Blutgefährtin 2. Thomas M Hoffmann

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Blutgefährtin 2 - Thomas M Hoffmann

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Annäherung

      Es ist noch Nachmittag als ich von der Uni nach Hause fahre. Dort angekommen stecke ich den Kopf in Valeries Zimmer herein. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch und malt irgendwelche Formeln aufs Papier. Ich habe von dem technischen Kram nicht viel Ahnung, weiß aber immerhin so viel, um zu sehen, dass es um Mähdrescher geht. Warum man damit aber Studenten belästigen muss, weiß ich nicht, für mich ist nur wichtig, dass die Dinger funktionieren. Weinlese kann man damit eh nicht machen, dazu stehen die Weinstöcke normalerweise an zu steilen Hängen und Trauben sind zu empfindlich. Es geht eben nichts über die gute, alte Handarbeit.

      «Hey, Val. Ich mache mich nur kurz frisch, dann können wir los. Brauchst du noch lange?»

      «Ewig, irgendetwas stimmt an der Berechnung nicht. Also kann ich das Zeug genauso gut in die Schublade legen und darauf hoffen, dass mir eine Erleuchtung kommt, wenn ich mich mit angenehmen Dingen beschäftige. Ich bin also startbereit.»

      Schnell verschwinde ich im Badezimmer. Die Geschäfte schließen relativ früh und ich habe keine Ahnung, wie lange wir brauchen werden, bis ich eine passende Abendgarderobe finde. Gott sei Dank habe ich eine recht durchschnittliche Größe, so dass praktisch jedes Bekleidungsgeschäft passende Angebote hat. Aber Val hat wohl einen speziellen Laden im Sinn, also kann ich mich überraschen lassen.

      Innerhalb einer halben Stunde sind wir unterwegs und Valerie führt mich geradewegs in ein Spezialgeschäft für Hochzeitsmode und Festkleidung. Ich kann mir schon denken, warum sie von diesem Geschäft so begeistert ist. Jedes Mal, wenn sie ein Date hat, das nicht bei der ersten Gelegenheit in die Hose geht, träumt sie von der großen Hochzeit. Damit hat sie auch schon den einen oder anderen Kandidaten in die Flucht getrieben. So ein langes Verhältnis wie zwischen Pierre und mir würde für Valerie nicht in Frage kommen. Pierre hat mir zwar auch schon einen Heiratsantrag gemacht, aber ich finde unsere Beziehung eigentlich ganz gut so, wie sie ist, selbst wenn ich mir ein Leben ohne Pierre nicht mehr vorstellen kann.

      Da ich gar nicht so genau weiß, was man auf einem Empfang mit Frack-Zwang so anzieht, lasse ich mich von der Verkäuferin beraten. Es dauert gut eine Stunde, bis ich endlich etwas anprobiere, was mich begeistert. Ein schulterfreies Abendkleid in rot und blau gehalten, ohne zu viele Verzierungen, das aber an mir herabfällt wie ein Wasserfall. Schulterfrei muss es sein, damit mein Hals frei liegt, schließlich gehe ich auf eine Vampirparty. Es passt mir auch gut in der Oberweite und bringt diese ausgezeichnet zur Geltung. Früher habe ich gedacht, ich hätte zu viel davon, aber seid Pierre ein spezielles Interesse daran entwickelt hat, bin ich eigentlich ganz zufrieden mit dem, was die Natur mir geschenkt hat.

      Valerie umkurvt mich, als wäre sie die Brautmutter und ich die Braut. Immerhin geht sie nicht so weit, dass sie mir ein Hochzeitskleid andreht, aber man merkt, dass sie in ihrem Element ist. Das Abendkleid findet ihre Zustimmung und so erspare ich mir die Mühe, noch ein anderes Geschäft aufzusuchen. Aber das Kleid ist nicht alles, was ich brauche, dazu wähle Ich ein Jäckchen und eine passende Handtasche. Damit habe ich mein Budget für private Ausgaben des nächsten halben Jahres aufgebraucht. Großvater bezahlt mir zwar einen durchaus angemessenen Unterhalt, aber richtig viel Geld ist das nicht. Ich kann nur hoffen, dass mein Auto nicht zusammenbricht, sonstige große Ausgaben stehen dann nicht an. Als wir das Geschäft schließlich verlassen, ist es bereits kurz vor Geschäftsschluss. Ich hatte Valerie ja versprochen, mit ihr auszugehen, also müssen wir uns jetzt mal langsam Gedanken darüber machen, wohin es gehen soll.

      «Und Val, wie gehen wir jetzt vor?»

      «Wir fahren nach Hause, laden die Sachen ab und machen uns fein. Ich schlage vor, wir gehen ins la pêche.»

      Das la pêche ist ein Club, der hauptsächlich von Studenten frequentiert wird und ganz ordentliche Cocktails zu annehmbaren Preisen anbietet. Nur sollte man dort nicht zu früh erscheinen, die meisten Studenten sind ziemliche Nachtschwärmer.

      «Ist mir recht. So habe ich wenigstens die Chance, auch noch ein wenig Badezimmer Zeit abzubekommen.»

      «Nun hab dich doch nicht so. Du musst ja auch keinen Mann mehr an Land ziehen, also genügen dir doch wohl ein paar Minuten.»

      «Gib mir eine halbe Stunde. Schließlich wollen wir keinen Kandidaten abschrecken, der eigentlich auf dich fliegt, aber von dem stinkenden, hässlichen Häufchen neben dir abgestoßen wird.»

      Dazu sagt Valerie nichts mehr, auch wenn sie irgendetwas davon murmelt, dass eine halbe Stunde doch dasselbe wäre wie ein paar Minuten.

      Ich bekomme schließlich fünfundzwanzig Minuten, was mehr ist, als ich erwartet hatte. Als wir das la pêche betreten ist es etwa halb zehn Uhr abends, früh genug, um noch einen Platz an den Tischen zu bekommen, aber spät genug, so dass bereits viele Leute da sind. Die Musik umhüllt uns, so dass eine Unterhaltung sehr anstrengend ist, aber dazu geht man ja auch nicht in einen Club. Wir bestellen uns Cocktails, Valerie einen mit russischem Wodka, ich alkoholfrei, und betrachten die Menschen, die hier abfeiern. Natürlich achten wir dabei mehr auf die männlichen Exemplare, von denen einige sehr wohlgebaute zu sehen sind. Nur die meisten haben bereits eine weibliche Begleitung, so dass wir geduldig ausharren müssen, ob sich noch der eine oder andere Fang für Valerie ergibt.

      Ich will Valerie gerade auf eine Gruppe nett aussehender Kerle aufmerksam machen, als ihre Augen aufleuchten und sich auf etwas hinter mir richten. Ich drehe mich um. Vor uns steht Jerome, mit einem Drink in der Hand und einem etwas zu selbstgefälligem Lächeln auf den Lippen.

      «Oh, hallo Mädels.»

      Wegen der Musik ist eine Unterhaltung wirklich schwierig, aber Jerome hat so eine Stimme, die man selbst bei dem Lärm hört. Nicht durchdringend, aber Aufmerksamkeit heischend.

      «Hallo Jerome», antworte ich.

      Valerie zieht die Augenbrauen hoch.

      «Ihr kennt euch?»

      «Ja, das ist Jerome Merdrignac, ein neuer Kommilitone, der heute zu unserer Gruppe gestoßen ist. Jerome, das ist Valerie Gascon, meine Mitbewohnerin.»

      «Hi, Trish, hi Valerie. Nett, euch hier zu treffen. Was dagegen, wenn ich mich zu euch geselle?»

      Ich zögere einen Moment, aber Valerie nimmt mir die Entscheidung ab.

      «Natürlich nicht. Bist du neu in der Stadt?»

      Jerome zwängt sich auf einen Hocker neben uns und stellt sein Glas auf den Tisch.

      «Ja, ich bin seit etwa zwei Wochen hier vor Ort. Ich bekam diesen Club empfohlen, also dachte ich, dass ich den mal ausprobieren sollte.»

      Dann richtet er seine Aufmerksamkeit auf mich. Sein Lächeln ist irgendwie nicht zu deuten. Schon möglich, dass er es freundlich meint, aber etwas ist darin, was ich nicht verstehe.

      «Du hättest ruhig sagen können, dass du heute hier bist, Trish.»

      «Das wusste ich ja nicht, wir haben uns erst gegen Abend entschlossen, hierher zu kommen.»

      «Und Valerie ist deine Verabredung?»

      «So schwer es dir auch fallen wird, das zu verstehen, manchmal treffen sich Freundinnen einfach so ohne Männer.»

      «Wie langweilig. Was machen denn zwei Single-Frauen in diesem Club, wenn sie nicht darauf aus sind, einen netten Mann kennenzulernen?»

      Endlich habe ich die Chance, ihm das zu sagen, was ich schon heute Nachmittag

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