Die Begegnung. Ralf Wider

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Die Begegnung - Ralf Wider Ferry Blacks Abenteuer

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brummte er.

      Ferry schüttelte nur stumm den Kopf in schierer Ungläubigkeit.

      "Aber…", begann er, doch Paris unterbrach ihn mit einer Handbewegung.

      "Ihr seid nicht die einzigen Sturköpfe des Corps, nur um das mal klarzustellen. Ausserdem muss man manchmal die Zeichen der Zeit lesen…" Paris machte ein wichtiges Gesicht und deutete mit dem Zeigefinger auf seine Schulter.

      Jetzt erst fiel Ferry auf, dass alle ihre Uniformen trugen. Er fragte sich, ob sie so durch die Stadt gefahren waren. Das musste ein ulkiges Bild im Tram gewesen sein.

      Er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um auf Master Paris' Schulter schauen zu können. Laura hatte sich zu Carla umgedreht, die etwas kleiner als sie selbst war und stiess einen kurzen Schrei des Erstaunens aus.

      Auf Paris' Schulterpatte erkannte Ferry dasselbe runenartige Zeichen, welches er und Laura selbst trugen: den goldigen Bogen, das Zeichen der Grauen.

      "Die Toilette hat uns ausgesucht.", meinte Paris knapp. "Heute morgen haben wir alle unsere Uniformen so in unseren Schränken gefunden. Die Leute haben mich kontaktiert, und wir sind uns schnell einig geworden, dass wir diesem Aufruf Folge leisten." Er schaute Ferry mit hochgezogenen Brauen an. Er wusste, dass Ferry an die Entscheidungen der Toilette glaubte und sie akzeptierte. Dieser konnte nur wieder ungläubig den Kopf schütteln. Er drehte sich im Kreis und vergewisserte sich, dass wirklich alle das Zeichen trugen.

      "Wir sind alle freiwillig hier.", sagte Jane eindringlich, mit ihrem starken schottischen Akzent. "Niemand hat uns gezwungen, diesem Zeichen zu folgen. Paris hat uns ausdrücklich die Wahl gelassen!"

      "Also ich bin froh, dabei sein zu dürfen!", rief Dan. "Endlich wieder etwas zu tun! In dem Verein stirbt man ja vor Langeweile!" Er brach in lautes Gelächter aus. Ferry war sich sicher, dass er es so meinte, wie er es sagte. Dan kannte keine Furcht. Obwohl diese vielleicht ratsam gewesen wäre, in dieser Situation.

      "Ich glaube, ich schulde euch noch was. Es ist mir eine Ehre, dabei sein zu dürfen.", meldete sich Youssi. Er spielte wohl darauf an, dass er Laura und Ferry beinahe abgeschossen hätte bei ihrer Rückkehr aus Atlantis. Ferry drehte sich zu dem drahtigen, zähen Araber um und drückte seine Hand. Youssef war ein erfahrener Pilot und Ferry war froh, ihn dabeizuhaben.

      "¡Unidos, lo haremos!", rief die zierliche Frau aus Panama und stiess die Faust in die Luft. Zusammen werden wir es schaffen! Sie hatte ganz rote Bäckchen, die hervorragend zu den rosa Streifen auf ihrer silbrigen Uniform passten. Die meisten Piloten belächelten die Pink Squad als die Barbie-Squad, doch Carla hatte sich nie daran gestört. Sie war offensichtlich stolz, dass gerade sie von der Toilette ausgesucht worden war. Laura nahm die junge Pilotin in den Arm und drückte sie fest.

      "Habt ihr die Queen dabei? Nur für den Fall…", fragte Judy. Sie stand in der Ecke und schien ein wenig verlegen. Sie mochte es nicht, dass um sie ein grosses Tamtam gemacht wurde. Sie war mehr der Typ Arbeitsbiene. Nicht fragen, einfach machen, das war ihr Motto. Ferry wusste aus Erfahrung, dass sie nebst Laura die vermutlich beste Kampfpilotin des Corps war. Sie hatte ihm bereits einmal das Leben gerettet im Einsatz. Er würde sich alle Mühe geben, sich zu revanchieren. Er drehte sich zu ihr um und lächelte sie an, dabei klopfte er auf seine Brusttasche.

      "Selbstverständlich." Er spürte, wie der Roh-Saphir an seiner Brust pochte und vibrierte. Die Queen war bereit. Nach einem kurzen Zögern holte er den zigarrenförmigen Edelstein heraus und reichte ihn Laura. Sie schaute ihn fragend an.

      "Ich glaube, es ist besser, wenn ihr zwei die Queen fliegt. Ich fühle mich wohler in meiner Lady. Ich bin zu alt für dieses High-Tech.", sagte er.

      Mit leicht gekräuselter Stirn nahm Laura den Stein entgegen und verstaute ihn in der Seitentasche der Uniformhose. Ferry konnte sehen, dass ihr eine spitzte Bemerkung auf der Zunge lag, doch sie schien sie sich zu verkneifen. Ihnen beiden war bewusst, dass Ferry nicht mehr so schnell war wie in jungen Jahren. Es wäre dumme Verschwendung gewesen, ein so starkes und schnelles IFO wie die Queen an einen Piloten zu verschwenden, der das Potential nicht mehr ausnützen konnte. Laura schaute ihn mit treuherzigen Augen an, als ob sie ihn trösten wollte, doch er erkannte, dass sie ihm zustimmte. Er lächelte seine Frau an, denn er brauchte keinen Trost. Er war nicht mehr der Jüngste, aber er wusste, er war immer noch gut.

      "Übrigens…", tönte der Bass von Paris durch die Stille. Ferry drehte sich zu ihm um und schaute ihn fragend an. "Paddy wollte auch kommen. Er hat das Zeichen auch bekommen. Ich habe ihn aber nicht gelassen.", erklärte Paris. Damit meinte er Paddy Ram, Ferrys besten Freund. Ferry war schon fast ein bisschen enttäuscht gewesen, dass Paddy nicht dabei war. Er machte eine fragende Handbewegung.

      "Paddy ist Taufpate von Lisa Moana. Da konnte ich nicht zulassen, dass er mitkommt.", sagte Paris ungewöhnlich leise. Er schien sich mehr Sorgen um den Ausgang der Mission zu machen als Ferry.

      "Und er hat sich einfach so abhalten lassen?", fragte dieser erstaunt. Das klang so gar nicht nach dem Iren. Paddy war ein absoluter Sturkopf, schlimmer als Ferry. Paris grinste ein spitzbübisches Grinsen.

      "Nein, nicht einfach so. Ich hab ihn K.O. geschlagen und einsperren lassen." Wieder klappte Ferrys Mund auf. Ja, das war vermutlich der einzige Weg, seinen Freund von dieser Mission abzuhalten. Er war Paris dankbar dafür. Sein Mentor hatte sich als wahrer Master gezeigt und weiter gedacht als er selbst. Er schloss den Mund und dankte Paris mit einem angedeuteten Kopfnicken.

      "Dann lasst uns losfliegen.", sagte Master Black. "Letzte Chance, auszusteigen." Niemand regte sich. Also gab er Laura das Zeichen zum Abflug. Sie drückte ein paar Knöpfe, drehte die Wasserhähne auf, setzte sich auf den einen Pilotensitz, nahm den Joystick in die Hand und drückte ihn sachte nach vorn. Eine feine Vibration fuhr durch die Toilette. Sie waren unterwegs.

      "Wohin fliegen wir eigentlich?", wollte Jane wissen.

      "Atlantis-P1.", meldete sich Laura sachlich aus dem Pilotenstuhl. "Wird einige Minuten dauern. Macht es euch doch bequem!"

      Sie verteilten sich auf den verbleibenden Pilotensitz, die Badewanne und das kleine Möbel, in dem die Blacks die Handtücher aufbewahrten. Judy war in der Ecke stehengeblieben. Dort schien es ihr am wohlsten zu sein. Ferry liess den Blick über die bunte Truppe schweifen. In den Gesichtern der Kameraden las er Aufregung, Freude und Anspannung, jedoch keine Angst.

      "Atlantis. Cool! Hätte nie gedacht, dass ich da mal hinkomme!", murmelte Dan.

      Ferry biss die Zähne zusammen und wiegte den Kopf hin- und her. Es knackte, doch im Rauschen der fliegenden Toilette war es kaum zu hören. Er hätte sich auch nicht träumen lassen, dass er noch einmal nach Atlantis kommen würde. Er schaute auf den Monitor. Der Countdown für den Landeanflug hatte begonnen. Diesmal würden sie nicht auf der Bergspitze landen, sondern mitten in Atlantis City, der Hauptstadt der Grauen in P1.

      Im Gegensatz zu seiner Bruchlandung in Atlantis vor über einem Jahr, legte Laura eine vorbildliche Landung wie aus dem Lehrbuch hin.

      "Willkommen in Atlantis. Wir hoffen, sie haben den Flug genossen.", säuselte sie mit der imitierten Stimme einer Stewardess. Sie war aufgedreht, vermutlich wollte sie ihre eigene Nervosität mit dem Getue überspielen. Ihre Passagiere begannen frenetischen Beifall zu klatschen, wie bei einem billigen Charterflug. Ferry musste laut herauslachen. Was für eine Truppe von Kindsköpfen! Es war schön, nicht allein auf dieser Mission zu sein, doch Ferry fühlte auch ein gewisses Unbehagen bei dieser überraschenden Veränderung. Er war der Leiter dieses Unterfangens und damit verantwortlich für diese Leute.

      Er checkte kurz den Bildschirm, der das direkte Umfeld der Transferkapsel

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