Piraten, Gouda und Genever. Claus Beese
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Claus Beese
Piraten, Gouda und Genever
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Inhaltsverzeichnis
Auf Pfingst-Tour
Die Sonne schien von einem Himmel, der sein strahlendstes Blau angezogen hatte, das er überhaupt besaß. Gleißend spiegelte sie sich auf dem Fluss, dessen kleine Wellen jeden Strahl einzeln zurückzuwerfen schienen. Die Ufer leuchteten im saftigen Hellgrün, und die Bäume rauschten im lauen Wind des Frühlings. Vergessen waren die nassen und kalten Tage des dunklen Winters, die brausenden Stürme und schneidenden Ostwinde. Eine sanfte Brise ließ die Flaggen und Fähnchen an den Booten lustig flattern. Es war einer jener Maitage, an denen man schon die Hitze des Hochsommers zu spüren glaubte. Keinen Skipper hielt es bei solchem Wetter zuhause, man musste einfach an Bord und die Leinen loswerfen. Auch DODI hatte sich zusammen mit zwei anderen Booten auf den Weg flussabwärts zu der Steganlage des Vereins gemacht, die schon in Wesernähe in der Lesum lag und an welcher unsere Freunde von der GODEWIND ihren Liegeplatz hatten. Während wir „Alten“ uns der Sonntagsvöllerei mit Kaffee und Kuchen hingaben und uns die Sonne auf die noch winterbleiche Haut brennen ließen, lag unser Nachwuchs gelangweilt auf dem Achterdeck und blätterte in einer Jugendzeitschrift.
»Was macht ihr eigentlich zu Pfingsten?«, fragte Gerti, die Skipperin der GODEWIND ganz beiläufig. Ihr Kapitän, der lange Kuddel, setzte sein berüchtigtes Jungengrinsen auf.
»Ich wette, das Gleiche wie wir, nämlich mit dem Boot fahren«, nahm er uns lachend die Antwort vorweg. Mein weiblicher Bestmann, der mir per Ehedekret lebenslange Gefolgschaft und Heuer versprochen hatte, schaute mich auffordernd an.
»Also, wir hatten so gedacht, am Freitag einen Abstecher ins Ostfriesische zu machen. Die Hunte rauf bis nach Oldenburg, schön ruhig im Stadthafen liegen, Samstag ordentlich in der City shoppen gehen, und gemütlich das Wochenende einläuten«, unterbreitete ich unsere im Familienkreis besprochenen und nach Mehrheitsbeschluss gefassten Reisepläne.
»Könnten wir euch überreden, mit uns nach Verden zu fahren?«, brachte Gerti mit wenigen Worten unsere Törnplanung ins Wanken. Verden? Aller? Also die Weser aufwärts gegen die Strömung? Hm, in diese Richtung hatten wir bislang noch nichts unternommen. Die Mittelweser kannten wir nur von den Karten her, und von einer Reihe von Skippern, die uns stets versicherten, dass es dort sehr schön sei. Mein angeheirateter Reiseleiter und ich tauschten einen schnellen Blick. Oldenburg kannten wir und liebten es, aber Verden wäre neu, und Neues ist immer aufregend. Letztendlich konnte man sein Geld für irgendeinen Schnickschnack sicher auch dort loswerden. Warum also nicht?
»Das ist gemein!«, meldete sich unser Nachwuchs vehement zu Wort. »Wo ich mich doch so auf Oldenburg gefreut habe. Da kann man wenigstens shoppen und ganz toll Eis essen! Und was wollt ihr jetzt mit Pferden? Wir wollten doch Boot fahren und nicht reiten!« Unser Leichtmatrose ließ seinem ganzen Frust freien Lauf und zog einen beleidigten Flunsch, als der halbe Steg in lautes Gelächter ausbrach.
»Nach Verden, nicht nach Pferden«, griff Kuddel noch immer lachend ein. »Da, wo wir hinwollen, ist ein kleiner Campingplatz direkt an einem Fluss, der Aller heißt. Die Stadt heißt zwar Verden und da gibt es auch Pferde, aber reiten wollen wir dort nicht. Und was dein Eis angeht, kenne ich da einen Eissalon, der superleckeres Sahneeis mit Früchten macht. Und in den lade ich dich auf eine Riesenportion ein. Versprochen!«
Claudia schmolz dahin wie besagte Riesenportion Eis in der Sonne. Der ewig jungenhaft strahlende Kurt hatte aus unerfindlichen Gründen bei ihr einen Stein im Brett, und wenn er ihr so ein Angebot machte, konnte sie nicht widerstehen. Mit Kuddel ein Rieseneis essen gehen, das war das Höchste. Heinz und Elfi von der PINGO wechselten einen kurzen Blick.
»Verden?«, meinte Skipper Heinz nachdenklich. »Da sind wir auch noch nicht gewesen! Nehmt ihr uns mit?«
Er war, genau wie wir, bislang