Voll voraus, DODI!. Claus Beese
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»Ich dachte, du wolltest morgen noch mit den Kindern im Kanal schwimmen und tauchen?«, fragte ich ganz harmlos und konnte im selben Moment ein Naturphänomen bewundern, das nicht oft auftrat. Bei Claudia stellten sich die Haare auf und sie sah aus wie Pippi Langstrumpf, nachdem ihr der Föhn explodiert war. Ihre Augen rollten beängstigend herum und ich beeilte mich ihr zu versichern, dass wir gleich nach dem Frühstück weiter fahren würden.
»Ehrlich Papa! Ich habe keine Ahnung, wie ich hier die Nacht überstehen soll, so sehr gruselt es mich bei dem Gedanken an die matschige Puppe. Und wenn ich an den wütenden Schneider denke, glaube ich, dass mich hier keine zehn Pferde mehr in den Bach kriegen. Ich bin nicht scharf drauf, beim Baden im Kanal vielleicht noch seine eifersüchtige Frau im Plastikkleid zu treffen, die er aus Rache ebenfalls dort versenkt hat. Ich habe genug von blauen Müllsäcken!«
In der Tat war unsere kleine Mücke froh, als ich nach dem Frühstück am nächsten Morgen den Diesel anwarf und wir weiterzogen. Die Zeit war günstig und wir passierten Otterndorf genau zur rechten Zeit um noch mit dem restlichen Tidestrom die Elbe aufwärts nach Brunsbüttel zu fahren. Ausnahmsweise verlief das Einschleusen in den Nord-Ostsee-Kanal diesmal ohne größere Probleme und obwohl auch mein Ausguck scharf Ausschau hielt, es war keine Spur vom Bügelfalten-Skipper aus Hamburg zu entdecken.
»Eigentlich schade!«, meinte mein holdes Weib. Sie hätte wohl zu gerne gewusst, ob er noch mit seiner Stöckelschuh bewehrten Dampferschönheit zusammen war, oder sie sich wirklich von ihm getrennt hatte (siehe hierzu auch das Buch „Wasser, Fische und Agenten“).
Gegen Abend erreichten wir Rendsburg und während unser Moses darauf bestand, unverzüglich die Burgerbestände bei McDonalds zu plündern, stellten wir uns unter die Dusche. Nach fast zwölfstündigem Törn hatten wir es auch bitter nötig, denn bislang hatten wir noch kein wirklich sommertaugliches Deo gefunden, das den Temperaturen an Bord auf Dauer gewachsen war.
Sichtlich irritiert tauchte mein weiblicher Bestmann in der Tür zu den Duschräumen auf und schaute sich um.
»Irgendwas ist anders! Ich weiß nur noch nicht, was«, stellte sie fest und ließ den Blick prüfend hin und her schweifen.
»Es ist so ruhig hier«, bestätigte ich Ihren Eindruck und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. »Stimmt! Die haben eine neue Duschanlage. Ich habe mich heute weder verbrannt noch haben sich an edlen Teilen Eiszapfen gebildet.«
Mein mir angetrautes Eheweib war erleichtert. Unbewusst war auch ihr aufgefallen, dass etwas fehlte. Und das waren die Schreckensschreie der Skipper und Skipperinnen aus den Duschräumen des Vereins.
Das Duschen war hier immer ein Abenteuer gewesen. Die Kabinen waren so groß und hell und freundlich, wie man sie sonst nirgendwo fand, aber stellte man sich unter die Brause, so konnte man sein blaues Wunder erleben und das im wahrsten Sinne des Wortes. Hatte man nämlich gerade seine Wohlfühl-Temperatur eingestellt, drehte jemand in einer anderen Kabine den Wasserhahn auf, womit das Wohlfühl-Erlebnis schlagartig endete. Eiskalt, mit fast polaren Temperaturen, schoss es plötzlich aus der eigenen Brauseöffnung und die Skala der Schreckensäußerungen reichte vom gequälten „Haaah!“ bis zum gellenden Quieken.
War das schon unangenehm, so brauchte man nur zu warten, bis der Warmduscher aus der Nachbarkabine seinen Wasserhahn wieder zudrehte. In diesem Moment kam nämlich ein satter Dampfstrahl aus der eigenen Brause und wenn man nicht zur Seite sprang, sah man bald aus, wie ein Hummer beim Verlassen des Kochtopfs. Im Hafen von Rendsburg hörte man damals oft folgenden netten Dialog vor den Sanitärräumen:
»Meine Güte! Da haben sie sich aber einen tollen Sonnenbrand eingefangen! Wohl zu viel Ostsee-Sonne getankt, was?«
»Ostsee-Sonne? Ne! Ich war gerade duschen!«
Ein touristischer Werbeslogan für die Sado-Masochisten unter den Hobbyskippern hieß denn auch: »Rendsburg, das Schmerzerlebnis! - Duschen bis die Haut pellt!«
Wir beschlossen spontan, unser Rosentöpfchen, welches von meiner angetrauten Heimgärtnerin sorgsamst an Bord gehütet wurde, zu spendieren und dem Hafenmeister Lob und Preis und Dank im Namen aller bisher misshandelten Skipper zu sagen, ob dieser mehr als notwendigen Neuerung. Mit Tränen der Rührung und des Dankes hielt ich eine kleine Ansprache im Büro des Meisters über alle Liegeplätze und alle Anwesenden spendeten begeisterten Applaus. Leider konnte der neue Hafenmeister die Qualen der Crews und somit auch die Freude der Skipper nicht nachempfinden und fühlte sich durch unsere Aktion verschaukelt.
»Das ist ja Insubordination! Rrrraus!!!«, dröhnte seine gewaltige Stimme durch den Hafen und wir machten, dass wir aus der Tür kamen. Im Laufschritt stürmten wir den Weg zur Gästebrücke hinab, wurden aber vor deren Erreichen noch von unserem Rosentöpfchen im Tiefflug überholt, welches dieser Banause hinter uns hergeworfen hatte.
»Ich glaube, der mag keine Blumen«, meinte mein Bestmann.
»Ich glaube, der mag keine Skipper«, äußerte ich meine Vermutung.
Jedenfalls ließen wir uns für den Rest des Abends nicht mehr bei ihm blicken. Wir machten uns landfein und gingen in dem gemütlichen Bootshaus speisen. Durch die dem Hafen zugewandten Fenster konnten wir sehen, wie unser Moses am Hafen entlang schlenderte. Dem Bäuchlein nach zu urteilen hatten etliche Burger, Chicken-Nuggets und Milchshakes ihr Leben lassen müssen, um ihren Wachstumshunger zu stillen.
Bevor es am nächsten Morgen endgültig auf die Ostsee gehen konnte, war Diesel fassen angesagt. Zwar waren die beiden Tanks noch mehr als zur Hälfte gefüllt, aber wenn wir es bis nach Dänemark schaffen wollten, war jeder Tropfen deutschen Sprits Geld wert. Die Dieselpreise in Dänemark würden nicht nur ein Loch in unsere Reisekasse reißen, sondern gleich einen gewaltigen Krater sprengen. Ruhig und ohne Eile manövrierte ich das Boot an den Tanksteg, wo Mika, der neue Hafenmeister schon bereit stand und die Leinen annahm.
»Wenn ich geahnt hätte, dass ihr das ernst meint, hätte ich eure Gratulation angenommen und an den Verein weitergeleitet. Aber hier kriegt man so viel um die Ohren gehauen, da kann man nicht immer gleich wissen, ob man nicht nur veräppelt wird«, meinte der Hafenmeister entschuldigend und ich sah ihm in die Augen. Ein Kerl wie ein Bär, ein wenig brummig aber gutmütig und in seinen Augen konnte man sehen, dass er eigentlich über ein gerüttelt Maß an Humor verfügte. Aber ich konnte mir schon vorstellen, dass es gelegentlich nicht so einfach war den vielen unterschiedlichen Menschen im Hafen gerecht zu werden.
Egal, ich beschloss, seine Entschuldigung anzunehmen. Er reichte mir die Tankpistole herüber und ich steckte sie in den Stutzen. Ganz langsam ließ ich den Sprit in die neben dem Motor liegenden Tanks laufen und nun wurde auch der Bär ungeduldig. Draußen vor dem Steg drängelte bereits ein weiterer Skipper, der Sprit fassen wollte und machte durch lautes Hupen darauf aufmerksam, dass er es eilig hatte.
»Sag mal, dauert eigentlich alles bei dir so lange?«, fragte Mika. »Oder gibt es auch noch etwas, das schneller geht?«
»Ja! Gibt es«, antwortete ich knapp und stopfte den Rüssel in die zweite Tanköffnung.
»Is nich wahr!«, staunte Mika. »Was denn?«
»Ich werde schnell müde und dann werde ich noch langsamer«, gab ich augenzwinkernd zurück. Mika schwieg erschüttert, wartete aber daraufhin geduldig bis ich auch den zweiten Tank gefüllt hatte.
»Weißt du, was es für eine Sauerei gibt, wenn ich mit voller Pumpenleistung tanke?