Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg. Gerstäcker Friedrich

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Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg - Gerstäcker Friedrich

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      Gesammelte Schriften

      von

      Friedrich Gerstäcker.

      Zweite Serie.

      Elfter Band.

      Volks- und Familien-Ausgabe.

      Im Busch. - Kriegsbilder

      Jena,

      Hermann Costenoble.

      Ausgabe letzter Hand, ungekürzt, mit den Seitenzahlen der Vorlage

      Gefördert durch die Richard-Borek-Stiftung und Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz

      Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V. und Edition Corsar, Braunschweig, 2021

      Herausgegeben von Thomas Ostwald nach der von Friedrich Gerstäcker

      eingerichteten Textausgabe für H. Costenoble

      Geschäftsstelle: Am Uhlenbusch 17, 38108 Braunschweig

      Alle Rechte vorbehalten! © 2016 / © 2021

      1.

      Der Ueberfall.

      Die Sonne verschwand eben hinter den wildzerrissenen Höhenzügen der blue mountains in New-South-Wales, und gab dem sonst so monotonen australischen Urwald, für kurze Zeit wenigstens, eine ganz eigenthümliche, selbst malerische Färbung und Schattirung. Rund umher freilich wahrte sich der Wald seinen grauen Charakter, der all' jenen endlosen Gumbäumen ein so trauriges, todtes Aussehen giebt, und wurde nur an wenigen Stellen durch einen frischgrünen kleinen Wattel mit seinen goldgelben duftenden Blüthen unterbrochen. Schon die zweite Bergschicht aber zeigte in den Dünsten des rasch erbleichenden Lichtes einen fast dunkelgrünen Mittelgrund, während noch weiter dahinter die entfernteren Gebirgsrücken ein nicht ganz so dunkles Blau annahmen, das bei dem allerletzten in ein lichtes, fast verschwimmendes Himmelblau überging.

      Das Firmament deckten leichte Wolkenschleier, und im Westen wurden die Nebelstreifen schon von den rosigen Abendtinten übergössen, als vier Männer den hier höchsten Gebirgszug, den sogenannten razorback, erreichten und wenige Secunden dort oben hielten.

      Ihr Anzug wäre im Innern Australiens schwerlich aufgefallen, denn Reisende im Busch machen auf keine große Toilette Anspruch, und bundlemen und stock-keeper1 tragen /4/ gewöhnlich eine so verwilderte und mitgenommene Außenseite, daß sie jeder Maler ohne die geringste Uebertreibung zu irgend einer Gruppe von Banditen oder Wegelagerern benutzen könnte.

      Bundlemen und Stockkeeper führen aber nur in Ausnahmefällen Waffen, während sich diese vier Burschen, trotz ihrem Bergmarsch, ordentlich damit beladen hatten, und um sie noch verdächtiger zu machen, betraten sie den über den Razorback laufenden Fahrweg erst oben auf der Wasserscheide und mitten aus dem Busch kommend. Es hätte ihrer Galgenphysiognomien kaum noch bedurft, der kleinen, sehr schweigsamen Gesellschaft eben nichts Gutes zuzutrauen, und nur der Eine von ihnen schien nicht recht in dieselbe zu passen.

      Er trug allerdings keine andere Kleidung wie die Uebrigen auch, und zwar Rock und Beinkleider von sogenanntem englischen Leder, einen „californischen" Hut und grobe Buschschuhe, aber sein Hemd war sauber, seine ganze Gestalt sah besser gehalten und sorgfältiger behandelt aus. In anderer Gesellschaft hätte er sogar recht gut für einen der run-Besttzer oder Stations-Eigenthümer gehalten werden können, die bei ihrem wilden Buschleben auch keine besondere Sorgfalt auf ihre Kleidung verwenden können, aber trotzdem nie unsauber oder nachlässig darin betroffen werden. Außerdem schien er noch jung - er konnte kaum mehr als achtundzwanzig oder dreißig Jahre zählen, und der leicht gekrauste, lichtbraune Bart, das lockige Haar mit den leicht gerötheten vollen Wangen würde seinem Gesicht selbst etwas Freundliches gegeben haben, hätte dies nicht, wenigstens in diesem Moment, der scheue und unstete Blick wieder zerstört, den der junge Mann - besonders als sie den offenen Weg erreichten - nach rechts und links hinüber warf.

      Aber es war Niemand auf der Straße zu sehen, deren Abfall man gerade dort nach beiden Richtungen hin überblicken konnte. Der Wald lag todtenstill; nur in weiter Ferne strich ein Schwarm kreischender Kakadus seinem gewöhnlichen Standort für die Nacht zu, und drei oder vier jener wunderlichen elsterartigen Vögel, die der Australier „den lachenden Esel" nennt, stießen, als ihnen die Menschen zu nahe kamen, lautlos ab von einem Baum und, über den nächsten Wipfeln hin, scharf in das weite gähnende Thal hinein. /5/

      Der Aelteste des kleinen Trupps, unverkennbar ein Sohn der „grünen Insel", mit auffallend starken Pockennarben und jenem, den Irländern eigenen drolligen Zug um die dünnen Lippen, bog sich, so wie sie aus dem Busch traten, zu dem Weg nieder, untersuchte dort sorgfältig die letzt eingedrückten Spuren und sagte dann:

      „Wir kommen noch recht. Sie ist noch nicht vorüber."

      „Dazu hätten wir Deine Weisheit nicht gebraucht, Jim," lachte sein anderer Gefährte. „Nach der Zeit, wo sie von Golbourne fortfährt, kann sie noch nicht hier sein, und kommt auch vor der nächsten Stunde nicht, 's wäre aber doch besser, wir gingen an die Arbeit. Wenn nur der Schatz von einem Trompeter erst da wäre, der uns hier oben um diese Zeit treffen wollte. Zehn gegen eins, der Holzkopf hat sich verlaufen."

      „Wir haben noch übrig Zeit, Bob," sagte jetzt der junge Mann ruhig. „Die ganze Arbeit machen wir in fünf Minuten ab; und außerdem ist's noch ein wenig zu hell. Wenn uns etwa gar ein oder der andere späte Reiter in die Quere käme, könnte er uns den ganzen Spaß verderben."

      „Bah," sagte der mit Bob Angeredete verächtlich. - „Das wäre nachher unsere Sorge, mit dem ebenfalls fertig zu werden. Aber meinetwegen; lange haben wir freilich nicht zu thun, und außerdem ist ja der Trompeter noch nicht einmal da. Wenn er's nur nicht dumm angefangen hat."

      „Hab' keine Angst," lachte der junge Mann, „der bringt eine Spitzhacke, und wenn er sie einem der Schäfer unter dem Kopfkissen wegstehlen sollte. Das Einzige wäre -"

      Ein eigenthümlicher glockenähnlicher Laut schallte in diesem Augenblick durch den Wald. Ein Ton, wie ihn der kleine, sich nur am Wasser aufhaltende Glockenvogel von sich giebt, der dadurch auch gar nicht selten den halbverschmachteten Wanderer auf die Nähe des rettenden Labsals aufmerksam macht.

      „Da kommt der Trompeter," sagte Jim, der nur die Wiederholung des Tons erwartet hatte.- „nun wissen wir gleich, woran wir sind," und die Hände an den Mund legend, ahmte er täuschend den Schrei des schwarzen Kakadus nach. Gleich daraus hörten sie schwere Schritte und das Brechen /6/ der Büsche, und nicht lange, so kletterte der erwartete Kamerad an dem Hang herauf.

      Er war genau so gekleidet wie die Uebrigen, trug ebenfalls ein großes, mit einem Holzgriff versehenes Messer an der Seite und eine lange Muskete auf der Schulter, in der Hand aber noch außerdem eine schwere Spitzhacke, die er jetzt mit einem gotteslästerlichen Fluch auf den Boden warf, und schwur, er wolle verdammt sein, wenn er in seinem ganzen Leben wieder ein so schweres unbehülfliches Instrument sieben Meilen weit und zuletzt noch Razorback hinauf schleppe. Trompeter hieß er übrigens nur bei den Kameraden, weil er früher einmal als solcher in einem Regiment gedient und jetzt noch immer gern davon erzählte. - Aber Zeit war nun auch nicht mehr zu versäumen, der Himmel hatte schon die der Nacht vorhergehende bleigraue Färbung angenommen; höchstens noch eine Viertelstunde blieb ihnen Tageslicht, und da ihr Plan schon vorher genau verabredet worden, bedurfte es weiter nichts mehr, als ihn eben auszuführen.

      Noch einmal horchte der kleine Trupp in den Wald hinein, der Richtung zu, von welcher die Postkutsche erwartet wurde, und als sie noch immer nichts davon

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