Die Begegnung. Ralf Wider

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Die Begegnung - Ralf Wider Ferry Blacks Abenteuer

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diplomatischen Bemühungen! Doch die Königin schien ganz ruhig und kramte in einem ihrer weichen Beutel, die an ihrem Gürtel hingen. Sie schien etwas zu suchen.

      Langsam brachte sie einen kleinen Gegenstand heraus und beäugte ihn kritisch. Es war ein metallisch glänzendes, anthrazitfarbenes Klötzchen, etwa so gross wie eine Streichholzschachtel. Es erinnerte Ferry unangenehm an die Sprenggranaten des Corps, die ähnlich aussahen und in etwa die gleiche Grösse hatten. Sein Körper spannte sich an und seine Nackenhaare stellten sich auf. Er witterte Gefahr! Mit einem kurzen Seitenblick lokalisierte er seine Waffe, die immer noch dort am Boden lag, wo er sie hatte fallenlassen. Keine drei Meter von ihm entfernt.

      "¡Cálmate!", zischte Laura. Beruhige dich!

      Sie hatte seinen Blick gesehen und richtig interpretiert. Sie kannte ihren Mann. Er war ein ausgebildeter Kampfpilot und Soldat. Ein gut trainierter Killer. Seit seiner frühen Jugend gewesen. Eine vermeintliche Gefahrensituation löste in Ferry Black einen konditionierten Reflex aus. Wenn er angegriffen wurde, verhielt er sich nach einem antrainierten Schema: ausweichen, abwehren, erfassen, angreifen, töten. Er war mit seinen fünfundvierzig Jahren nicht mehr so schnell wie früher, aber er würde dem Schema folgen. Das konnte verheerend sein in der aktuellen Situation. Wenn man ihn nicht stoppte. Doch Laura konnte ihn stoppen, und das wusste sie.

      "Cálmate!", wiederholte sie eindringlich. Ferry begann, sich zu entspannen. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Er wusste, er wollte das nicht. Doch ein Reflex war ein Reflex. Er würde daran arbeiten müssen, seine Konditionierung zu brechen. Er würde Hilfe brauchen. Er machte sich eine geistige Notiz dazu.

      Er spürte Lauras Finger auf seiner Stirn, nahe den Schläfen, gleich oberhalb der äusseren Enden seiner Augenbrauen. Laura strahlte positive Energie aus, die in ihn floss und ihn zusätzlich beruhigte. Ferry öffnete die Augen und schaute in die schwarz glänzenden Augen seiner Frau, die ihn eindringlich musterten. Sie wusste, dass sie ihn mit dieser Berührung herunterholen konnte, von was auch immer. Ferry war wieder ganz ruhig. Laura löste den Druck ihrer Finger auf sein Stirnbein und zog die Hand schliesslich ganz zurück.

      "Geht es?", fragte sie besorgt. Ferry nickte langsam.

      "Ja. Alles in Ordnung.", sagte er. "Danke."

      Sein Blick wanderte zur Königin der Grauen. Sie hatte scheinbar dem Treiben der beiden aufmerksam zugeschaut. Wieder lag ihr Kopf leicht zur Seite geneigt. Sie schien verstehen zu wollen, was vor sich ging.

      "Ah-nun-gálan.", sagte sie und hob das Kästchen hoch, so dass Ferry es anschauen konnte. Es klang wie Babysprache, und schien ausdrücken zu wollen, dass das kleine, metallische Teil ungefährlich war.

      "Ein A-N-Wort! Ich glaube, das ist gut!", flüsterte Laura. Ferry nickte. Es war ihm auch aufgefallen. Er senkte seinen Blick auf das Objekt. Es war glatt und schien aus Metall gefertigt zu sein. Auf der Oberfläche des Objekts erkannte er zwei kleine Leuchtdioden, die gelb leuchteten. Ausserdem war da eine Art Knopf, eine kleine, runde Erhebung, in der Mitte des Kästchens. Immer noch misstrauisch, zwang er sich, zu nicken. Es war okay. Er gab Annunfala damit das Zeichen, dass sie mit dem Kästchen machen sollte, was sie vorhatte.

      Die Königin drückte einen ihrer Finger auf den Knopf. Dann führte sie das Objekt an Ferrys Kopf heran. Langsam liess sie es vor seinem Gesicht und danach um seinen Kopf herum wandern. Als sie an seiner linken Schläfe angekommen war, piepte das Gerät. Ferry drehte den Kopf zu dem Kästchen und sah, dass eine der Dioden nun blau leuchtete. Annunfala nickte. Sie schien zufrieden. Wieder drückte sie den Knopf. Die zweite Leuchtdiode sprang auf Blau und das Gerät gab ein neuerliches Piepen von sich, diesmal etwas sonorer. Dann entfernte sie das Gerät von Ferrys Schläfe, um es sich selbst an den Kopf zu halten. Sie hielt es ebenfalls an ihre Schläfe. Wieder drückte sie den Knopf. Die beiden Leuchtdioden sprangen zurück auf Gelb, um gleich darauf wieder auf Blau zu wechseln. Es piepte lange. Fasziniert schaute Ferry dem Vorgang zu.

      "Ah-nun-gálan.", wiederholte die graue Königin. In Ferrys Kopf hallte es. Ihm wurde ein wenig schwindelig, als ob er zu schnell aufgestanden wäre. Der Hall in seinem Kopf glich einem Echo, das zwischen zwei steilen Felswänden hin- und her geworfen wurde. Das "Ah-nun-gálan" wurde dutzendfach in seinem Kopf gespiegelt, verworfen, zerschellte, wurde wieder zusammengeführt, schwoll an zu einem Kanon mit hundert Stimmen. Ferry schüttelte den Kopf, um den fremden Klang loszuwerden. Doch urplötzlich war der rauschende Geräuschpegel verschwunden und Ferry hörte in seinem Kopf nur noch ein einziges Wort, klar und deutlich: "Dolmetscher".

      Er blickte Annunfala in die grossen, schwarzen Augen, ungläubig. Sie schien zu lächeln. Dann wiederholte sie das Wort. In Ferrys Ohren kam "Ah-nun-gálan" an, er war sich dessen bewusst, doch sein Hirn registrierte simultan und messerscharf, dass die Königin "Dolmetscher" gesagt hatte. Es war, als ob eine Stimme direkt in seinem Kopf sprechen würde, während das akustische Signal, das von den Ohren kam, unterdrückt wurde.

      Annunfala legte den Kopf leicht zur Seite.

      "Ah-nanah?", fragte sie. Gut? Ferry hatte sie sofort verstanden. Seine Augen wurden gross und rund.

      "Ja, es funktioniert! Das ist fantastisch!", antwortete er atemlos.

      Annunfala nickte. Sie hatte "Ah-ta, nana-to! Ah-naga naga ho!" verstanden. Genau, was Ferry gesagt hatte.

      Die Königin wandte sich Laura zu und wiederholte den Vorgang.

      Kapitel 3 - Der Ältestenrat

      Lisa Moana und Luís Guillermo lagen in ihrem Zweier-Kinderwagen ein paar Meter vom Tisch entfernt und schliefen.

      Tony hatte mit einem verschwörerischen Grinsen eine zweite Flasche des hauseigenen Chardonnays gebracht, sich selbst auch ein Glas eingeschenkt, um sich darauf dezent zurückzuziehen. Essen würde es später geben. Monica hatte ihm signalisiert, dass die kleine Gruppe zuerst noch etwas Wichtiges zu besprechen habe.

      An dem Tisch auf der Terrasse des Restaurants Te Whau sassen vier Master und ein Commander. Der Ältestenrat, angeführt von Master Monica, die wie immer ein luftiges, langes Sommerkleid trug, unter dem man ihre Uniform nur erahnen konnte, hatte sofort ein Treffen anberaumt, als er die Nachricht von Laura und Ferry erhalten hatte. Die weiteren Mitglieder des Rates, Master Wei und Master Paris, hatten sich nicht die Mühe gemacht, sich umzuziehen. Auf der kleinen Künstler- und Weinidylle-Insel vor Auckland scherte sich niemand darum, wie man herumlief. Ihre weissen Master-Uniformen, auf deren Epauletten je ein Stern prangte, leuchteten in der Sonne. Obwohl es Winter war in Neuseeland, strahlte die Sonne von einem tiefblauen Himmel.

      Es war tatsächlich ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit, und Commander Laura Hidalgo räkelte sich genüsslich in der Sonne. Sie liebte die Wärme. Es war ihr erstes Treffen mit dem Ältestenrat auf Waiheke, bisher kannte sie diese Treffen nur aus den Erzählungen ihres Mannes. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, ein schickes Sommerkleidchen anzuziehen, in leuchtendem Rot mit weissen Tupfen. Sie fand es nicht richtig, in P0 in Uniform herumzulaufen. Ausserdem war es ihr immer noch etwas peinlich, dass sie als Commander des Black Commands eine schwarze Uniform bekommen hatte. Sie sagte immer, dass sie darin wie Catwoman aussähe. Ferry vermutete jedoch insgeheim, dass sie nach der Geburt der Zwillinge noch nicht ganz auf ihrem Wunschgewicht zurück war und sich der etwas weiblicheren Rundungen schämte. Ihm gefiel das, er fand, dass sie zum Anbeissen aussah. Aber sie gefiel ihm auch in dem Sommerkleidchen.

      Master Ferry Black, Leiter der P1 Armed Forces, nahm geniesserisch einen weiteren Schluck von dem kräftigen Weisswein. Daran konnte man sich gewöhnen, fand er. Auch er trug seine Uniform, im Gegensatz zu den anderen Mastern war seine jedoch schwarz. Er hatte immer eine schwarze Uniform gehabt, seit er als junger

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