Das Domino-Prinzip. Stefan Frädrich

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Das Domino-Prinzip - Stefan Frädrich

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Netz aus Milliarden kleiner Knoten. Jeder Knoten stellt eine Nervenzelle dar und hat eine bestimmte Aufgabe. Werden Knoten immer wieder gemeinsam aktiviert, verstärkt sich ihre Verbindung — die „Schnur“ zwischen ihnen wird etwas dicker. Werden zwei Knoten hingegen nur selten gemeinsam aktiviert, verkümmert die Verbindung — die Schnur wird dünn wie ein Spinnfaden. Die Nerven jetzt gemeinsam zu aktivieren, fällt schwerer. Und ist eine Verbindung infolge häufiger Benutzung schließlich dick geworden wie ein Seil, springt im Nerv eine Bedeutung fast automatisch zur anderen weiter — es ist eine Routine entstanden: Ampel rot? Stopp! Ärger mit der Freundin? Schluss machen! Feierabend? Joggen! Oder aber: Feierabend? Bier trinken! Je nachdem, welche Routinen wir eingeübt haben. Wir haben gelernt: Beide gehören zusammen.

      Handeln nach Schema F: Zwar wird das Leben einfacher ...

      Und wenn wir uns einmal angewöhnt haben, auf eine bestimmte Weise zu handeln, behalten wir das meist bei — dank dicker Nerven-Verknüpfungen. Immer gleiche Handlungsweisen verstärken sich sogar selbst! Und mit der Zeit verlernen wir, Alternativen in Betracht zu ziehen.

      Diese Beweglichkeit des Gehirns nennen Neurowissenschaftler „Neuroplastizität“: Nerven sind formbar. Wofür aber ist das gut? Die Formbarkeit ermöglicht Abkürzungen im Denken: Stellen Sie sich nur vor, Sie müssten bei jeder roten Ampel erneut grübeln, was die Farbe bedeutet! Besser also, wir sehen ohne Denkarbeit die Lösung: bremsen. Und weil unser Gehirn eine Maschine zur Mustererkennung ist (siehe Domino-Stein 1.1), gleichen wir Sinneseindrücke ständig mit Erfahrungen ab. Wir handeln nach Schema F: Situation schon einmal erlebt? Wie darauf reagiert? Alles glatt gelaufen? Also: Reaktion wie gehabt! So reagiert Bernd auf Frust mit Aggression, während Rolf es gewohnt ist, nach Lösungen zu suchen. Annerose betrachtet Pauls Schwierigkeiten als Lernprozess, während Paul verzweifelt ist — er hat für das Problem noch keine Vergleichserfahrungen. Und Oleg will zwar eine feste Beziehung, hat aber in der Vergangenheit regelmäßig gekniffen. Die Macht der Gewohnheit!

      ... doch wir werden Choleriker, Egozentriker und Moppel-Schluffis

      Leider nur rutschen wir durch die ständige Bestätigung unseres bisherigen Handelns mitunter am Ziel vorbei oft in Extreme: Choleriker machen sich selbst und andere unglücklich. Beziehungsmuffel werden oft zu skurrilen Egozentrikern und Couch-Potatoes zu kraftlosen Moppel-Schluffis. Wollen wir das?

      Das tägliche Domino-Spiel verlangt von uns allen eine gewisse Anpassungsfähigkeit an die tatsächlichen Anforderungen der Welt — unabhängig von früherem Verhalten. Wo Bernd einstmals toben durfte, wäre nun Geduld angebracht. Auch Christiane würde sich gerne wieder fitter fühlen und dafür zum Joggen gehen. Oleg will eine feste Beziehung, Paul den Führerschein. Was also tun?

      Spieltipp:

      Tun wir, was wir werden wollen!

      Egal, was wir tun: Unsere Handlungen verstärken unsere Nervenverbindungen oder schwächen sie ab. Sind die Verbindungen stark, fällt uns ein Verhalten leicht. Sind die Verbindungen schwach, fällt es uns schwer: Wer immer den Aufzug nimmt, empfindet Mühe, wenn er stattdessen mal die Treppe nehmen soll. Entscheidet er sich aber dazu, möglichst immer die Treppe zu nehmen, gewöhnt er sich daran. Und siehe da: Bald fällt das Treppensteigen leicht! Es ist zur Gewohnheit geworden. Jetzt wäre wiederum eine gewisse Anstrengung nötig, auf den Aufzug umzusteigen — ist das nicht was für Faule? Die Routine ist auf „Treppe“ eingestellt, die Haltung dazu verändert. Zweifel? Probieren Sie es aus! (Sie müssen dabei wirklich konsequent handeln — ohne Ausnahmen! Mehr dazu siehe bei den Domino-Steinen 2.1 bis 2.6.)

      Dass selbst undenkbare Veränderungen möglich sind, zeigt ein Blick auf Menschen in Notlagen: Verliert etwa ein Rechtshänder seinen rechten Arm, lernt er, mit links zu schreiben. Und das geht! Gehirn sei Dank.

      Darum ist des Rätsels Ursache gleichzeitig seine Lösung: Jeder wird zu dem, was er oft genug tut — also zum Streithahn, Faulenzer oder Gigolo, weil er eben oft genug gestritten, gefaulenzt oder Affären gehabt hat. Also tun wir doch einfach, was wir werden wollen und üben uns zum Beispiel in Diplomatie, gehen joggen oder wagen eine Partnerschaft! Tun wir es, ohne lange zu zögern, zu zaudern oder darauf zu warten, dass es eines Tages leichter sein wird! Denn leichter wird eine Veränderung allein dadurch, dass wir damit beginnen. Wir müssen nur darauf vertrauen, dass wir uns an neue Handlungen gewöhnen. Und das werden wir.

      Also: Tun Sie, was Sie tun müssen, um so zu sein, wie Sie sein wollen, und um zu erreichen, was Sie erreichen wollen! Wir können alles Mögliche durch Übung lernen — unser ganzes Leben lang: Inline-Skaten, gesunde Ernährung, Französisch sprechen, Nichtrauchen oder richtige Hunde-Erziehung. Sagen Sie sich bitte immer: „Schwierig“ bedeutet meist nur „ungewohnt“!

      Auch in der Psychotherapie ist diese Herangehensweise übrigens sehr wichtig: Egal, ob Phobie, Depression oder Schüchternheit – immer müssen wir erst aktiv umlernen, damit sich Verbesserungen einstellen. Vorsicht deshalb, wenn Ihnen manche „Therapeuten“ einreden wollen, dass Sie für zukünftig positive Erfahrungen erst mal die Vergangenheit „aufarbeiten“ oder „Kindheitstraumata offenlegen“ müssen! Sicher: Es kann helfen, zu wissen, wo man herkommt. Aber für Verbesserungen notwendig ist es meist nicht. Im Gegenteil: Fokussieren wir Probleme zu sehr (Verstoß gegen Domino-Prinzip 1.1) übersehen wir leicht Lösungen. Andersherum aber können wir Lösungen finden, obwohl Probleme da sind. Weshalb sie also beachten?

      Das Domino-Prinzip:

      Alles ist möglich!

      Sie sind, was Sie tun — also tun Sie, was Sie sein wollen! Wer A denkt und sagt, aber B tut, spricht leere Worte und baut Luftschlösser. Wer aber tut, was er denkt und sagt, gibt sich die Möglichkeit umzulernen und neue Verknüpfungen im Gehirn herzustellen.

      Deswegen beurteilen Verhaltensprofis andere Menschen nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten. Und gute Coachs, Trainer, Psychologen und Ärzte halten sich bei Problemen und Veränderungen nicht zu lange mit Ursachenforschung auf, sondern konzentrieren sich auf das aktive Umlernen.

      Ihr Erfolg durch diesen Domino-Stein ist nicht weniger als Selbstbestimmung: Sie sind nicht weiter Opfer Ihrer Gedanken und Gefühle, Sie entkommen vielleicht auch einem bisherigen Zwang, ständig nur „reagieren zu müssen“. Indem Sie diesen Domino-Stein legen, sobald Sie in Ihrem Leben ein altes Musterverhalten erkennen, können Sie das Ruder herumreißen und ganz neue Wege beschreiten. Tun Sie, was Sie tun wollen — und wenn es noch so ungewohnt ist, wird es bald gewohnt sein! Malen Sie sich aus, was für ein Mensch Sie sein wollen und handeln Sie kontinuierlich danach. Möglicherweise war Ihnen — wie Rolf — bisher unbegreiflich, warum immer wieder Menschen ein bestimmtes Problem mit Ihnen haben, obwohl Sie sich selbst für tiptop nett halten? Dieser Domino-Stein hilft Ihnen, die Lücke zwischen Ihrem tatsächlichen Verhalten und Ihrer persönlichen Auffassung darüber zu schließen. Sie werden Sie selbst!

      Die Ernährungsexperten Uwe (55) und Sven (35) streiten sich in einer TV-Talkshow. Der übergewichtige Uwe hält zunehmendes Körpergewicht mit dem Alter für unvermeidbar, der schlanke Sven für eine Folge falscher Ernährung bei zu wenig Bewegung. Nach der Sendung gönnt sich Uwe einen Schokoriegel, ein Bier und eine Streuselschnecke, während Sven einen mageren Hähnchenspieß verdrückt. Am nächsten Tag steht in der Zeitung, die beiden Experten hätten ihre unterschiedlichen Ansichten praktischerweise gleich als Körper mit sich herumgetragen.

      Lydia (44) ist zufrieden. Als verantwortliche Redakteurin der Sendung freut sie sich auf die Quoten. Denn so seltsam sie Uwes Argumente auch fand, so lebendig wurde gestritten — weshalb Millionen von Menschen beim Zappen dabei geblieben sein dürften. Wenn sich Lydia jetzt noch beeilt, schafft sie es heute wieder in ihren Pilates-Kurs. Ein perfekter Tag!

      Lydias Schwester Renate (41) hat die

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