Maggie. Bettina Reiter
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Читать онлайн книгу Maggie - Bettina Reiter страница 13
„Bist du wirklich glücklich?“, fragte ihre Mom am letzten Abend, als sie nach einem Einkaufsbummel in der Grafton Street und einer großen Portion Eis in der kleinen Konditorei auf der Half Penny Bridge standen. Einträchtig blickten sie auf den Fluss, während viele Menschen plaudernd an ihnen vorbeigingen.
„Wieso fragst du mich das ständig?“ Maggie lag das Eis plötzlich schwer im Magen.
„Weil du dich verändert hast.“ Sie musste sich einem prüfenden Blick von ihrer Mom unterziehen. „Eigentlich wollte ich meine Klappe halten, aber leider schaffe ich es nicht.“
„Oh, Mom, jeder verändert sich im Laufe der Zeit. Du tust es ja auch.“ Das stimmte. Rein äußerlich war sie zwar die Alte geblieben, doch eine gewisse Leichtigkeit umgab sie und ein ganz eigener Glanz lag in ihren Augen. Sie wirkte jünger und lebendiger.
„Nun ja“, erwiderte ihre Mom und lächelte versonnen, „liegt vielleicht an meinem Freund.“
Das klang beinahe so, als hätte sie eine Beziehung! „Ein netter Freundeskreis ist nie verkehrt.“ Das ausgerechnet aus ihrem Mund, denn mittlerweile pfiff Maggie sogar darauf. Man konnte sich ohnehin nur auf sich selbst verlassen. Grace vertrat dieselbe Ansicht.
„Mit besagtem Freund habe ich auch Sex.“
Maggie starrte ihre Mutter an. „So einen Freund hast du?“
„Ja, genau so einen Freund habe ich.“
„Ist es ernst zwischen euch?“
Das erneute Lächeln ihrer Mom war Antwort genug. „Wir lieben uns. Schon lange.“
„Wieso platzt du erst jetzt damit heraus?“
„Ich hätte dir gerne eher davon erzählt, aber du wolltest ja nichts von ihm hören.“
In Maggie begann es zu arbeiten. „Wir reden von Donald McGarret, oder?“ Als ihre Mom nickte, wäre Maggie am liebsten in den Fluss gesprungen. „Wie konntest du dich bloß auf ihn einlassen? Du kennst meine Einstellung zu Finley. Ich bin froh, dass es keine Verbindung mehr zu ihm gibt. Und nun muss ich hören, dass sich ausgerechnet unsere Eltern aufeinander eingelassen haben!“
„Hätte ich dich um Erlaubnis bitten sollen?“, erkundigte sich ihre Mom spitz. „Donny und ich sind lange genug für euch Kinder dagewesen. Jetzt sind wir an der Reihe. Davon abgesehen habe ich keine Ahnung, was dir Finley getan hat. Der Junge ist in Ordnung. Deswegen hattest du keinen Grund, ihn derart mies zu behandeln.“
„Ich ihn? Sag mal geht’s noch? Der lügt, sobald er den Mund aufmacht.“
„Dasselbe dachte ich auch von Donald. Dabei war es nur ein Missverständnis, das uns getrennt hat. Aber weißt du, was das Schlimmste ist?“, sie sprach sofort weiter, als hätte sie Angst, dass Maggie sie daran hindern würde: „Dass wir viel kostbare Zeit verloren haben.“
„Die habe ich ebenfalls verloren, indem ich diesem Mistkerl hinterhertrauerte.“
„Und du tust es noch“, erriet ihre Mutter.
„Hör bitte auf, mir etwas zu unterstellen.“
„Gern. Sobald du aufhörst, dir etwas vorzumachen“, wurde ihre Mom energisch. „Das bist doch nicht du, Maggie.“ Sie deutete an ihr herunter. „Allein diese Business-Outfits, die du sogar in deiner Freizeit trägst. Die lackierten Fingernägel, das geschminkte Gesicht und die harten Züge. Wo ist dein zauberhaftes Lächeln geblieben? Nichts scheint dir mehr Freude zu bereiten. Nicht einmal mein Besuch, denn ich hatte ständig das Gefühl, dir nur lästig zu sein.“
„Das stimmt nicht“, wandte Maggie halbherzig ein, weil ihr Vorwurf nicht aus der Luft gegriffen war. Sie musste sich auf die Arbeit konzentrieren. Stattdessen plagte sie sich mit einem schlechten Gewissen herum, dass ihre Mutter zu kurz kam.
„Doch, und das wissen wir beide. Du gehst so in deinem Job auf, dass du sogar die Freizeit als Feind betrachtest. Was haben die mit dir gemacht? Gehirnwäsche? Liebe oder Karriere, du hattest einmal die Wahl, Kleines. Leider scheinst du die falsche getroffen zu haben und ich bereue nichts mehr, als dass ich dich nicht vor diesem Fehler bewahren konnte.“
„Es war keiner“, beharrte Maggie, deren Finger sich schmerzhaft um das Geländer spannten. „Und nein, ich hatte keine Wahl, weil Alec gestorben ist.“
„Du weißt genau, dass ich von Finley spreche.“
Warum in Gottes Namen schien es, als ob ihr die Mutter diesen Kerl einreden wollte? Es war Sommer. Demnach müsste er seit einem Jahr verheiratet sein. Sollten sie doch alle auf heile Familie machen, aber ohne sie! „Lass mich endlich mit diesem Casanova in Ruhe.“
„Finley geht es ebenfalls nicht gut.“
Beinahe hätte Maggie laut aufgelacht. Gingen ihm die Lügen aus? Plagten ihn die Daumenschrauben seiner Ehe? „Dann hast du ja jemanden zum Bemuttern. Ich stehe dafür jedenfalls nicht mehr zur Verfügung, da ich erwachsen bin, falls du es übersehen haben solltest.“ Mit jedem Wort war ihre Mom blasser geworden und Maggie dachte an Grace. Daran, dass sie ihrer Mom gegenüber einen ähnlichen Ton anschlug, wie ihn ihre Chefin bei den Angestellten an den Tag legte. „Ich will mich nicht mit dir streiten, Mom“, lenkte Maggie ein, der plötzlich zum Weinen zumute war. „Und ich gönne dir dein Glück. Aber ich will weder daran teilhaben noch etwas darüber hören. Bitte respektiere das.“
„Mit anderen Worten: Donald oder du, willst du mir das damit sagen?“, erkundigte sich ihre Mom mit einem bitteren Zug um die Lippen.
Ihre Aussage klang schrecklich. „Wenn du mit Mister McGarret glücklich bist, dann genieße es. Doch erwarte nicht von mir, dass ich nach Cornwall komme, um mit euch gemeinsam an einem Tisch zu sitzen. Zumindest nicht in nächster Zeit, denn du hast recht: Ich empfinde noch etwas für Finley“, gab Maggie zu. „Deswegen fühle ich mich einer Konfrontation nicht gewachsen. Irgendwann vielleicht, jedoch nicht heute oder morgen. Ist das okay für dich?“
„Natürlich“, zeigte sich ihre Mom erleichtert. „Damit kann ich leben. Bis dahin reise ich eben zu dir nach Dublin.“ Sie zog Maggie in ihre Arme. „Und irgendwann kommst du nach Cornwall, versprochen?“
♥♥♥
Natürlich war ihre Mutter zutiefst enttäuscht, dass Maggie dieses Versprechen auch in den nächsten Jahren nicht einlöste. Als sie an einem kalten Januartag ein Bild von ihr erhielt, auf dem auch Donald und Finley neben dem geschmückten Weihnachtsbaum zu sehen waren, geriet sie nahe daran, ihre Mom voller Wut anzurufen, unterließ es jedoch.
Danach weinte sie bitterlich und verbannte anschließend das Foto in die grüne Plastikbox, worin mittlerweile ihr ganzes Leben von Cornwall lagerte. Das Album, die Muschel, der Bootsanhänger, der Quilt, selbst das Ultraschallbild. In dieser unscheinbaren Kiste, über die sie den Deckel geschoben hatte wie über ihre Vergangenheit.
Als Minnie Maggie vorwarf, ihrer Mom gegenüber undankbar zu sein, brach sie jeglichen Kontakt mit ihr ab. Danach ging sie längere Zeit nicht ans Handy, wenn ihre Mutter anrief. Bis sie es irgendwann doch tat. Ein Wort ergab das andere, denn Maggie machte ihr bittere Vorwürfe und fühlte sich missverstanden.