Endlich sechzehn. Emilia Meyer
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Emilia Meyer
Endlich sechzehn
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Inhaltsverzeichnis
Vorhang auf.
„Er fühlte, daß ihm alles, was er tat, nur ein Spiel war. Nur etwas, das ihm half, über die Zeit dieser Larvenexistenz im Institute hinwegzukommen. Ohne Bezug auf sein eigentliches Wesen, das erst dahinter, in noch unbestimmter zeitlicher Entfernung kommen werde.“
Zitat aus: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß von Robert Musil
#spiegelblick
waschbärgesicht
manderinengesicht
verfaulte mandarine anstatt ‘nem gesicht
ich schmolle sinnlich mit entenmaul
ohne arsch gibt’s keinen belfie
à la kim kardashian
ohne freund kein relfie
und auch kein after-sex-selfie
ohne topfigur gibt’s
kein bilfie
kein shower-selfie
kein bedstagram
denn ich heiß blöderweise nicht lena dunham
das ich verpixelt
das ich versprengt
gemeinsam einsam
komm wir machen ein ussi
das mädchen im spiegel
eine freundin
eine fremde
M.S.
Sie schaute in ihre blassblauen Augen. Umrandet von ihren hellen, fast unsichtbaren Wimpern. Das war der große Nachteil daran, blond zu sein. Mia hasste es, blond zu sein. Seit Kurzem färbte sie sich ihre Augenbrauen eine Nuance dunkler. Sie hatte das Gefühl, dass dieser Akzent ihr Gesicht lebendiger machte. Ihrer Mutter gefiel das überhaupt nicht. Sie sehe aus, als habe sie mit einem Edding in ihrem Gesicht herumgekritzelt. Ihrem Vater war die bahnbrechende Veränderung gar nicht erst aufgefallen. Aber Haare färben, also auf dem Kopf, das hatte sich Mia noch nicht getraut.
Mias Blick fiel auf ihre Brüste. Sie waren nicht besonders groß, aber auch nicht ungewöhnlich klein. Meistens trug sie B. Trotzdem war Mia nicht zufrieden. Ihre Brustwarzen waren viel zu hell. Außerdem waren ihre Titten im nicht-erigierten Zustand so schlaff und unförmig. Faule Plattpfirsiche. Sie hatte schon überlegt, ob sie sich die Pille holen sollte. Nur damit ihre Titten größer würden. Sex hatte sie ja noch keinen. Aus ihrer Stufe nahmen viele Mädchen schon die Pille. Angeblich wegen ihrer Pickel. Mia bezweifelte das stark, denn so viele Pickel hatten die meisten nun auch wieder nicht.
An Mias Bauchausformung konnte man erkennen, dass sie mehr Sportmuffel als -junkie war. Ihr Oberkörper war alles andere als straff. Sie setzte sich auf ihren nackten, mondförmigen Hintern, rutschte näher an den Spiegel heran und zählte ihre Speckrollen. Drei Stück. Wenn man ein Auge zudrückte: Zweieinhalb. Die Obere war ein bisschen kleiner als die anderen. Vielleicht bekam sie die Kleinste in diesem Frühling noch weg. Ihr wurde jetzt schon schwindelig, wenn sie an die bevorstehende Bikinizeit dachte. Und an ihre Victoria‘s-Secret-Model-Freundinnen, mit denen sie dann ins Freibad gehen durfte. Naja, zumindest fast Victoria’s Secret. Ganz so streichholzförmig nun doch wieder nicht. Vielleicht eher Hunkemöller.
Mia öffnete ihre Beine, wobei sie sich mit ihren Handinnenflächen über beide Oberschenkel strich. Sie war nicht rasiert. Aber es war ja Winter gewesen. Und ihre Beinbehaarung war ja ebenso blond wie ihre Wimpern. Dünne, kurze und – von einer gewissen Entfernung aus – unsichtbare Haare. Das war der Vorteil daran, blond zu sein. Sollte sie noch einmal unter die Dusche springen? Wenn sie sich beeilte, würde sie es vielleicht schaffen. Andererseits. Sie machte sich wahrscheinlich eh zu viele Hoffnungen. Heute würde Vanja ihre nackten Beine eh nicht sehen. (Nicht sehen wollen.)