neukunst oder der Maulwurf. Dr. Wolfgang Mehringer
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Dr. Wolfgang Mehringer
neukunst oder der Maulwurf
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Inhaltsverzeichnis
6 Im Netz der Spinnen, Teil I, die Sonden
7 Im Netz der Spinnen, Teil II, Sieben auf einen Streich
neukunst
Wolfgang Mehringer
neukunst
oder
Der Maulwurf
ROMAN
1 Die Erschütterung
Philip Reissnagel war ein gutmütiger Typ, wie man so sagt. Er entstammte einer Beamtenfamilie, und eigentlich schien es sich nicht zu lohnen, ihn näher zu beschreiben. Er war Wissenschaftler in einer ziemlich untergeordneten Position gewesen und war seit langem mit Marina verheiratet. Eine Tochter – mit Familie – war engagiert und erfolgreich in ihrem Berufsleben. Mit Marina lebte Philip in einer Mietwohnung am Rande einer kleineren Großstadt.
Er konnte es sich nicht recht erklären, wieso es dazu kam Bei der Lektüre der Morgenzeitung war er an einem Satzfetzen oder vielmehr dem Anfang eines Satzes hängen geblieben Er hatte diesen . Satz dann mehrmals gelesen und dabei vergeblich nach einem Verständnis oder irgend einer klaren Vorstellung gerungen.- „Wie Dalira Kuras-Biele exerzitiv und rigoros das figurativ - transzendierende überwindet und dabei stringent leuchtendes verschwimmen lässt---„ - hatte dies nun stringent auf irgendeine Ecke seines Gehirns zugegriffen, Sollte er in dieser (angekündigten) Kunstausstellung tatsächlich solches oder ähnliches erfahren können?! – bei seiner, wie er meinte, doch sehr nüchternen Natur! Marina lächelte, als er den Satzfetzen zitierte. Nein, sie ginge da nicht hin. Sie hätte mit ihrer Freundin Aschra, jetzt wieder Lieselott, schon zu viel von diesem Zeugs erlebt. Er solle sich das aber ruhig mal ansehen - bei der Vernissage am besten. „Vernissage“? - ajaa, bei der Eröffnung der Ausstellung halt, mit ihrem ganzen drum und dran. Um Ausstellungen moderner Kunst hatte sich Philip seit ihrer gemeinsamen Münchner Zeit, nicht mehr gekümmert, sie, besser gesagt, auch nicht sehen wollen. Im Rückblick standen ihm da immer noch irgendwelche schauerlichen „Schmierereien“ und „Farbklexorgien“ vor Augen. Aber doch! - da hat sich vieles geändert. Marina lachte.
Bei seiner Rückkehr von der Ausstellung war ihm wenig anzumerken. Leere Räume, sagte er fast tonlos. Das kenn ich, bemerkte Marina. Ein Raum aber war voll, vollgestopft mit Menschen. Dieser Raum, mit den bereits geleerten Weinflaschen und einigen wenigen noch verbliebenen Lachsbrötchen. Davon wollte er später noch erzählen. Zunächst mal seine Eindrücke von dem sehr sehr wenigen, das er in den leeren Räumen vorgefunden hätte. Da war dieser „Operationssaal“. Das heißt, aus diesem Saal waren bereits alle medizinischen Geräte entfernt worden, nur der „Operationsmüll“ sei noch verstreut in einer Ecke gelegen. Binden, Spritzen, viel weißes Zeug - zum Glück das meiste ohne Blutflecken. Und - fragte Marina - wie sie diesen Haufen künstlerisch geadelt haben, hast du das dann gelesen? Bei diesem Haufen noch nicht, sagte Philip. Er zog einen bunten Packen gefalteter Papiere aus seiner Jackentasche. Marina nahm sie an sich und begann aus einem der Blätter vorzulesen: „Die weißen Brücken, die uns übersetzen in das fern bewusst Bewegte, treiben überständig neben der Ideenflut. Dem Künstler geht es neben der Vorstellung“ - - - Genug! - Philips Tonfall bedurfte keiner Interpretation. Und danke. Dessen Vorstellung (Philip wurde ein wenig heftig) - geht - mich - aber - überhaupt - nichts an! Was er da denkt, fühlt oder sagt! Hör dir das da an (Er entfaltete eines der bunten Papiere
) – und frag mich dann, was ich gesehen haben könnte: „Alles Persönliche ist aus der Zeit herausgehoben. Wir finden dabei eine Identifizierung mit dem sehr Konkreten des hier und heute Abstrahierten. Einzigartig ist dabei die Übertragung der abstrakten Form in die
materielle Behandlung im Figurativen. Die Vermittlung ist dabei auch besonders transparent, denn die Unschärfe in diesem Spannungsfeld ist nicht auflösbar, als eine Symbiose zwischen dem Figurativen und der zum Raum gewordenen Form“. Stopp, und so weiter. Philip blickte Marina ironisch an. Marina gab sich unbeeindruckt. Alles Mögliche kann das sein, meinte sie trocken. Nichts erraten also! Philip freute sich. Zur Auflösung des Rätsels; Es handelt sich um einige wirklich sehr schlichte Portraitzeichnungen - und auch wenn ich etwas überheblich sein sollte; jede begabte Schülerin aus der zehnten Klasse könnte das so - oder sogar erheblich besser - hinbringen. Der
Clou - hahaha! - ist dann eine schwach farbige Kreisscheibe, die einen Teil des Gesichts überdeckt. Fertig - - - 7,8,9 - aus! Eine Pause, beide lachten. Vielleicht auch mehr zum Gähnen, meinte Philip. Wie Du`s schon beschworen hast, unterbrach ihn Marina, kann es uns denn nicht ganz wurscht sein, was eine Künstlerin mit ihrem Werk im Sinn hat? Philip war am überlegen, Ja, sicher, ja doch - ich meine allermeistens. Wem gefallen nicht die Höhlenmalereien aus der Steinzeit? - und wir wissen dabei absolut, oder eben fast nix darüber, warum das gemalt wurde! Oder glaubst du, dass mich das am Ende doch noch faszinieren könnte, wenn einer malt wie im Kindergarten, aber alle Bilder verkehrt rum aufhängt – und mir dann geheimnisvoll ins Ohr raunt, weshalb er das so macht?!
Marina lachte. Kunst ist eben Ausdruck der Zeit - hab ich mal in der Schule gelernt. Das passt doch - oder? Philip war empört. Und das soll dann noch Kunst sein?! Marina blieb hartnäckig bei ihrer Meinung. Das ist - das ist - - -. Philip war im Moment tatsächlich sprachlos (was nur selten vorkam), Du hast recht, sagte er dann. Es wird nur gelabert, gelästert, oder aber