Der fahle Ritter. Paul Tobias Dahlmann

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Der fahle Ritter - Paul Tobias Dahlmann

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in den weiten Baumkreisen einen Tag nach Norden zu.“

      „Angenehm. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Wir sind Ritter aus den Landen des Ordens Fradewis hinter den Bergen. Ich heiße Ihlsteg und dies hier ist mein Freund Sejarl.“

      Beide Ritter verneigten sich leicht zur Begrüßung.

      „Und? Was macht ihr hier?“, fuhr das Mädchen unbekümmert fort, indem sie auf ihren Füßen auf- und abwippte.

      „Wir befinden uns auf der Durchreise. Wir wollen nach Osten in das Königreich Kom. Dort hoffen wir auf Hilfe bei unserer Suche nach den Zielen, die wir uns für unsere Leben gesetzt haben.“

      „Aha. Was für Ziele sind denn das?“

      Sejarl schmunzelte in sich hinein. Sie erscheint naiv wie ein Kind, und sprühend vor Liebenswürdigkeit. Sind so jene Trolle aus unseren Legenden wirklich, wenn sie dort stets nur entweder hehr und edel, oder aber monströs und gewalttätig daherkommen?

      Ihlsteg beantwortete unterdessen die Frage: „Mein Ziel ist es, das wahre Glück im Leben zu finden, und das meines Bruders ist es, den Sinn des Seins zu ergründen.“

      „Da scheint mir dein Ziel aber um einiges sinnvoller. Wer sollte denn schon etwas über den Sinn des Seins wissen?“, lachte Leihani. Sie zwinkerte Ihlsteg dabei zu.

      Sejarl räusperte sich verlegen.

      „Schon gut, du. Das war nicht böse gemeint“, zwitscherte das Mädchen weiter.

      Einen Moment lang blickte Leihani zwischen den beiden Männern hin und her. Dann sagte sie: „Sagt mal, wie ist das denn jetzt? Soll ich euch einen Weg über den Fluss zeigen oder nicht?“

      Überrascht nickten die beiden Angesprochenen. Sie ließen sich von dem Trollmädchen ein Stück weiter den Strom hinauf führen.

      Dort befand sich eine Stelle, an welcher eine kleine Stufe im Gelände den Lauf des Wassers hemmte. Eine Reihe von Findlingen ragten hier und da hervor. Zwischen die einzelnen Brocken waren Baumstämme geschwemmt worden, die solcherart eine treibende und schwankende Brücke bildeten.

      „Wie, bei aller Zeit, sollen wir da denn unsere Pferde hinüberführen können?“, fragte Sejarl. „Da ist ja an einigen Stellen nur ein einzelner, glitschiger Stamm, um darüber zu balancieren.“ Nach dem, was er sah, wäre es selbst für einen leichten Menschen ein Kunststück von großem akrobatischen Können gewesen, den Überweg vor ihnen zu gehen. Für ihre Stahlrösser, deren Hufe schon im Kies der Böschung gänzlich versanken, erschien er ihm nicht gangbarer als die Wasseroberfläche daneben.

      Leihani schenkte ihm einen langen, verständnisvollen Blick. Dann sprang sie auf die Stämme und lief über sie hin, als ginge sie auf der breitesten aller Pflasterstraßen. In der Mitte des Stromes drehte sie sich um und winkte den Zurückgebliebenen zu.

      „Nun kommt schon!“, rief sie.

      „Aber unsere Pferde...“, setzte Sejarl an.

      Ihlsteg unterdessen nahm allen Mut zusammen. Er setzte einen Fuß auf das unsicher schwankende Gebilde aus Ästen, Stämmen und Felsen. Schritt für Schritt tastete er sich voran, gewann dabei zusehends an Sicherheit, und stand schließlich einige Mannslängen weit draußen auf den Wellen. In aller Gemütsruhe winkte er Sejarl.

      „Es geht irgendwie. Probier es aus!“, schloss er seinen Ruf dem des Mädchens an.

      Sejarl verschränkte die Arme und starrte ihn an. Einen weiteren Hinweis auf die Pferde wollte er sich ersparen.

      „Jetzt hol schon endlich dein vermaledeites Pferd!“, versetzte Leihani, „Du wirst sehen, es kommt mit dir.“

      Ihlsteg schaute daraufhin auf, ging zu seinem Tier zurück, und führte es vorsichtig auf das Treibgut hinauf. Dieses trug die schwere Last, ohne dabei auch nur im Geringsten einzusinken. Der Ritter führte das Ross am Zügel weiter und weiter, und die breiten, harten Hufe fanden sicheren Platz und Halt. Selbst auf einzelnen, dünnen Stämmen rutschte das Pferd weder aus, noch scheute es.

      „Solange ich bei euch bin, wird nichts passieren“, ergänzte die Trollin.

      Nun erst folgte auch Sejarl. Schnell musste er feststellen, dass er den Worten ihrer Führerin ebenso gut gleich hätte folgen können. Nicht, dass wirklich mehr Platz für ihn und sein Ross dagewesen wäre. Vielmehr verhielt es sich so, dass das, was da war, ihm in jeder Hinsicht sicherer und besser erschien, ohne dass dieser Schein die Augen getrogen hätte. So konnte Sejarl nicht sagen, ob er vom Ufer aus einem Trugbild aufgesessen war, oder ob sich hier tatsächlich auf magischem Wege etwas verändert hatte, als sie die Brücke betreten hatten.

      In jedem Falle gelangte er, hinter seinem Ordensbruder, sicher am neuen Ufer an.

      Erleichtert setzte er mit einem langen Schritt vom letzten, angespülten Wurzelstrunk herab aufs Land und warf dem Mädchen ein anerkennendes Lächeln zu. Eigentlich ist das eine ziemlich hübsche, junge Frau, dachte er sich und überlegte einen kurzen Moment, ob er ihr schöne Augen machen sollte.

      Noch fast im selben Augenblick jedoch ließ er alle in solchen Gedanken gleich wieder fallen. Als sein Blick zur Seite huschte, war der Ausdruck im Blick seines Freundes Ihlsteg mehr als eindeutig. Wann immer dieser nämlich von nun an in Richtung des Mädchens schaute, dauerte dieses Schauen nur allzu lange und ein tiefes, gedankenverlorenes Lächeln lag auf seinen Zügen.

      Wenn ich je im Leben einen spontan verliebten Mann gesehen habe,, überlegte Sejarl, dann heute meinen Bruder hier. Sein Glück sei ihm gegönnt. - Zumal es mir auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint. Und für eine Frau für mein Leben finde ich auch meine eigene Suche in ihrer Art nicht genug wieder.

      Auch Leihani widmete sich in der nächsten Zeit sichtlich immer mehr Ihlsteg. Als sie aufsaßen, um ihren Weg fortzusetzen, stieg das Mädchen wie selbstverständlich hinter Ihlsteg auf und schmiegte sich eng an ihn. Das hielt sie aber dennoch nicht davon ab, während des nächsten Abschnitts ihrer Reise weiter zu plappern.

      Sie redete über Kunst und Musik, über Bäume und Sträucher, über das Wetter und über uralte Legenden, welche alle Anwesenden zur Genüge kannten. Ihlsteg hing an ihren Lippen und lachte und scherzte. Sejarl mischte sich nur selten ein. Wenn er es überhaupt tat, dann nur an bestimmten Punkten, um etwas Wesentliches zu ergänzen. Nichts von dem, was er hörte, war wirklich neu für ihn. Die Hoffnungen darauf, etwas Nützliches zu erfahren, schwanden ihm bald. Er verzweifelte deswegen vorübergehend ein wenig.

      Statt also dem unergiebigen Gespräch zu folgen, machte sich Sejarl seine eigenen Gedanken über dies und das, und betrachtete die vorüberziehende Landschaft.

      Die Flussinsel, auf der sie gegenwärtig ritten, war verhältnismäßig flach und hatte dabei eine ziemlich weite Ausdehnung. Nur einmal noch bis zum Abend mussten sie einen kleinen Flusslauf überqueren, und das Wasser in diesem stand und war mit Schilf bewachsen. Bunte Libellen kreisten in großer Zahl darüber. Sejarl hatte den Eindruck, dass es sich dabei um einen toten Arm handeln musste, so dass sie sich auch nach der Überquerung immer noch auf der selben Insel befanden.

      Landschaft und Untergrund sahen ähnlich aus wie in dem Bereich, durch den die Ritter vor ihrem Zusammentreffen mit Leihani gekommen waren. Da waren lichte, offene Birkenhaine, zwischen denen sich Wiesen befanden. Auf diesen waren immer wieder kleinere und größere Tiere zu sehen, die keinerlei Scheu vor den Reisenden zeigten. Da waren Vögel mit fellartigen, flauschigen Federn, und armlange Eidechsen,

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