Unbewältigte Vergangenheit. Henry Kahesch

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Unbewältigte Vergangenheit - Henry Kahesch

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gezielt, hierher. Ein Glück, dass von der anderen Seite der Treppe kein Zugang möglich ist, wie?“

      „Bleibt uns nichts anderes übrig, als auf den Chef der Rügener Polizei zu warten. Ein gewisser Kriminaloberrat Scholtysek. In zwanzig Minuten gehe ich zu dem besagten Strandkorb. Dann, so denke ich, werden wir gemeinsam hier erscheinen und alles Weitere besprechen. Chantal fiel auf, dass er immer so redete, wenn sein kriminalistisches Gespür einsetzte. Ihr wurde deutlich, dass er es darauf anlegte, die Polizei hier oben zu unterstützen. Da blendet er immer alles aus, sagte sie sich. Traurig war sie in dem Augenblick, wenn sie daran dachte, dass er sich mal wieder ausklinken würde und sie alleine sei.

      Sie hatten das Gefühl, als würde es ewig dauern. Dann war es soweit! Degoth machte sich auf den Weg zu der verabredeten Stelle. Schließlich musste er ja noch den besagten Strandkorb finden. Schnell entdeckte er ihn. Er war noch abgeschlossen, wie Scholtysek es zuvor erwähnte und stand in der Nähe des Ufers. Na prima, dachte er, „bin wie immer zu früh beim Termin!“

      Kurz danach nahm er einen Schatten wahr, der, so sah es aus, immer näher kam. Er war aufgeregt und konnte sich nicht verkneifen, sich umzudrehen. Wenige Meter vor ihm stand ein kräftiger, jüngerer Mann, der, so schätze er, mindestens 1,95 Meter groß war.

      „Ob das der Kriminaloberrat ist?“, ging es ihm durch den Kopf!

      Der Mann steuerte schnurstracks auf ihn zu und fragte forsch: „Was machen sie hier?“

      Degoth lächelte und sagte: „Degoth, sind sie es, Kriminaloberrat Scholtysek? Wir haben doch vor etwa einer dreiviertel Stunde telefoniert. Sie erinnern sich sicher? Wegen des Fundes unter der Holzbrücke.“

      „Entschuldigung“, presste er heraus. „War nicht bei der Sache!“

      „Ja, mein Name ist Scholtysek, und ich bin auf Rügen der Polizeichef oder, wenn sie so wollen, der

      Chefermittler der Insel.“

      „Erfreut sie zu sehen! Meine Frau hält noch immer Stellung vor der Brücke. „Für alle Fälle!“

      Scholtysek lachte laut, sein Berliner Dialekt war ansteckend. „Dann können wir uns ja austauschen

      und loslegen, wie?“

      „Genau“, so Degoth, der angetan war von der zielstrebigen Art des Chefermittlers. Sie liefen zur Holzbrücke. Degoth stellte seine Frau vor und der KOR bedankte sich, ganz Kavalier, für die Unterstützung in der Sache. Jetzt ging er wortlos unter die Brücke und nahm wahr, dass ein helles Paket, bei dem ein Teil eines Skeletts zu sehen war, in der von Degoth beschriebenen Ecke lag. Er stutze, war nun ebenfalls erstaunt. Doch nach außen vermied er es durchdringen zu lassen. In Gedanken grübelte er bereits, was da dahinter stecken könnte. Seine Erinnerungen führten ihn in den Mordfall der letzten Tage und die schon seit etwa fünfzehn Jahren zurückliegenden ungeklärten Fälle. Das ging ihm noch gestern spät am Abend in den Sinn.

      Gerade wieder zurück in dem hellen Sandstrand, blinzelte er verlegen zu Degoth und dessen Frau. „Da muss ja in der Tat was furchtbares geschehen sein! Zunächst, es ist mir ein Rätsel, was soll ich sagen....?“

      Von den Gedanken, die ihn gerade beschäftigten, erwähnte er keine Wörtchen. Aber Degoth nahm den Faden wieder auf. „Wohl wahr, aber das hilft nicht weiter. Wir müssen umgehend, Verzeihung, wenn ich sage umgehend, die Spurensuche aufnehmen. Da bleibt keine Zeit. Eine dunkle Ecke Rügens scheint hier geöffnet worden zu sein. Wo setzen wir an, ist die Frage, oder?“

      Scholtysek schluckte, grinste verlegen, bei aller Dramatik des Fundes und erwiderte: „Sie sind ja gleich auf dem Thema. Ich erkenne, dass sie in der Tat mehr als ein Hobbykriminalist sind. Was schlagen sie denn vor?“

      Degoth bat zunächst seine Frau um Entschuldigung, dass diese Situation ihren Sommerurlaub so beeinträchtigen könnte. Sie aber lächelte! Ihr war wohl klar, dass es nun mal wieder soweit kommen würde. „Die Ausschweifungen kenne ich ja“, plapperte sie vor sich hin.

      „Ich gehe zur Seebrücke, nehme ein Glas Wasser zu mir und esse eine Kleinigkeit, während ihr hier fachsimpelt“, übernahm sie das Zepter.

      Sie waren allein, der „große“ Polizeichef Rügens und der Hobbykriminologe Michel Degoth. Dann begann Scholtysek weitere Fragen zu stellen. Ob ihm Personen aufgefallen seien oder er Gespräche führte, die ihn im Nachhinein nachdenklich machten, vielleicht sogar seltsam vorkamen.

      „Na, schießen sie mal los!“, sagte er schließlich.

      Michel Degoth berichtete alles, was ihm relevant schien.

      „Zunächst, das was ich ihnen bereits sagte. Hier stehen wir davor! Hinzu kommt noch ein Gespräch mit einem Mann, der mich vor einigen Stunden ansprach. Er hätte einen Fund gemacht. Nein, an dieser Stelle sei dies nicht gewesen. Und wirklich konkret stufte ich es auch nicht ein. Er berichtete nur wirr, dass er dabei von fremden Blicken beobachtet worden sei. Zumindest sei dies sein Gefühl gewesen! Insofern verdrängte ich es schnell wieder. Erst später, als wir auf der Terrasse des Restaurants der Seebrücke saßen, der Kellner, wie bereits erwähnt, ein eigenartiges Verhalten an den Tag legte, sich später am Strand mit einem Fremden traf und mir das Verhalten verdächtig vorkam, stieg mir in den Sinn, da könnte eine verabscheuungswürdige Untat dahinter stecken. Und dann natürlich ...., na ja, den hiesigen Fund. Sie haben es eben selbst gesehen!“

      Sie schwiegen zunächst! Beide! Doch die Ruhe machte Degoth wahnsinnig, er musste reden, war so unruhig und fühlte sich wie ein Spürhund. Ihm wurde deutlich, dass ein schwerwiegendes Verbrechen dahinter stecken musste. Aus seiner Sicht konnte es nicht anders sein! Plötzlich ein Skelett am Strand, unter einer Holzbrücke in der dunklen Ecke! Dazu in einem leuchtend weißen Paket. Auf der eine Seite versteckt, auf der anderen sichtbar platziert. Ist das nicht komisch? So faselte er ohne Scholtysek anzuschauen. In dem Augenblick ergriff Scholtysek das Wort.

      „Da müssen wir wohl wirklich sehr tief graben. Das heißt ich und meine Polizisten. So trivial scheint es wirklich nicht zu sein, wie ich es, zugegeben, anfänglich einstufte.“

      „Nicht nur sie Scholtysek, ich darf es doch sagen?“!

      „Ja klar Degoth, ich darf es doch sagen?“

      Beide lachten laut. Mehr vor Verlegenheit und Ratlosigkeit als aus Begeisterung! Das war nach dem Vorfall allemal klar.

      „Ich glaube“, sagte Scholtysek, „da will jemand auf Morde aufmerksam machen, die in grauer

      Vorzeit geschahen, vielleicht nie entdeckt wurden.“

      „Doch warum heute, nach Jahren oder gar Jahrzehnten?“, wandte Degoth ein. „Das ist doch die

      wesentliche Frage. Fühlt der oder die sich sakrosankt? Ich meine also unantastbar oder gar wie der

      liebe Gott?“

      „Vielleicht quälte jemanden bloß sein schlechtes Gewissen und er kann nicht mehr ruhig schlafen.“

      „Mag sein Scholtysek, aber welchen Zweck der große Unbekannte damit verfolgt, bleibt erst mal

      verborgen. Ist es ein Psychopath?“, setzte er nach.

      Nach dem kurzen Abwägungen und Bedenken, entschieden sie sich zurück zur Seebrücke zu gehen. Schließlich wartete Chantal auf ihren Mann. Sie saß alleine am Tisch und sah die Beiden schon von weitem.

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