Der Engel, der keine Sterne putzen wollte. Maya Khoury
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Maya Khoury
Der Engel, der keine Sterne putzen wollte
Fantasiegeschichte
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Inhaltsverzeichnis
Katze Mimi und ein Hund namens Mister Meyer
Sarah kehrt zurück in den Himmel
Der Engel Sarah
So eine große Aufregung hatte es auf dem Engelplaneten noch nie gegeben. Niemand konnte sich erinnern, von einer solchen Geschichte gehört zu haben. Das Geschehene war einfach unfassbar. Alle Engel waren ziemlich verstört und traurig. Sie gingen mit bestürzten Gesichtern auf den Wolken umher und waren ratlos. Schließlich hockten sie eng beieinander und flüsterten hinter vorgehaltener Hand:
„Was wird nun mit Sarah geschehen? Können wir ihr vielleicht helfen?“
Sie konnten das Unfassbare nicht begreifen. Dem armen Engel Sarah war etwas Entsetzliches zugestoßen. Bald wusste jeder Engel von Sarahs Vergehen, selbst die Schutzengel, die Tag und Nacht auf der Erde eingeteilt waren. Die Neuigkeit hatte sich in Windeseile verbreitet.
Die Geschichte mit Sarah hat sich so zugetragen:
Eines Tages gab der Erzengel Michael dem Engel Sarah die Aufgabe, die Sterne zu putzen. Die Sterne hatten eine Reinigung dringend nötig, denn durch den beträchtlichen Mondstaub, der in der letzter Zeit vermehrt aufgetreten war, leuchteten sie nicht mehr so strahlend wie vorher. Daher schnappte sich Sarah das weiche Sternenputztuch aus himmelblauem Samt, das eigens dafür vorgesehen war, und machte sich ein wenig unwillig auf den Weg zu den Sternen.
Ihre schlechte Laune war dem Engel anzusehen, denn er blickte recht missmutig drein, weil er überhaupt keine Lust hatte, die Sterne zu putzen. Viel lieber würde Sarah jetzt ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen, nämlich dem Faulenzen. Als sie bei den Sternen angelangt war, setzte sie sich auf den erstbesten, den sie fand, und begann zu putzen, denn es war ihr ziemlich gleichgültig, welchen sie zuerst reinigte. Für Sarah war sowieso ein Stern wie der andere.
Aber das war ganz falsch, denn der Erzengel Michael hatte Sarah ausdrücklich aufgetragen, sich zuerst um den Abendstern zu kümmern, weil dieser nämlich bei den Menschen am beliebtesten ist und sie öfter zu dem Abendstern hinaufschauen als zu den anderen Sternen. Natürlich waren auch die anderen Sterne wichtig, aber der Erzengel Michael hatte nun einmal bestimmt, dass der Abendstern zuerst geputzt werden sollte.
Und es kam noch schlimmer. Sarah empfand das Sterneputzen als so langweilig, dass ihr schon nach kurzer Zeit die Augen zufielen, obwohl sie sich wirklich Mühe gab, diese offen zu halten. Schließlich gab Sarah das mühevolle Putzen der Sterne auf, legte sich der Länge nach auf einen Stern und schlief selig ein.
Der Erzengel Michael wunderte sich, dass Sarah gar nicht wiederkam, denn die anderen Engel waren nach getaner Arbeit schon alle wieder an ihrem Platz.
Daher entschloss er sich, Sarah zu suchen. Schließlich fand er sie. Doch was musste er sehen?
Sarah lag immer noch auf dem Stern, jedoch nicht auf dem Abendstern, und schlief tief und fest.
Der Erzengel Michael berührte Sarahs Arm und weckte den Engel ziemlich unsanft. Er war sehr ärgerlich über Sarahs verantwortungsloses Verhalten. Diese gähnte erst einmal ausgiebig und erhob sich träge.
„Ich muss wohl kurz eingenickt sein,“ rechtfertigte sich Sarah vor dem Erzengel
Michael, „dann will ich mal weitermachen.“
Und sie machte Anstalten, nach dem himmelblauem Putztuch zu greifen, um weiterzuputzen. Als Sarah jedoch in das zornige Gesicht des Erzengels Michael schaute, wurde ihr bewusst, dass sie wohl über die Strenge geschlagen hatte und legte das himmelblaue Tuch verunsichert wieder aus der Hand.
„Das wirst du nicht,“ hörte sie auch schon die ärgerliche Stimme des Erzengels
Michael, „denn ich werde nun einen anderen Engel damit beauftragen.“
Er dachte ein wenig nach und legte seine Stirn in Denkfalten.
„Ja, der Engel Ruth kann das Sterneputzen übernehmen, denn Ruth ist gehorsamer und zuverlässiger als du. Und so träge wie du ist Ruth sicher auch nicht.“
Dann schwieg er wieder und bedeutete Sarah, ihm zu folgen. Sarah war
beunruhigt und ein wenig verärgert, denn dieser Weg führte eigentlich nicht zu den anderen Engeln.
Und sie wollte doch so schnell wie möglich zurück. War das vielleicht zu viel verlangt? Wenn sie erst wieder bei den anderen war, konnte sie sich ausgiebig ausruhen. Sarah sah den Erzengel Michael von der Seite an und wurde misstrauisch, denn der, dessen Blick sonst immer so gütig und verständnisvoll war, eilte nun mit strenger Miene voran. Und die Richtung, die er eingeschlagen hatte, kam dem Engel unbekannt vor. Aber vielleicht war das ein Umweg? Sicher wollte der Erzengel Michael vorher noch bei dem Erzengel Gabriel zu einem kurzen Plausch vorbeischauen? Die beiden waren doch die dicksten Freunde.
Der Erzengel Michael blieb plötzlich stehen und schaute nachdenklich in Sarahs Gesicht, so dass ihr recht unbehaglich zumute wurde.
„Ich werde dir noch eine letzte Chance geben,“ begann er zu sprechen, „und ich hoffe, du wirst die Aufgabe, die man dir aufträgt, ordentlich ausführen. Es wird höchste Zeit, dass du Demut und Gehorsam lernst.“
Dann ging er schnellen Schrittes weiter und Sarah musste ihn natürlich begleiten, denn was sollte sie sonst tun? Dem Engel blieb gar nichts anderes übrig, als mit ihm Schritt zu halten. Sie war dennoch sehr enttäuscht von dem Erzengel Michael, dass er sie so erbarmungslos über den Engelplaneten jagte. Aber Sarah hatte ja keine andere Wahl. Und weil der Erzengel Michael so rasch voranschritt, hatte sie erhebliche Mühe, ihm zu folgen und wäre fast über ihr langes weißes Engelkleid gestolpert.
Plötzlich