere Hände.
«Im Namen des dreieinigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, erkläre ich euch Kraft meines Amtes zu Mann und Frau. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Trish und Pierre Polignac, möge der Segen des allmächtigen und gütigen Gottes allezeit mit euch sein.»
Wieder versinkt die gesamte Umgebung im Hintergrund. Pierre ist alles, was ich sehe, sein Lächeln, das Stolz und Freude ausdrückt, seine Ausstrahlung, die ich viel stärker wahrnehme als früher, seine Präsenz, die mich in den siebten Himmel trägt. Ich bemerke kaum, dass der Priester noch etwas sagt.
«Ihr dürft euch jetzt küssen.»
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Blitzschnell liege ich in Pierres Armen und wir küssen uns wie an jenem denkwürdigen ersten Abend. Dass unser Publikum in tosenden Applaus ausbricht, ist mir in diesem Augenblick völlig egal.