Ernteplanet. Rolf-Dieter Meier

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Ernteplanet - Rolf-Dieter Meier

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Sekretariat erwartete ihn schon Laura Brenner, die wohl bereits von Sophie über seine Ankunft informiert worden war. Sie gehörte zu den mittlerweile selten gewordenen Mitarbeitern, die länger als zehn Jahre bei der Firma tätig waren. In der Regel waren die Verwaltungskräfte Angestellte von Dienstleistern, selbst bei den Fachkräften überwogen die befristeten Arbeitsverträge. So konnte man relativ schnell auf konjunkturelle Schwankungen reagieren. Frau Brenner war trotz ihrer 57 Jahre durchaus attraktiv und eine äußerst gepflegte Erscheinung. Mit 26 Berufsjahren in der Firma war sie die Dienstälteste und wurde wegen ihrer umgänglichen Art von den meisten sehr geschätzt. Auch von den Partnern, die immer wieder ihr Organisationstalent bewundern mussten und dankbar für ihre Diskretion waren. Bemerkenswert aber war, dass sie die einzige war, die niemanden duzte und die sich nicht duzen ließ, obwohl dies ausdrücklich erwünscht war, sozusagen zur Unternehmensphilosophie gehörte. Mit einigen Mitarbeitern, mit denen sie auch privat verkehrte, duzte sie sich selbstverständlich, aber nur außerhalb der Firma. Selbst Dr. Konzalik hielt sich an diese Regel und schien ihr dies auch nicht übel zu nehmen, ganz im Gegenteil, man hatte manchmal das Gefühl, dass er sie mochte, zumindest aber respektierte, was für die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht unbedingt galt. In das Hochgefühl, das sich in Erik verbreitet hatte, mischte sich deshalb nun doch eine Portion Nervosität, da er, wie er glaubte, vor einem wichtigen Punkt seiner Karriere stand, die im wesentlichen von diesem Senior Partner Dr. Jürgen Konzalik bestimmt wurde.

      Frau Brenner hatte seine aufkommende Unsicherheit offensichtlich erkannt und lächelte ihm aufmunternd zu. Wie oft hatte sie schon solche Augenblicke erlebt, wo über das Wohl und Wehe der jungen Leute entschieden wurde.

      „Ich gratuliere, Herr Stendahl, gehen sie rein, er erwartet sie schon.“

      Sie nickte ihm noch einmal zu und wies mit der Hand auf die offenstehende Tür zum Büro von Dr. Konzalik.

      „Danke, Frau Brenner, und natürlich einen schönen guten Tag.“

      Sie lachte: „Danke! Es wird bestimmt ein schöner Tag.“ Dabei zeigte sie mit ihrer linken Hand zum Fenster. Tatsächlich, so wie er es am Morgen vermutet hatte, zeigte sich draußen bereits ein blauer Himmel, nur hier und da noch Reste des Hochnebels und die gegenüberliegende Fassade eines weiteren Büroturms erstrahlte hell in der Morgensonne. Während er auf die offenstehende Tür zuging, überprüfte er noch einmal reflexartig den richtigen Sitz seiner Krawatte.

      Als Erik das Büro von Dr. Konzalik betrat, erhob sich dieser aus seinem Stuhl, ging um seinen Schreibtisch herum und trat mit weit geöffneten Armen auf ihn zu. Dabei zeigte er ein strahlendes Lächeln, wie es Erik und wahrscheinlich auch kein Anderer es je gesehen hatte. Erik war so perplex, dass er unbewusst einen Schritt zurücktrat. Dr. Konzalik stoppte und lächelte nun amüsiert. Sein ansonsten hageres Gesicht mit den hervorstehenden kräftigen Wangenknochen und den wasserhellen Augen, die eher Kälte als Warmherzigkeit versprühten, wirkte jetzt fast gemütlich. Trotzdem und obwohl Erik mit seinen 1,96 Meter und seiner kräftigen, sportlichen Figur dem schlanken und bestimmt zehn Zentimeter kleineren Senior Partner körperlich überlegen war, gab es keinen Zweifel darüber, wer der Chef im Ring war. Und dabei sollte es, trotz aller Freundlichkeit und Freude, die ihn heute übermannt hatte, auch bleiben. Erneut streckte er Erik die rechte Hand entgegen.

      „Lieber Erik, schön, dass du wieder in Berlin bist und du hast, wie ich sehe, das schöne Wetter aus Spanien mitgebracht!“ Dabei deutete er wie bereits Frau Brenner auf den mittlerweile makellosen blauen Himmel über der Stadt.

      „Ich gebe eben immer mein Bestes.“

      Im selben Moment bedauerte Erik die seiner Ansicht nach lahme Replik, aber wider erwarten schien Dr. Konzalik diese Antwort äußerst zu erheitern, zumindest erklang ein merkwürdiges Glucksen, dass wohl ein Lachen darstellen sollte.

      „Ich möchte dich nicht weiter auf die Folter spannen und es kurz machen. Du hast einen perfekten Job in Spanien gemacht. Ich habe mir die Unterlagen und den Bericht am Wochenende angesehen, hervorragende Arbeit. Und dieser Auffassung ist auch der CEO Louis Cortez von Global Mecánica SA, der noch am Freitag bei mir angerufen hat und ganz begeistert war. Besonders beeindruckt hat ihn, dass nur so wenige Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen, um die angepeilten Ziele zu erreichen. Der Hauptaktionär ist ja die alteingesessene und angesehene Familie Martinez, die wohl ein Interesse daran hat, nicht als Arbeitsplatzvernichter in die Schlagzeilen zu kommen. Ich weiß, dass du kein Freund von Entlassungen bist und ich hatte manchmal Zweifel, ob du nicht zu weich für diesen Job bist, aber in diesem Fall hast du absolut richtig gelegen.“

      Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, tätschelte er Eriks linken Arm, der sich wie gelähmt ob der vielen positiven Nachrichten nicht vom Fleck gerührt hatte.

      „Was stehen wir hier rum“, fuhr Dr. Konzalik fort und schob Erik in Richtung zu der kleinen Besprechungsecke mit einem Tischchen und drei Besuchersesseln.

      „Setz dich doch, Erik.“ Erik stellte seinen Aktenkoffer ab und nahm dann ebenfalls Platz.

      „Das Beste kommt ja noch.“ Dr. Konzalik machte eine bedeutungsvolle Pause, erhob sich wieder aus seinem Sessel, um zu der immer noch geöffneten Tür zu gehen.

      „Frau Brenner, es kann los gehen.“Im Sekretariat machte sich Frau Berger offensichtlich ans Werk, das von Ihrem Chef gewünschte in die Tat umzusetzen. Man hörte das Klappen der Kühlschranktür, Gläserklirren und kurz danach ein gedämpftes Plopp. Erst jetzt realisierte Erik, dass auf dem Tischchen zwei kleine Teller standen, darauf sorgfältig gefaltete Servietten.

      „Was geht hier vor?“, dachte Erik, als Frau Berger auch schon mit einem Tablett erschien, das sie routiniert schwungvoll auf dem Tischchen abstellte.

      „Wie gewünscht, Champagner und Häppchen! Dann lassen sie es sich mal schmecken!“

      Auch sie schien sich an der Verblüffung von Erik zu ergötzen, was allerdings kein Wunder war, da sie selbst von dem, was hier geschah, überrascht war. An solch ein Ereignis konnte sie sich bei bestem Willen nicht erinnern.

      „Ich weiß, Champagner zu so früher Stunde ist ungewöhnlich, aber ..“ wieder eine kleine bedeutsame Pause, „ … der Anlass ist ja auch ungewöhnlich.“

      Obwohl augenscheinlich alles in bester Ordnung war, rutschte Erik unruhig auf seinem Sessel hin und her.

      „Du wirst es nicht glauben, aber Cortez war so überzeugt von deiner Arbeit, dass er uns bei dem Telefonat am Freitag einen weiteren großen Auftrag in Aussicht gestellt hat. Aber schon am Sonntag habe ich eine Mail von ihm mit den Auftragsunterlagen bekommen. Das ging, sage ich mal, alles blitzschnell.“

      Eine Welle der Begeisterung schien Dr. Konzalik erfasst zu haben, denn er schlug sich mit der rechten Hand auf den Oberschenkel, dass es nur so knallte. Erik, völlig überrascht von diesem plötzlichen Gefühlsausbruch, zuckte erschrocken zusammen.

      „Auf diesen Anschlussauftrag hatten wir ja gehofft, obwohl wir uns keine großen Chancen ausgerechnet haben. Die Konkurrenz war hart, aber dank deiner hervorragenden Arbeit haben wir uns durchgesetzt. Aber es kommt noch besser.“

      „Noch besser?“, warf Erik fast verschüchtert ein.

      „Sicher ! Und das ist wirklich unglaublich! Cortez hat mir dabei mitgeteilt, dass die Familie Martinez beabsichtigt, uns zu beauftragen, ihr Firmenimperium zu durchleuchten. Wir sollen Ertragspotenziale lokalisieren und entwickeln, allerdings immer unter der Prämisse, dass Mitarbeiterinteressen gewahrt bleiben und jetzt kommt es: dass du das Projekt leitest. Louis Cortez kommt diesen Donnerstag als Abgesandter der Familie Martinez nach Berlin und will die Einzelheiten mit uns abklären. Das Ganze ist einfach unglaublich! Darauf wollen wir trinken!“

      Völlig

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