Magic Stoner. Frank Pfeifer

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Magic Stoner - Frank Pfeifer

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       »Nun ja, finanziell lässt die Ausgrabung doch einiges zu Wünschen übrig. Was keinen Profit abwirft, hat es heutzutage doch schwer. Wer hat denn noch die Begeisterung für die reine Wissenschaft?«

       »Da haben sie recht. Heutzutage lenkt das Kapital das Geschick der Weltbevölkerung. Selbst die Religion hat da nicht diese Prägnanz.«

       Glück rasselte dies hinunter wie ein Zitat. Irgendetwas wollten die von mir.

       »Was halten denn ihre Kollegen von ihren neuen Arbeitstechniken.«

       »Sie meinen den», illegalen, dachte ich, »Datenabgleich«, Hacken der Konkurrenz, flutete es in mein Hirn, »den ihre Firma gerade entwickelt?«

       »Genau! Diese auch für unsere Abteilung revolutionäre Strategie.«

       Roth sah mich mit einem durchdringenden Blick an. Seine Finger spielten langsam und geschickt mit einem silbernen Teelöffel.

       »Bisher fand dies kaum Anklang. Genauer gesagt habe ich mit keinem meiner Kollegen ernsthaft bisher darüber gesprochen. Wissen sie, der Weg zum Ziel wird oft erst dann interessant, wenn er von Erfolg gekrönt wurde.«

       Glück sah mich mit strahlender Miene an. Anscheinend hatte ich ihm gerade aus der Seele gesprochen.

       »Wissen sie, unsere Firma wäre nämlich daran interessiert, niemanden von dieser Sache in Kenntnis zu setzen.«

       Ich sah mir die beiden Herren genau an. Beide lächelten höflich und charakterlos. So, so, die wollten, dass niemand von ihrem Vorhaben erfuhr. Schien ja tatsächlich eine interessante Sache zu sein.

       »Ich muss das ja nicht weitererzählen!«

       »Vielleicht wäre ihnen die Unterstützung ihres Projekts angenehm?«

       Die beiden Herren verschwendeten wirklich keine Zeit.

       »Ich würde das natürlich sehr begrüßen. Sehen sie, die Wissenschaft, an sich uneigennützig, verschlingt doch mehr Geld als man vermuten würde.«

       Glück und Roth reckten sichtlich zufrieden ihre Glieder.

       »Die Idee alleine ist schon wichtig genug, verschwiegen zu werden.«

       Manfred platzte bald vor Aufregung. Seine Idee als Firmengeheimnis!

       »Bisher weiß eigentlich noch niemand…«

       »Eigentlich?«

       »Niemand, der uns gefährlich werden könnte.«

       Uns! Jetzt waren wir ein Komplott, ein geheimer Vierer-Rat, fehlte nur noch, dass wir uns in die Finger schnitten und auf unser Blut schwörten.

       »Wäre ihnen mit einem Vorschuss von 100.000 Euro gedient?«

       »Sicherlich eine angemessene Summe für den Anfang.«

       Innerlich war ich längst vom Stuhl gekippt und strampelte mit allen Vieren in der Luft. 100.000 Euro für mein Schweigen, für das Bewahren eines Geheimnisses, für eine Lüge. 100.000 Euro für das Virus. Mich wunderte meine eigene Lässigkeit dabei. Äußerlich tätigte ich hier ein alltägliches Geschäft. Mal schnell 100.000 Euro verdient. Der Puls blieb ruhig, der Atem gleichmäßig, ich nahm mein Glas und prostete in die Runde. Alle vier hoben wir nun schweigend den Alkohol an unsere Lippen und besiegelten mit diesem Ritual den Geschäftsabschluss.

       Auf ein Zeichen von Glück hin wurde uns nun eine kalte Platte mit Kaviarschnittchen gereicht, Champagner setzte sich als durstlöschende Flüssigkeit durch. Wie sich herausstellte, lieferte die Küche exotisch Exquisites. Speisen, die ich bisher noch nicht einmal beim Namen gekannt hatte. Während des Essens berichtete ich den neugierigen Herren von meinen angeblichen Ausgrabungen in der Türkei. Aber was heißt hier angeblich. Inzwischen war ich mit der Rolle des Archäologen derart verschmolzen, dass ich selbst nicht mehr wusste, wer ich war. Sein und Schein, Wahrheit und Lüge, das Innere und das Äußere hatten sich fest miteinander verwoben, die Grenzen waren aufgehoben, ich war der Wolf.

       Nach dem Essen, ohne weiter Floskeln, ernst und seriös, verabschiedeten sich Glück und Roth, Manfred sprang ins nächste Taxi. Es regnete leicht, unter den Straßenlaternen schwebten safrangelbe Dunstglocken. Ich stand erstmal eine Weile auf der Straße herum, kopflos, ich wusste für einen Augenblick nicht, wo ich mich überhaupt befand und wer ich war. Ich ging in die Nacht, weinte ein wenig, ohne zu wissen warum.

       Ich ging langsam, suchte mir mit meinen Schuhen die nächste Steinplatte, auf die ich treten wollte, genau aus. Mein Blick wanderte von den Lichthöfen um die Lampen hinein in das sich verjüngende Dunkel der Zeil. Kein Mensch war zu sehen.

       In der Eingangsschleuse eines Schuhgeschäfts lag ein Obdachloser schlafend auf Pappe gebettet, die Rotweinflasche neben dem unrasierten Gesicht, die Haut aufgesprungen und dreckig, die Finger verknorpelt, dickgelenkig, entstellt. Unwillkürlich blieb ich stehen und starrte ihn an. Er wachte auf und zuckte ein bisschen in seinem Dreck. Öffnete die Augen und sprach mich an.

       »Komm gelber Marmor auf den kalten Wolfsschnauzen. Geschmolzener Staub und Ringelblütentee wachsam über den Nestern der Kaninchen. Dort fliegen die geraubten Worte meiner vergangenen Jahre, ohne ihren Ursprung ins Jetzt mitgenommen zu haben. Blind, haarlos, ohne Blüten, nur Farbflecken im Wind. Ich höre dich, Windgerippe, ich höre dich flüsternd in meinen Ohren und weiß, du bist nicht das, was du mir vorspielst. Du bist nur eine Impression. Ich hatte als Junge einen Hund, der starb, weil ich diesen Druck im Kopf hatte. Und ich liebte ihn so sehr. Kalter Mahagoni, totes Holz, polierte Oberfläche, Lack.«

       Der wirre Penner sah mich mit fiebrigen Augen an, ich konnte jedes seiner Worte auf einer Ebene verstehen, die ich selbst nicht verstand.

       »Lass mich mit dir fliegen, über die Lichter der Großstadt hinweg, in die Schluchten stürzen, an den geschlossenen Fenstern vorbei, vorbei an den einsamen Mäulern, die Serien-Kekse fressen. Plastikmäuse in der Badewanne verstopfen die gesamte Kanalisation. Die Menschen rennen wieder zu den Flüssen, um zu trinken und sterben an ihren eigenen Giften. Plastikmoos sah ich die Elektroelche fressen in dem Reservat, in dem auch Schneewittchen mit den sieben Zwergen und Tarzan mit Kimba, dem weißen Löwen… Spüre endlich deinen geistlosen Körper, höre die Musik deines Bluts rauschen, fühle das Zwerchfell den Sauerstoff schaufeln. Wo bist du? Wo bist du? Wo bist du?«

       Der Mann begann zu schreien, brach dann aber wimmernd zusammen. Seit ich mich als Archäologe Wolf ausgab, hatte sich meine Realitätswahrnehmung geändert. Ich fühlte mich diesem Obdachlosen näher als meinem Freund, dem Angestellten Manfred, oder den beiden Managern der Firma BRILLE. Als Wolf sah ich die Welt mit anderen Augen.

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