Blutgefährtin 2. Thomas M Hoffmann
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Читать онлайн книгу Blutgefährtin 2 - Thomas M Hoffmann страница 6
«Los Pierre, du musst gehen. Ich rufe dich heute Abend an.»
Auf den fragenden Gesichtsausdruck hin setze ich hinzu.
«Krise. Ich muss mich jetzt um Val kümmern.»
Daraufhin stellt Pierre keine Fragen mehr, packt seine Sachen zusammen und gibt mir an der Haustür noch einen zärtlichen Kuss. Den kann ich aber gar nicht richtig würdigen, denn ich bin schon in Gedanken bei Valerie, irgendetwas mit ihrem Date muss gründlich schiefgelaufen sein. Vorsichtig klopfe ich an ihre Zimmertür.
«Val? Ich bin‘s, Trish. Darf ich reinkommen?»
Als keine Antwort ertönt, klopfe ich etwas deutlicher.
«Mach schon auf, Val. Ich will mir dir reden. Pierre ist weg.»
Das Knurren, das ich daraufhin von drinnen höre, interpretiere ich als Einladung und versuche deshalb, die Tür zu öffnen. Sie ist nicht abgeschlossen, also lasse ich mich ein. Valerie sitzt wie ein Häufchen Elend an den Rand ihres Bettes, der Kaffee steht auf ihrem Nachtschränkchen und sie sieht aus wie sieben Tage Regenwetter. Ich setze mich neben sie und nehme sie in den Arm. Dann sage ich einfach nichts. Valerie weint nicht, aber sie ist dicht dran. Ich warte ab, bis sie so weit ist. Schließlich verzieht sie das Gesicht.
«Ich will dich eigentlich hassen, Trish. Aber ich schaffe es einfach nicht.»
Diese Eröffnung hatte ich nicht erwartet, also warte ich weiter ab.
«Eigentlich bin ich nur neidisch. Du bist so glücklich mit deinem Pierre. Pierre hier, Pierre dort und wie der Kerl obendrein noch aussieht. Und dann ist er auch noch eine Granate im Bett. Wann hat mich das letzte Mal jemand in dieser Weise flach gelegt?»
Jetzt spüre ich, dass meine Ohren warm werden. Das ist gegen die Vereinbarung.
«Du hast doch nicht etwa gelauscht?»
Valerie lacht ohne Freude auf.
«Was heißt hier gelauscht? Ich hätte mir die Ohren verstopfen, die Decke über den Kopf ziehen und das Radio ganz laut machen müssen, um nichts mitzubekommen. Der Kerl hat dich ja ganz schön rangenommen.»
Hitze strömt durch mein Gesicht, aber sie ist mit Zorn gemischt.
«Das ist unfair, Val. Du wolltest mir vier Stunden geben.»
Valerie hebt beide Hände, lässt aber den Kopf weiter hängen.
«Schon gut, Trish. Entschuldige. Du hast Recht, ich hätte nicht lauschen sollen. Aber wohin hätte ich denn gehen können?»
«Was ist denn passiert?»
«Männer sind mir passiert. Ich war mit so einem Typen verabredet, den ich im Eissalon kennen gelernt habe. Italienischer Look, gut gebaut, charmant. Aber ich war zu früh dran und musste miterleben, wie er von seiner vorherigen Verabredung Abschied genommen hat.»
«Von seiner vorherigen Verabredung?»
«Ja, offensichtlich ist der Typ so gefragt, dass er die Damen in Schichten abarbeitet. Mit gründlicher Abschlussprüfung.»
«Abschlussprüfung?»
«Festsaugen in der Gesichtsregion und Abtasten, ob die Körbchengröße richtig eingestellt ist.»
«Scheiße.»
Mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen. Ich bin zwar wütend, dass Valerie das Liebesspiel zwischen Pierre und mir mitbekommen hat und bin mehr als peinlich berührt, aber ich habe auch Mitleid mit ihr. Sie schafft es immer wieder, sich die Falschen rauszusuchen. Valerie zuckt hilflos mit den Schultern.
«Was hättest du denn in so einer Situation gemacht?»
«Vermutlich dem Kerl irgendwohin getreten, so dass er für einige Zeit das Interesse an Körbchengrößen verloren hätte.»
«Gewalt ist keine Lösung, Trish.»
«Stimmt, befriedigt aber ungemein.»
«Da hast du natürlich auch wieder Recht.»
Damit stockt die Unterhaltung, während Valerie ihren trüben Gedanken nachhängt.
«Mir ist natürlich nichts Besseres eingefallen, als den Typ anzuschreien und die Flucht zu ergreifen. Ich habe dann eine halbe Stunde in einer Bar abgehangen, aber dann hatte ich keine Lust mehr, in der Öffentlichkeit Trübsal zu blasen und bin nach Hause gegangen. Ich dachte, dass ich einfach ganz leise bin und du dann gar nicht merkst, dass ich da bin. Das war aber ein Fehler. Ich musste gar nicht leise sein, weil du so geschrien hast und ich wurde dadurch nur neidisch auf dich.»
Wieder wird mir ganz warm um die Ohren, Mann ist das peinlich.
«Ich hab gar nicht geschrien.»
«Ha, wenn ich das aufgenommen hätte, könnte ich jetzt ein Vermögen mit einer Sex Hotline verdienen. Aber natürlich habe ich nicht rechtzeitig daran gedacht.»
Jetzt platzt mir doch der Kragen. Ich packe Valerie an den Schultern und funkle sie böse an.
«Ich habe nicht geschrien.»
Valerie schaut nachdenklich zurück.
«Na gut, nicht geschrien. Aber ziemlich laut warst du schon.»
So langsam ist mir das zu dumm. Wenn Valerie nichts weiter will, als mir mein Liebesleben unter die Nase reiben, kann sie mit ihren Problemen bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich will gerade aufstehen, da hält mich Valerie zurück.
«Entschuldige, Trish. Ich gönn dir dein Glück ja. Ich wünschte nur, ich hätte auch jemanden wie Pierre.»
Sie sagt das so kleinlaut, dass sich mein Zorn im Nu verflüchtigt. Ich umarme sie wieder.
«Du wirst den Richtigen schon noch finden, Val. Denk nicht weiter an den Eisdielen Typen. Solche Kerle gibt es wie Sand am Meer. Pass auf, wir machen uns heute Abend einen Mädels Abend. Ich muss mir eine Abendgarderobe kaufen und du hilfst mir dabei, ok?»
«Eine Abendgarderobe?»
«Ja, Pierre und ich müssen zu einem vornehmen Treffen irgendwelcher Honoratioren gehen, irgendetwas wegen dem Weinhandel. Und ich habe nichts anzuziehen. Also muss ich mir vor dem Wochenende noch etwas besorgen.»
Valeries Miene hellt sich angesichts dieser Aussichten auf.
«Klar helfe ich dir. Und ich weiß auch schon genau, wo wir hingehen.»
Valerie kommt zwar aus einer sehr ländlichen Gegend, wohnt aber schon länger in Montpellier als ich. Sie kennt die Stadt auch besser, zumal ich bisher nur wenige Gelegenheiten hatte, die Einkaufsmeile hier zu erforschen. Deshalb bin ich auch froh, dass Valerie mir hilft und das nicht nur, weil ich sie damit von ihrem geplatzten Date ablenken kann.
Durch die aktive Krisendiplomatie ist es recht spät geworden, also muss ich mich sputen, um noch rechtzeitig