Die schwarzen Männer. Jean-Pierre Kermanchec

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Die schwarzen Männer - Jean-Pierre Kermanchec

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anderen Seite blieb es stumm. Der Geiselnehmer schien nachzudenken. Serge hatte den Eindruck, dass er ihn mit seiner Aussage komplett verunsichert hatte. Serge Quinnec würde nie das Leben einer Geisel in Kauf nehmen, eine solche Haltung würde ihn sofort ins Gefängnis bringen, das wusste er. Aber der Geiselnehmer konnte sich dessen nicht sicher sein. Es war ein riskantes Spiel. Sollte der Mann bei seinen Forderungen bleiben, hatte er sich in eine schlechte Ausgangslage manövriert. Er hoffte, dass der Verbrecher unter Druck geriet und zu einem Zugeständnis bereit war. Drei Stunden sind eine recht lange Zeit in einer solchen Situation, das wusste er.

      „Okay, drei Stunden, aber keine Minute länger“, schallte es plötzlich aus dem Hörer.

      Serge Quinnec atmete tief durch, eine zentnerschwere Last fiel von seinen Schultern. Zum Zeichen, dass der Geiselnehmer eingelenkt hatte, hob er den Daumen der linken Hand und sah zu den beiden Kollegen. Paul Chevrier und Jugo Kerhat standen links und rechts des Leiters des Einsatzkommandos und warteten auf ein Gespräch mit ihm.

      „Gut, dann mache ich mich sofort an die Arbeit, um das Geld zu beschaffen. Sie hören wieder von mir.“

      „Sollte nicht ein Psychologe ein solches Gespräch führen?“, fragte Paul und sah Quinnec fragend an.

      „Sicher, das ist die Vorschrift, aber bis der Psychologe von Brest hier ist, ist die von den Geiselnehmern gesetzte Frist bereits abgelaufen. Hätte ich warten sollen?“

      „War ja nur eine Frage.“ Pauls Handy klingelte.

      „Bonjour Monsieur Nourilly, was kann ich für Sie tun?“

      „Ich habe gehört, es gibt einen Toten und eine Geiselnahme in Douarnenez?“

      „Ob es einen Toten gibt wissen wir noch nicht genau. Die Gendarmerie von Douarnenez hat uns vorsichtshalber sofort informiert, nachdem in dem überfallenen Juwelierladen ein Schuss gefallen ist. Wir haben noch keinen Überblick über die Situation im Laden. Weder wissen wir wie viele Geiselnehmer sich im Geschäft aufhalten, noch wie sie bewaffnet sind, oder wie viele Geiseln sich in ihrer Gewalt befinden.“

      „Kerber ist doch in Urlaub, brauchen Sie meine Hilfe?“

      „Stimmt, Kollege Kerber hat eine Woche Urlaub. Ich glaube, dass ich alleine klarkomme. Sollte ich Hilfe benötigen, dann erlaube ich mir, mich vertrauensvoll an Sie zu wenden.“

      „Tun Sie das, Monsieur Chevrier, tun Sie das. Ich helfe gerne. Noch etwas, wie sieht es mit einer Information an die Presse aus? Sollen wir die schon informieren?“

      „Dafür ist es bestimmt noch zu früh. Ich melde mich bei Ihnen, sobald wir die Presse benachrichtigen können.“

      „Gut, Sie halten mich auf dem Laufenden.“

      Paul legte auf und atmete tief durch. Er war Nourilly gerade noch einmal entkommen. Er konnte sich an eine Situation erinnern, die lag schon viele Jahre zurück, da hatte Nourilly sich in die Ermittlungsarbeit in einem Mordfall eingeschaltet. Seine Unerfahrenheit in Ermittlungsarbeiten hatte damals beinahe dazu geführt, dass der Fall unaufgeklärt geblieben wäre. Damals war es Ewen gelungen, Nourilly davon zu überzeugen, dass es eine große Hilfe wäre, wenn er sich um die Presse kümmern könnte. Das Wort Presse brauchte man Nourilly nicht zweimal zu sagen. Vermutlich wäre er ein ganz hervorragender Pressekonferenz-Organisator geworden. Alleine der Gedanke an eine Pressekonferenz, führte bei Nourilly dazu, dass Glanz in seine Augen trat. Wenn er zudem noch über seinen Beitrag zur Lösung eines Falles berichten durfte, aus seiner Sicht war die Führung einer Dienststelle wichtiger als die Kleinarbeit in den Niederungen der Routinearbeit, schien der Gipfel der Freude erreicht zu sein.

      „War das der Chef?“, fragte Quinnec und sah Paul schelmisch an. Er hatte während des Gesprächs das Mienenspiel in Pauls Gesicht verfolgen können.

      „Ja, das war Nourilly. Er wollte lediglich wissen, ob er schon die Presse informieren soll.“

      „Die Presse! Die fehlt mir gerade noch. Die tauchen noch früh genug hier auf.“

      „Wie wollen Sie weiter vorgehen?“ Paul lenkte das Gespräch wieder auf die anstehenden Entscheidungen.

      „Wir müssen zuerst wissen, wie viele Geiselnehmer im Geschäft sind und wie Sie bewaffnet sind. Wichtig ist auch zu wissen, wie viele Geiseln sich da drinnen aufhalten.“

      „Der festgenommene Fahrer kann uns doch die Fragen beantworten. Der Mann sitzt in unserem Einsatzfahrzeug.“ Jugo Kerhat mischte sich jetzt wieder ins Gespräch ein.

      „Gute Idee! Versuchen wir es, hoffentlich stellt sich der Mann nicht taub und verweigert jegliche Auskunft.“

      Serge Quinnec und Jugo Kerhat gingen gemeinsam zum großen Einsatzfahrzeug der Gendarmerie. Die Schiebetür an der Seite des Wagens wurde aufgeschoben und gab den Blick auf den zusammengekauerten, mit Handschellen gefesselten Mann auf der Sitzbank frei. Er machte nicht den Eindruck eines eiskalten Verbrechers, viel eher schien es Serge, als sei der Mann zum ersten Mal in eine Straftat verwickelt.

      „Serge Quinnec, ich leite hier den Einsatz“, stellte er sich vor, als er dem Mann gegenüber Platz genommen hatte.

      „Wie heißen Sie?“

      „Maurice, Maurice Colbert.“

      „Also Maurice, wir haben hier eine sehr ernste Situation. Deine Kumpels haben vermutlich eine Geisel erschossen oder schwer verletzt, sie halten weitere Geiseln in ihrer Gewalt, und wie es aussieht, werdet ihr alle wegen des Raubüberfalls, der Geiselnahme und des versuchten oder ausgeführten Mordes vor Gericht gestellt werden. Die Strafe für diese Verbrechen wird bestimmt in der Gegend von lebenslänglich liegen. Du hast die Chance, deine Situation etwas zu verbessern, falls du mit uns zusammenarbeiten willst.“

      „Aber ich habe doch gar nichts gemacht! Ich sollte doch nur den Wagen fahren. Ich habe niemanden erschossen und auch keine Geisel genommen.“

      „Mitgefangen, mitgehangen, Maurice, das Gesetz macht da keinen Unterschied.“

      „Aber wie kann ich Ihnen helfen, ich habe doch keine Ahnung?“

      „Sie könnten uns zum Beispiel sagen, wie viele Männer in dem Geschäft sind.“

      „Wir sind zu viert gewesen. Drei sind in den Laden gegangen.“

      „Wie sind die Männer bewaffnet?“

      „Jeder hat eine Pistole, aber ich kann Ihnen nichts über die Waffen sagen. Ich kenne mich damit nicht aus.“

      „Sie wissen nicht zufällig, wie viele Geiseln in dem Geschäft sind?“

      „Nein, ich bin nicht reingegangen. Ich habe im Wagen gesessen und sollte sofort losfahren, wenn sie wieder rauskommen.“

      „Gibt es jemanden der das Kommando führt?“

      „Klar, das ist Denis, Denis Maubert, der ist eiskalt!“

      „Wie heißen die anderen beiden?“

      „Jules Fucauld und Marc Gourand. Die haben mit Maubert in Brest eingesessen. Sie kennen sich schon seit Jahren.“

      Serge Quinnec nickte, so als wollte er zum Ausdruck bringen, dass er die Männer gut kannte. Er notierte sich die Namen und verließ den Einsatzwagen.

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