Revolution und Kontre-Revolution in Deutschland. Karl Marx

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Revolution und Kontre-Revolution in Deutschland - Karl Marx

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der »Intelligenz« sowie die Zunahme der Bildung, des Verkehrs und des politischen Interesses in den unteren Klassen schafft der Zeitungsliteratur, dann aber auch der Belletristik eine breitere Grundlage. Diese modernen Erscheinungen haben eine ganze Anzahl kleinerer Nationen literaturfähig gemacht, sie haben eine vlämische und norwegische Literatur ebenso geschaffen, wie eine tschechische. Dieselbe moderne Entwicklung, die in ökonomischer und wissenschaftlicher Beziehung die nationalen Schranken immer mehr niederreißt und den kleineren Nationen den Gebrauch der Weltsprachen aufdrängt, erzeugt neue nationale Literaturen.

      Alles das begünstigt die Lebensfähigkeit und Widerstandskraft der tschechischen Nationalität gegenüber der deutschen. Weit entfernt, von dieser noch zurückgedrängt zu werden, beginnt sie vielmehr bereits, ihr neuen Boden abzugewinnen. Namentlich geschieht dies durch das Mittel der inneren Wanderungen. Wie überall in modernen Staaten erzeugt auch in den slavischen Ländern die Bauernschaft einen starken Bevölkerungsüberschuß, den das flache Land nicht ernähren kann, der in die Städte und Industriegegenden zieht, das heißt in unserem Fall, in ehedem ganz oder halbdeutsche Gegenden. Kommt der slavische Proletarier oder Kleinbürger in eine ganz deutsche Stadt, so wird er bald germanisirt. In Wien ist vielleicht mehr als die Hälfte der Bevölkerung slavischen Ursprungs, und doch ist Wien eine deutsche Stadt. Kommt er aber in gemischtsprachige Städte, so verstärkt er dort das slavische Element, und die Stadt wird in dem Maße slavisirt, in dem sie wächst und ihre Industrie sich entwickelt. Marx konnte in vorliegender Schrift Prag noch eine halbdeutsche Stadt nennen. Heute ist sie fast ganz tschechisch; ebenso Pilsen. Und Brünn ist kaum noch deutsch zu nennen. Aber auch in reindeutschen Industriegegenden, in denen die slavischen Arbeiter in Kolonien, isolirt von ihrer Umgebung leben, widerstehen sie der Germanisirung und tragen zur Slavisirung der Gegend bei; so in den Industriedörfern Nordböhmens und Niederösterreichs und in den Bergwerksdistrikten. Etwas Aehnliches zeigt sich in Deutschland in Westfalen, dessen polnische Bergarbeiter ihre Nationalität bewahren, trotzdem sie in einer völlig deutschen Gegend leben.

      Die tschechische Nation ist aber nicht blos die Mutter eines zahlreichen und energischen Proletariats, sie kommt jetzt auch in die glückliche Lage, eine eigene Bourgeoisie aufweisen zu können; und auch ein Theil des Adels hat sich dieser Nation trotz seines deutschen Ursprungs angeschlossen, Dank der gemeinsamen Feindschaft, die beide gegen die liberale deutsche Bourgeoisie hegten.

      Die tschechische Nation besitzt also heute alle Ingredienzien eines modernen Kulturvolks. Das besagt aber, daß die Wiederkehr einer Haltung, wie sie die Tschechen 1848 und 1849 einnahmen, und wie sie Marx für die Zukunft befürchtete, unmöglich, daß alles, was er damals darüber sagte, heute gegenstandslos, nur noch eine Sache historischer Erinnerung ist. 1848 war die nationale Bewegung der Böhmen ein Klassenkampf, von einer Klasse, dem Kleinbürgerthum, geführt. Das ermöglichte es, daß die gesammte Nation zeitweilig als Feindin der Revolution auftreten konnte, und daß die nationale Bewegung eine einheitliche war. Heute ist die tschechische Nation von denselben tiefen Klassengegensätzen zerrissen, wie jede andere moderne Nation, und dies macht es unmöglich, daß sie je wieder einheitlich einer revolutionären Bewegung entgegenträte und sie verriethe.

      Gleichzeitig hat aber auch der nationale Kampf in Böhmen viel von seiner Bedeutung eingebüßt. 1848 war er ein Klassenkampf, ein Kampf zwischen Reaktion und Revolution, ein Kampf auf Leben und Tod, dessen Größe man an der Größe des Ingrimms messen kann, mit dem er Marx erfüllte. Heute herrschen unter den Tschechen dieselben Klassenunterschiede, wie unter den Deutschen, die Gleichheit der Klasseninteressen beginnt die nationalen Gegensätze zu überbrücken, der Gegensatz der Klassen innerhalb jeder Nation beginnt die starre nationale Geschlossenheit aufzulösen. Die nationalen Kämpfe in Oesterreich hören auf, entscheidende Bedeutung für die Geschicke der Völker zu haben; sie werden Katzbalgereien einzelner Kliquen, hinter denen theils verständnißloses Nachäffen der Tradition, theils bloße Eifersüchtelei oder gar nur das Bedürfniß steckt, schmutzige Machenschaften mit der nationalen Phrase zu decken. Eine nationale Bewegung, deren wichtigstes Kampfobjekt die Ein- oder Zweisprachigkeit von Straßentafeln oder der Sitz eines Gymnasiums ist, braucht eine wirklich revolutionäre Partei nicht zu beunruhigen.

      In demselben Maße aber, in dem die Bedeutung der nationalen Kämpfe in Oesterreich abnimmt, wächst die Bedeutung des Proletariats unter den Slaven dieses Landes. Und welche reaktionären Ueberraschungen Bauern und Kleinbürger noch in petto haben mögen, diese Proletarier haben bewiesen, daß sie zum Bewußtsein ihrer Aufgaben erwacht sind, und sie allein bieten bereits, abgesehen von allem Anderen, die hinreichende Garantie, daß die österreichischen Slaven als Nationalität nie wieder die Rolle spielen werden, die sie 1848 gespielt.

      Stuttgart, Mai 1896.

      K. Kautsky.

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