Blutgefährtin 2. Thomas M Hoffmann

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Blutgefährtin 2 - Thomas M Hoffmann

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dem Empfang an und erzählt mir alles.»

      «Machen wir. Schöne Grüße an Onkel Daniel und John-John.»

      «Richte ich aus. Macht‘s gut Trish.»

      «Bis später, Tante Anna.»

      Ich lege auf und schaue Pierre an, der den Arm um mich gelegt hat.

      «Was hältst du von der Sache?», frage ich ihn.

      «Wenn Gregoris ehemalige Leute dahinter stecken, dann müssen wir auf eine Schweinerei gefasst sein. Auf der anderen Seite scheint Anna ja Louis auf unsere Seite gezogen zu haben, also können sie nicht offen gegen uns vorgehen. Der einzige Weg herauszufinden, was sie vorhaben, ist, dorthin zu gehen.»

      Ich seufze tief.

      «Könnt ihr Vampire nicht einfach mal eine Party feiern, um Spaß zu haben. Vielleicht zu Halloween oder so?»

      Pierre grinst.

      «Damals in dem Clan meines Meisters haben wir öfter einfach so eine Party gefeiert. Es waren dann so viele Menschen dabei, dass ich auch jemanden abbekommen habe, obwohl ich da das jüngste und schwächste Mitglied des Clans gewesen war.»

      Ich muss die Augen verdrehen.

      «Das war ja so was von klar. Wenn ihr keine Machtspielchen spielt, dann muss es natürlich eine Gruppensex Party sein. So etwas Normales, wie Musik hören, Champagner trinken und tanzen wäre ja viel zu einfach für die Herren der übernatürlichen Welt, nicht wahr.»

      «So ist es.» Sanft gibt mir Pierre einen Kuss auf die Wange. «Komm, wir machen uns für den Abend zurecht.»

      Da der Empfang eine solch offizielle Angelegenheit ist, bemühe ich mich sehr, mein Äußeres einigermaßen akzeptabel hinzubekommen. Das Problem dabei ist, dass ich nicht zu viele Kosmetika verwenden darf, denn obwohl Menschen den Eigengeruch von Kosmetik im Allgemeinen kaum wahrnehmen, so ist das bei den empfindlichen Nasen von Vampiren etwas anderes. Da ich außerdem davon ausgehen kann, dass einige alte Vampire anwesend sein werden, die es aus ihrer Zeit nicht gewohnt sind, dass Frauen sich schminken, muss ich hier vorsichtig sein.

      Aber nur ungeschminkte Haut zeigen, will ich auch nicht. Vampire werden zwar im Verlauf der Zeit nicht unbedingt schöner, aber stärker. Und das bedeutet, dass gerade ältere Vampire beeindruckend wirken wegen all der Energie, die sie ausstrahlen. Als Mensch kann man da wenig entgegensetzen. Das einzige Plus, mit dem ich Eindruck schinden kann, ist meine Jugend. Solange meine Haut noch straff und mein Bindegewebe stark ist, kann ich sparsam mit den Hilfsmitteln der Kosmetikindustrie umgehen.

      Pierre ist mir da leider keine Hilfe. Immer, wenn ich frage, ob etwas gut aussieht, gerät er ins Schwärmen und lobt mein Aussehen in höchsten Tönen. Wenn es dabei auch noch gelb in seinen Augen blitzt, weiß ich, dass er da eher von seinen Hormonen als von seinen Augen bestimmt wird. Eine kritische Freundin würde mir eigentlich mehr helfen können, nur habe ich nicht daran gedacht, Chloé oder Inès Bescheid zu geben.

      Aber da ich mich als Mensch wenigstens im Spiegel sehen kann, gelingt es mir schließlich, mein Äußeres ganz passabel zu gestalten. Das Abendkleid sieht wirklich atemberaubend aus und ich bekomme auch meine Frisur passend hin. Pierre hat derweil seinen Frack angezogen und ich muss staunen, wie elegant und vornehm er darin aussieht.

      Wir brechen nur ein wenig verspätet auf und nehmen natürlich Pierres Ferrari. Er hat auch ein normales Auto, aber der Ferrari wird immer dann benötigt, wenn es gilt, Eindruck zu schinden. Ich habe mir erklären lassen, dass es ein älteres Modell ist, natürlich in rot, ein Klassiker unter den Sportwagen. Nicht, dass ich mich viel dafür interessieren würde, aber Pierres Augen leuchten immer, wenn er anfängt, über Sportwagen zu fachsimpeln. Vielleicht trifft er auf dem Empfang ja jemanden, der sich auch dafür begeistert, dann ist die Unterhaltung für den Rest des Abends gesichert.

      Der Empfang findet in Marseille statt und für die Fahrt dahin brauchen wir zwischen ein und zwei Stunden. Das Haus, in dem er stattfindet, ist in derselben Gegend, wie die schicksalhafte Party, die ich vor beinahe zwei Jahren mit Pierre besucht hatte. Pierre und ich waren damals ganz frisch zum Paar geworden und ich hatte gerade erst die übernatürliche Welt kennengelernt. Ich wollte alles wissen über meinen faszinierenden Geliebten und habe deshalb gegen den Willen von Pierre und Charles erreicht, dass ich zu der Party mitkommen konnte.

      Beinahe hätte es in einer Tragödie geendet. Ich habe die Aufmerksamkeit von Gregori auf mich gezogen, er wollte mich einfach so zur Bluwirtin machen und mich vergewaltigen. Als ich mich zur Wehr setzte, kam es zum Kampf zwischen Pierre und Gregori, den Pierre verlor. Er wäre jetzt tot, wenn Louis nicht interveniert hätte. Danach hat Gregori uns zur Flucht getrieben und hätte uns gefangen, wenn Tante Anna ihn nicht getötet hätte. Das alles ist nur deswegen geschehen, weil ich ohne genug Wissen in diese fremde Welt gestolpert bin.

      Jetzt bin ich nicht nur besser vorbereitet, jetzt weiß ich auch, dass die mächtigsten Vampire der Welt unsere Verbündeten sind. Deshalb habe ich keine Angst, dass sich die Geschehnisse wiederholen, aber mulmig ist mir doch. Nun, ich vermute, die beste Methode, die Erlebnisse von damals zu verarbeiten, ist, den Empfang ohne besondere Vorkommnisse hinter mich zu bringen.

      Als Pierre in den Vorhof des Gebäudes einbiegt, in dem der Empfang stattfindet, ist alles hell erleuchtet und festlich geschmückt. Wir reihen uns ein in eine Schlange von vornehmen und repräsentativen Fahrzeugen. Vor dem Eingang stehen livrierte Diener bereit, um die Gäste zu begrüßen. Einer von ihnen öffnet die Beifahrertür und bietet mir eine Hand, damit ich mühelos aussteigen kann. Pierre steht bereits neben mir, als ich mich umsehe, um mich zu orientieren. Das Gebäude ist eine weitläufige Villa, stammt aber interessanterweise nicht aus der Zeit des französischen Adels, wie so viele Häuser, die von Vampiren bewohnt werden. Es scheint fast als wollte Louis ein Zeichen setzen, indem er den Empfang in einem modernen Anwesen stattfinden lässt. Ich ergreife Pierres Arm und wir wollen gerade zum Eingang gehen, da tritt jemand an uns heran. Ich habe sein Gesicht schon mal gesehen, wenn ich mich Recht erinnere, ist das einer der Offiziere von Louis.

      «Monsieur Polignac, Mademoiselle Strong. Willkommen im Namen von Louis Gaultier. Ich habe Sie erwartet und soll Sie zu Louis bringen. Würden Sie mir bitte folgen.»

      Pierre nickt, schaut mich aber mit hochgezogenen Augenbrauen an. Offensichtlich ist diese spezielle Behandlung eine Ehre, die er bislang noch nicht erlebt hat. Der Vampir führt uns durch den Haupteingang in einen Raum, der sich neben dem Saal befindet, in dem die meisten Gäste bereits versammelt sind. Ich vermute, dass der Raum eigentlich als Büro gedacht ist, aber aktuell ist er leer, lediglich am Rand stehen ein paar Tische mit weißen Tischdecken darauf.

      In dem Raum erwarten uns drei Personen. Louis fällt sofort ins Auge, er ist schlank, hochgewachsen, mit schwarzen Haaren und einem leicht dunklen Teint. Er wurde vermutlich mit Anfang dreißig verwandelt und strahlt die Energie eines starken Vampirs aus. Das deutet darauf hin, dass er deutlich über einhundert Jahre alt ist, aber meines Wissens zählt er noch nicht zu den Uralten.

      Neben ihm steht Madame Lorraine, eine alte, weißhaarige Frau, in etwa so alt, wie meine Großmutter jetzt wäre, wenn sie noch leben würde. Madame Lorraine ist der älteste Mensch, den ich kenne, der mit der Vampirgesellschaft verbunden ist. Sie hat ihren Vampir kennengelernt, als sie so jung war wie ich und ist seither mit ihm zusammen. Als sie zu alt wurde, um ihn zu nähren, hat sie ihm eine andere Frau gesucht, eine mütterliche Rolle eingenommen und übt mit ihrer Liebe und Erfahrung einen starken Einfluss auf ihren Vampir, auf Louis und die französischen Clans aus.

      Ihr Vampir, Jean, ist der dritte in dieser Runde. Über ihn weiß ich wenig, außer dass

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