Four Kids. Byung-uk Lee
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Eine achtförmige Spur hinterließ er im Staub, als er wieder auf sie zurollte.
Zögernd streckte er ihr seine schmale Hand entgegen, auf der sich eine dicke Ader unter der faden Haut entlang zog. Die Fahrradstange drückte in sein Becken, als er nun mit den Beinen festen Halt gefunden hatte. Beide Hände zusammengefaltet war sie es nun, die verlegen den Boden anstarrte.
„Mein ist Name ist Soo-Jung.“ Ihr Händedruck war zerbrechlich.
Im Hintergrund war es einige Sekunden still geworden, dann fing der Zornige wieder an rumzubrüllen. Die dünnen Hauswände vermochten die Wut nicht zu verbergen.
„Warum schreit der denn so?“, fragte Soo-Jung hinter ihr deutend.
„Er ist wieder wütend, weil mein Bruder etwas kaputt gemacht hat.“
„Dann muss dein Bruder etwas sehr Teures zerstört haben“, sagte Soo-Jung, da ihm nichts Besseres einfiel.
„Eigentlich“, meinte sie, während ihre gläsernen Finger durch das Haar strichen, „brüllt er oft.“
Die Schiebetür des Hauses öffnete sich und ein Junge hastete mit kurzen Schritten raus. Ihm folgte der Zornige, über dessen stolzen Bauch sich ein fleckiges Unterhemd gestrafft hatte. Beim Laufen hielt er sich die Hose, während er die Hand mit dem Gürtel zu einer Faust geballt hatte, die er fluchend in die Luft riss.
„Komm zurück, verdammter Bengel!“, stöhnte er und blieb stehen, als er Soo-Jung bemerkte.
Seine erregten Augen formten sich zu Schlitzen, die den Lieferjungen böse anfunkelten. Vom Wind wurden seine grauen Koteletten erfasst, als er entschlossen auf Soo-Jung und Hyuna zumarschierte.
„Was suchst du hier?“, fragte er.
„Er hat uns nur das Essen geliefert.“
Prüfend blickte der Zornige auf den Nudelbecher in ihrer Hand, aus dem schon lange kein Dampf mehr stieg.
„Dich habe ich nicht gefragt!“, fauchte er sie an. „Geh zurück ins Haus!“
Hyuna presste sich die Hand auf den Mund und tat, was ihr befohlen wurde. Mit einem zischenden Geräusch schloss sich die Schiebetür. Soo-Jung glaubte, zuvor ein Lächeln in ihrem Gesicht erkannt zu haben.
„Und du verschwindest jetzt“, drohte der Mann, beide Fäuste in die Hüfte gestemmt. Vollkommen grau waren auch seine krausen Brusthaare, die unter dem versifften Hemd hervorquollen. Wortlos drehte sich der Lieferjunge um und fuhr davon. Stress war das Letzte, was er heute gebrauchen konnte, obwohl ihm das Mädchen leidtat.
Endlos schienen die grauen Mauern zu sein, die sich bedrohlich auf beiden Seiten auftürmten und ihre niedrigen Schatten auf ihn warfen. Obwohl Soo-Jung selbst arm war, schätzte er eine hübschere Wohngegend. Die hier glich eher einer verrotteten Konservendose, in die willkürlich viele Menschen reingestopft worden waren. Einmal hielt er kurz an, um einen kleinen Hund zu beobachten, der zwischen den Mülltonnen umherstreunte. Schnüffelnd begutachtete der kleine Taiwanhund die Rillen der Tonnen, von denen er eine mit der Nase aufstieß. Der Metalldeckel war noch nicht zur Ruhe gekommen, da begann das Tier schon daran zu lecken, als wäre die Innenfläche mit Hackfleisch beschmiert worden. Soo-Jung stieg vom Rad, das er an die graue Mauer lehnte. Leicht silbern war das ansonsten schwarze Fell, über das er strich. Der Taiwanhund ließ es sich gefallen, während die filzige Zunge den Rand des Deckels abschleckte.
„Wir sind gar nicht so verschieden“, seufzte Soo-Jung.
Treu blickten ihn die Hundeaugen an, sodass er laut lachen musste. So einfache Dinge bereiteten ihm also Freude. Wer hätte das gedacht? Das Leben war anscheinend doch nicht so kompliziert.
Somewhere over the Rainbow
Das verfluchte Handy zerstörte diesen magischen Moment. Und als wenn der Hund dies ahnte, begann er laut zu kläffen und seine spitzen Zähne zu fletschen.
„Du hast ja recht“, beruhigte ihn Soo-Jung und strich dem Tier ein letztes Mal übers Fell.
Als er wieder aufs Rad stieg, ertönte immer noch die schrille Melodie. Die Räder knatterten, die Morgenluft schnitt sich in seine Wangen und hinter ihm vernahm er das durch die grauen Gassen schallende Geräusch von vier Pfoten, die auf Asphalt galoppierten.
„Nein, lauf mir nicht hinterher, du blöder Flohzirkus!“, rief Soo-Jung, nachdem er einen Blick nach hinten geworfen hatte, aber der Hund war genauso ein Sturrkopf wie er. Und das gefiel ihm.
Erste Begegnung
David gegen Goliath. So kam es Haekwon zumindest vor, als er das kleine Zelt aus blauen Kunststoffplanen, worunter sich der Odeng-Stand befand, neben dem Seoul Tower erblickte. Der stählerne Fernsehturm durchbrach den grauen Himmel, von dem es reichlich goss. Für die Strecke hatte er sich ein Taxi genommen. Für den Rückweg wollte er die Metro nehmen. Die blauen Planen fanden keine Ruhe, da der Wind mit ihnen spielte. Oben über dem Eingang hatte sich Regenwasser gesammelt, sodass die wenigen Gäste beim Ein- und Austreten ihre Köpfe mit Zeitungen, Regenschirmen oder den blanken Händen schützten. Von seinem Militärschnitt perlte saures Wasser, das das blaue Hemd und die Cordhose durchweichte. Wieso er sich so fein angezogen hatte, wusste er selbst nicht. Schließlich traf er sich nicht mit einem Mädchen. Trotzdem klopfte sein Herz wild wie bei seinem ersten Date, an das er sich nur noch verschwommen erinnerte. Im Zelt roch die Luft künstlich und feucht. Zusätzlich schlug ihm der milde Duft der Fischkuchenspieße entgegen, die sich ein Bad im heißen Wasser gönnten. Hinter dem Stand befand sich eine Frau mittleren Alters mit kurzer Dauerwelle, die ihn mit einem ebenso künstlichen Lächeln begrüßte. In einer grünen Schürze gehüllt versorgte sie die bereits sitzenden Gäste mit Soju und Fischspießen. Zunächst fiel Haekwon seine Zielperson nicht sonderlich auf. Ganz im dunklen Schatten des Zeltes saß er unscheinbar auf einer Holzbank hinter einem älteren Ehepaar, das sich lachend und schmatzend vergnügte. Der kahlköpfige, bleiche Junge saß ganz still da, während er sein Essen in Sojasoße tunkte und gelegentlich einen kräftigen Schluck aus der Coladose nahm. Langsam blickte er auf, als Haekwon vor ihm stand.
„Da bist du ja endlich“, sprach er so vertraut, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. „Setz dich oder verschwinde wieder“, fügte er mit einer Handbewegung hinzu, als Haekwon immer noch vor ihm stand und keinen Ton von sich gab.
Jemand, der geradewegs seine Meinung sagte. So lebte Haekwon doch in einer Welt, in der sich verlogene Menschen gegenseitig die Haut abzogen und sich dabei noch anlächelten. Innerlich fühlte er jetzt schon eine unerklärliche Verbundenheit zu diesem Jungen, daher entschied er sich für Ersteres und setzte auf die Bank. Gegenüber saß tatsächlich sein Freund aus der virtuellen Welt und hatte das Treffen nicht sausen lassen.
„Wenn ich so deine Klamotten sehe, bist du anscheinend Sohn eines Bonzen“, bemerkte Soo-Jung und schob sich noch ein langes, dampfendes Stück Fischkuchen in den Mund.
„Also mein Vater...“
„Hey Fräulein, bitte noch eine Portion für mich und meinen Kumpel!“
Ehrlich war er, aber Manieren hatte er keine, dachte Haekwon. Er musste mehr über ihn erfahren.
„Tschuldigung.“,