Blutgefährtin 2. Thomas M Hoffmann

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Blutgefährtin 2 - Thomas M Hoffmann

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Kurz nach meinem Schulabschluss habe ich den Führerschein gemacht und zu meinen bestandenen Prüfungen hat mir Großvater einen netten, kleinen Wagen geschenkt, einen knallroten C1, schon ein paar Jahre alt, aber noch gut in Schuss.

      In Montpellier brauche ich den Wagen eigentlich kaum, denn man kommt ganz gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln herum und ich habe ja auch noch mein Fahrrad, aber für die Fahrt nach Hause ist das Auto unumgänglich. Die Bahn nach Lorgues braucht Ewigkeiten, nicht zu reden von der unbequemen Verbindung. Ich müsste in Marseilles und Toulon umsteigen und wäre die dreifache Zeit unterwegs, die ich mit dem Auto benötige. So kann ich am Freitag direkt nach der letzten Veranstaltung an der Uni nach Hause aufbrechen und bei Pierre vorbeischauen, bevor ich zu Großvater auf unser Weingut fahre.

      Ich erreiche die Uni gerade rechtzeitig, um zusammen mit dem Professor den Vorlesungssaal zu betreten. Dabei habe ich auch noch Glück gehabt, denn der Verkehr war nur mäßig und ich habe sofort einen Parkplatz gefunden. Daher habe ich zwar keine Zeit, meine Freunde aus dem Kurs zu begrüßen, aber ich bekomme einen Platz direkt neben Kala, der ich ein kurzes „Hallo“ zuwerfe, bevor ich hastig meine Unterlagen auspacke. Kala grinst mir zu.

      «Na verschlafen?»

      «Nee, Valerie hatte Probleme mit ihrem Date, die musste ich erst mit ihr ausdiskutieren.»

      «Ich dachte, man müsste mit ihr erst diskutieren, wenn ein Date mal klappt.»

      «Hey, der Typ hatte sich echt fies verhalten. Das kann einen schon ziemlich mitnehmen.»

      «Ein Mann und verhält sich fies? Das musst du mir nachher näher erklären, so was kenne ich gar nicht.»

      Jetzt müssen wir aber den Mund halten, denn der Professor schaut schon grimmig in unsere Richtung. Kala hat ja gut reden. Sie stammt aus Afrika, aus einer der ehemaligen französischen Kolonien, heißt Kala Tsotsi, ist schwarz wie die Nacht, von einer aufregenden exotischen Schönheit und steht nur auf Frauen. Regelmäßig versuchen Männer sich ihr zu nähern und sie macht sich einen Spaß daraus, ihnen erst Hoffnung zu machen, um sie dann abblitzen zu lassen. Ich habe zwar schon einige Male versucht, ihr klar zu machen, dass das nicht nett ist, aber sie sieht das natürlich ganz anders.

      Sie stammt aus einer wohlhabenden, einflussreichen Familie und hatte eigentlich verheiratet werden sollen. Doch als sie sich standhaft weigerte, den über zwanzig Jahre älteren Mann zu heiraten und in ihrer Heimat einen mittleren Skandal verursachte, hat ihre Familie sie nach Frankreich geschickt, um sie aus dem Weg zu haben. Hier hat sie dann ihre Freiheit und ihre Vorliebe für Frauen entdeckt. Sie ist fest mit Francine Roux zusammen, die ebenfalls zu meinem Freundeskreis zählt. Madelaine Cazardieu und Emile Dupont komplettieren die Gruppe von Leuten, mit denen ich außer mit Valerie die meiste Zeit verbringe. Sie sind alle in meinem Semester, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten und wir gehen gewöhnlich miteinander Mittagessen. Valerie ist ab und zu dabei, aber sie ist mir ja einige Semester voraus und hat ihren eigenen Freundeskreis.

      Krampfhaft bemühe ich mich, den anstehenden Empfang mit Louis oder die ungewollte Anwesenheit von Valerie gestern Abend aus meinen Gedanken zu verdrängen. Der Professor stellt in seiner Vorlesung ziemlich hohe Ansprüche an unsere Aufmerksamkeit, denn er ist zwar sehr kompetent, nimmt aber auch immer wieder an, dass wir ebenfalls solche Genies sind, wie er. Also verpackt er öfter wesentliche Informationen in unscheinbaren Nebensätzen, so dass man, wenn man nicht aufpasst, diese verpasst und den Stoff nicht mehr zusammenbekommt. Was sich ziemlich negativ auf Prüfungen auswirken kann, wie ich im ersten Semester feststellen musste.

      Nach der Vorlesung habe ich noch ein Proseminar, während Kala zu einer Übung eilt, so dass ich ihr nichts Näheres über Valeries Date erzählen kann. Eigentlich bin ich darüber froh, denn es gehört sich nicht, über Valerie zu klatschen, wenn sie nicht dabei ist. Auch so etwas, wie eine Warnung vor dem Eisdielen Typen auszusprechen, ist ziemlich überflüssig, denn Kala und Francine sind fest miteinander liiert, Madelaine ist genauso wie ich in einer andauernden Beziehung und Emile steht als Mann eher auf Frauen und ist nicht in Gefahr durch irgendwelche Eisdielen Schönlinge verführt zu werden.

      Nach dem Proseminar schlendere ich gemütlich zum parkähnlichen Innenhof der SupAgro. Das Hauptgebäude ist ein wunderschöner Altbau, ein ehemaliger Adelssitz, und wurde vom Departement vor einigen Jahren als Fachhochschule für Landwirtschaft ausgebaut. Ich finde es gut, eine solche auf Landwirtschaft spezialisierte Hochschule zu haben, denn die klassischen Universitäten vernachlässigen zu oft die Praxis und für die meisten Menschen im ländlichen Mittelfrankreich ist Praxisnähe viel wichtiger als weitreichende wissenschaftliche Kenntnisse.

      Auch für mich ist diese Hochschule ideal. Alles, was ich will, ist, mir so viele Kenntnisse über Weinbau anzueignen, dass ich unser Weingut mit Aussicht auf Erfolg weiterführen kann, wenn Großvater nicht mehr ist. Auf der anderen Seite wollte ich nicht zu weit von Lorgues weg, sowohl wegen Pierre als auch wegen Großvater. Pierre muss mindestens einmal im Monat trinken, damit sein Vampir nicht die Kontrolle übernimmt und er anfängt, im Blutrausch Menschen umzubringen. Ich habe absolut etwas dagegen, dass sich Pierre sein Blut woanders holt, denn das Trinken ist in der Regel mit Sex verbunden und dafür bin ich schließlich zuständig.

      Auf dem Innenhof sehe ich Kala, Francine und Madelaine schon schwätzend zusammen stehen. Ich begrüße sie mit einem lockeren „hey“ und stelle mich dazu. Wir warten noch auf Emile, um dann gemeinsam zur Kantine zu gehen. Kala ist natürlich diejenige, die das Gespräch führt. Sie erzählt von ihrem Übungsleiter, der wohl ein paar Augen auf ihre rassige Schönheit geworfen hat, aber noch nicht gemerkt hat, dass Kala von der anderen Fraktion ist.

      Ich muss dabei über mich selber lächeln. Als ich erfahren hatte, dass Kala nichts mit Männern zu tun haben will, war ich erst etwas peinlich berührt, aber dann habe ich mir gedacht, dass jemand, der mit einem Vampir ins Bett geht und einige recht ungewöhnliche Gewohnheiten zu praktizieren pflegt, wohl besser nicht mit dem Finger auf andere zeigt. Inzwischen habe ich mich an die Beziehung zwischen Kala und Francine gewöhnt und muss sagen, dass sie gar nicht so viel anders ist als das, was ich zwischen normalen Paaren sehe.

      Emile ist etwas spät dran, aber kurz bevor wir anfangen unruhig zu werden, ruft Madelaine aus.

      «Da ist er ja.»

      Ich drehe mich um und sehe, dass sich Emile in der Begleitung eines jungen Mannes nähert. Emile ist eher klein und kommt mir oft irgendwie zu jung vor. Kala, Francine, Madelaine und ich hatten uns im ersten Semester zusammengefunden, während Emile erst nachträglich zu uns gestoßen ist. Als einziger Mann unter vier Frauen hätte man meinen können, er würde sich wie ein Hahn im Hühnerstall aufführen, aber tatsächlich hat er nie den Versuch gemacht, mit einer von uns anzubändeln. Ich hatte immer das Gefühl, er würde sich in unserer Gesellschaft eher deshalb wohlfühlen, weil ihm das männliche Macho Gehabe abgeht.

      Der Mann, der sich uns in seiner Gesellschaft jetzt nähert, macht einen etwas anderen Eindruck. Er ist schlank, hat eine athletische Figur, ist etwas größer als ich und von seinem Gesichtsschnitt her wohl spanischer oder südfranzösischer Herkunft. Sein Teint ist dunkel, wobei ich nicht zu sagen vermag, ob das angeboren ist oder von viel Aufenthalt in der Sonne herkommt. Da die meisten Studenten an der SupAgro viel mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu tun haben, wäre das nichts Ungewöhnliches.

      Der Unbekannte schaut uns mit einem scharfen Blick und einem leichten Lächeln entgegen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dieses Lächeln mag, es schwankt zwischen einer gewissen Überheblichkeit und einem formalen Versuch, freundlich zu sein. Vielleicht irre ich mich ja, aber spontan gehört dieser Mann nicht zu den Leuten, denen ich meine Freundschaft und mein Vertrauen schenken würde. Aber eines ist sicher, er ist niemand, den man übersieht oder übersehen sollte. Dazu sieht er wirklich gut aus, sportlich, elegant und dynamisch. So wie er sich gibt, während er auf uns

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