Maggie. Bettina Reiter
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„Wie geht es Duncan?“, wollte Alec wissen. Er hätte sie ruhig verteidigen können! Stattdessen ließ er Minnies Behauptung im Raum stehen. Als wäre sie tatsächlich eine Klette!
„Ausgezeichnet. Wir sind nach wie vor sehr glücklich miteinander.“
„Schön. Übrigens, Maggie und ich sind eine Woche hier“, wurde Alec mitteilsam wie eine alte Plaudertasche. „Vielleicht habt ihr Zeit, am Samstagabend zum Essen zu kommen.“ Maggie starrte ihn an und wünschte sich die Fähigkeit der Medusa. Alec hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank! Mit Minnie würde sie es keine fünf Minuten im selben Raum aushalten. Nun sollte sie diese Frau sogar bewirten? War nur zu hoffen, dass sie keine Zeit hatte.
„Liebend gerne“, säuselte Minnie in Maggies Richtung, der das Herz in die Hose rutschte. „Wir sind um sieben bei euch.“ Kaum war das letzte Wort verklungen, eilte sie aus dem Cottage. Als die Eingangstür ins Schloss gefallen war, wandte sich Maggie ihrem Zukünftigen zu.
„Aber sonst geht es dir gut. Wie konntest du diese Frau einladen? Sie ist schrecklich.“
„Sorry, ich wollte dich nicht übergehen.“ Unvermittelt zog Alec sie an sich. Jeglicher Widerstand schmolz dahin wie Schnee in der Märzsonne. „Aber Minnie ist schwer in Ordnung. Harte Schale, weicher Kern. Du wirst sie mögen, sobald ihr euch näher kennengelernt habt.“
„Wie kannst du das behaupten? Ihr habt euch eine Ewigkeit nicht gesehen.“
„Dennoch blieb sie mir in Erinnerung. Als kleiner Junge bin ich gern bei ihr gewesen.“ Er küsste Maggie zärtlich auf den Mund. „Komm schon, gib ihr eine Chance.“
„Dir zuliebe“, begrub sie ihren Widerstand. „Vielleicht ist sie wirklich netter, als es den Anschein macht. Aber das kostet dich eine Liebesnacht.“
„Das wäre ganz in meinem Sinn“, sagte er nahe an ihrem Mund, bevor er sie in aufregender Weise küsste und sie da weitermachten, wo Minnie sie gestört hatte.
♥♥♥
Vogelzwitschern verkündete den neuen Morgen, während Maggie das Frühstücksgeschirr abwusch. Alec und sie waren trotz einer kurzen Nacht früh auf den Beinen gewesen und bei der Erinnerung an seine Liebesschwüre und die unnachahmliche Leidenschaft erfasste sie ein warmes Gefühl. Nur die Begegnung mit Minnie trübte ihre Freude ein wenig. Christin und alles andere hatte sie dagegen erfolgreich in den Hintergrund geschoben.
War sie wirklich eine Klette? Sicher, sie hatte mit Alec die meiste Zeit verbracht, aber umgekehrt war es nicht anders. Da blieb nicht viel Zeit für Freundschaften. Nur gelegentlich ging Alec mit ein paar Schulkollegen oder seinem besten Freund Jerry – der die Nachbarfarm bewirtschaftete – auf ein Bier.
Auch sie hatte einige Bekannte im Ort. Teilweise kannte sie die Frauen ebenfalls aus ihrer Schulzeit oder aus dem Line-Dance-Club. Allerdings keine gut genug, um sie zum Junggesellinnen-Abschied einzuladen.
Seufzend griff Maggie zum Geschirrtuch und trocknete die blauen Porzellantassen ab. Alec war in den Ort hinuntergefahren, um ein paar Sachen zu besorgen. Sie wollten nachher wandern gehen und hatten unter anderem ihre Rucksäcke zuhause vergessen. Hoffentlich gab es in St. Agnes welche zu kaufen.
Als Maggie die Tassen in den Schrank stellte, fiel ihr Blick auf den Verlobungsring. Ein Erbstück von Alecs Ur-Großmutter Agnes. Stolz trug sie den Schmuck und würde ihn eines Tages an ihre älteste Tochter weitergeben. So verlangte es die Tradition. Da Polly und Hank keine weiteren Kinder hatten, wurde ihr diese Ehre zuteil.
Maggie merkte, dass sie lächelte und fuhr mit der Arbeit fort. Als der letzte Teller im Schrank verstaut war, hängte sie das Geschirrtuch über den Griff am Zusatzherd. Dann nahm sie ihre halbvolle Kaffeetasse und schlenderte zur Veranda hinaus. Dabei warf sie einen zweifelhaften Blick auf Hanks unzählige Jagdtrophäen, die sich im gesamten Cottage verteilten. Die meisten hingen im schmalen Flur. Fast ausschließlich welche von Büffeln, da Hank ein Cowboy- und Westernfan war und sich entsprechend kleidete. Deswegen nannte man ihn gerne den kornischen Cowboy, was er mit Freude zur Kenntnis nahm, so wie die Bewunderung seiner Trophäen, die auch auf der Farm die Wände verunstalteten. Den wenigsten Menschen band er auf die Nase, dass diese hässlichen Dinger Made in China waren.
Als Maggie ins Freie trat, atmete sie die salzige Seeluft tief in sich ein und nahm im Korbsessel Platz, der unter dem Vordach befestigt war. Das sanfte Schaukeln hatte etwas Entspannendes wie der Blick über den endlosen tintenblauen Atlantik, aus dem sich die rauen Klippen erhoben. Wie ein breites goldenes Band sandte die Morgensonne ihre Strahlen über die herbstliche Landschaft. Moose, Heidekrautteppiche und Stechginster, geheimnisvolle Moore, blaurosa Hortensienhecken oder ursprüngliche Weiden – an allen Ecken und Enden Cornwalls schien sich das Land neu zu erfinden. Mitsamt den malerischen Hafenstädtchen, den endlosen Stränden, den vielen Buchten und Höhlen, den wildromantischen Küsten sowie verwitterten Ruinen und magischen Steinkreisen, von denen eine ganz eigene Energie ausging. Mythen gehörten genauso zu Cornwall wie der würzige Wind, der in jeden Winkel wehte. Als ob er uralte Legenden von Generation zu Generation weitertragen wollte, damit Cornwalls Geschichte lebendig blieb.
Wer hier lebte, der liebte unweigerlich. Wenn nicht einen Menschen, dann zumindest die Heimat. Maggie empfand beides, und fragte sich plötzlich, ob sie woanders ähnlich fühlen würde. New York, Dublin oder Berlin. Großstädte boten viele Möglichkeiten, aber trotz ihrer Fortbildung in London hatte sie früher nie von einer Karriere oder dem Leben in einer dieser Metropolen geträumt. Allerdings ändern sich Menschen im Laufe der Zeit und die fehlende Alternative in Redruth tat ihr Übriges. Alec ging es scheinbar ähnlich, der ein schwereres Los hatte als sie. Hank baute auf ihn, war mit Leib und Seele Farmer. Darum ließ er den Gedanken erst gar nicht zu, dass es seinem Sohn anders gehen könnte.
Das Schlagen der Kirchturmuhr hallte herauf. Geruhsam wie ein Herzschlag. In Gedanken zählte Maggie mit, obwohl sie wusste, dass es zehn sein musste. Wo Alec bloß so lange blieb?
Eine Frage, die bis zur Mittagszeit unbeantwortet blieb. Einige Male war Maggie nahe daran, ihn anzurufen, verwarf den Gedanken jedoch wieder, woran nur Minnie schuld war! Vor dieser Begegnung der dritten Art hätte sie ohne nachzudenken seine Nummer gewählt. Nun saß sie am Küchentisch und starrte auf das Handy.
Als sich endlich Motorgeräusch näherte, sprang sie auf und humpelte fluchend zum Fenster, da ihr rechter Fuß eingeschlafen war. Fahrig schob sie den Vorhang beiseite, um hinauszuspähen. Kaum rückte Alecs schwarzer Mazda in ihr Blickfeld, erfasste sie Erleichterung, die umgehend in Hektik umschlug. Sie musste sich irgendwie betätigen. Nicht, dass er auf die blöde Idee kam, sie hätte Däumchen drehend auf ihn gewartet …
Schnell massierte sie sich den Fuß, schnappte sich in der nächsten Sekunde ein Staubtuch aus dem Schrank unter der Spüle und eilte ins angrenzende Wohnzimmer hinüber. Auch dieser Raum wirkte wie aus einer anderen Zeit. Die abgewetzte Couch und die beiden Armsessel hatten einen zarten pastellfarbenen Blümchenstoff. Unzählige Kissen mit selbstgehäkelten Überzügen schichteten sich darauf. Der rechteckige Massivholztisch war viel zu groß für den winzigen Raum. Wie der offene Kamin. Wenn man saß, musste man vermutlich zusehen, dass man nicht Feuer fing oder sich nicht die Haare versengte. Zumindest war das anzunehmen. Bisher war der Kamin in ihrem Beisein nie beheizt worden. Wahrscheinlich stand der dekorative Zweck im Vordergrund und den Mittelpunkt der Familie bildete ohnehin die Küche.
„Hier bin ich, Alec“,