Was dieses Weib so alles treibt. Monika Starzengruber

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Was dieses Weib so alles treibt - Monika Starzengruber страница 6

Was dieses Weib so alles treibt - Monika Starzengruber

Скачать книгу

      „Dabei ist sie noch nicht einmal eingezogen.“

      „Wer?“

      „Mutter.“

      Klaus verstand nur Bahnhof und genauso sah er drein. Die Sachlage wurde ihm allerdings rasch klar, als Mutter Erklärungen abgab.

      „Das ist ein Wort“, gab er hernach von sich.

      Luisa glaubte an einen Hörfehler. An seinem breiten grinsen, das von einem zum anderen Ohr reichte, erkannte sie, dass keiner vorlag. Die Gewissheit machte sich in ihr breit, dass sie zwar im richtigen Film teilnahm, nur wies der ihrer Meinung nach gehörige Regiefehler auf.

      “Du wärst dafür? Das ist nicht dein Ernst.“ Luisa lachte. Oder doch? Sie hörte auf zu lachen. Denn dass er es mehr als ernst meinte, merkte sie, als er weiter sprach.

      „Du wolltest doch immer ausspannen, nun gibt dir Mutter die Gelegenheit dazu.“ Er betrachtete sie abschätzend von unten nach oben und von oben wieder nach unten und schmunzelte: „Vielleicht sehe ich dich in einem sauberen Kleid wieder.“

      Meine Güte, das Kleid! Im Moment glich es mehr einer Eierspeise, als einem Textil. Luisa täte gut daran sich umzuziehen, doch im Augenblick verspürte sie nur Lust, etwas klarzustellen: „Gestern noch hattest du Angst, dass Mutter alles zuviel werden könnte.“

      „Gestern meintest du auch, wir sollten ihr zutrauen, was sie sich selbst zutraut. Wenn sie es sich zutraut, ohne deine Hilfe hier fertig zu werden, warum nicht?“

      „Aber, es müssen noch zwei Zimmer tapeziert werden und dann müssen die Zimmer eingeräumt werden ...“

      „Kein Problem“, meinte Mutter leichthin.

      Luisa sah von einem zum anderen. War sie in einem Irrenhaus?

      „Ihr wollt mich ärgern“, folgerte sie.

      Begütigend legte Klaus den Arm um ihre Schultern. Worauf sie hastig abwehrte: „Pass auf …, dein Hemd.“ Schon war es bekleckert mit Eigelb.

      „Schatz, betrachte Mutters Vorschlag von der positiven Seite. Ein paar Tage Erholung täten dir sicher gut.“

      „Du könntest auch eine Freundin besuchen“, schlug Mutter vor, „in deinem gereizten Zustand wärst du uns ohnehin nur im Weg.“

      In Luisas Kopf arbeitete es fieberhaft. Und je länger sie darüber nachdachte ... Immerhin - es war verlockend, endlich all das machen zu können, was schon lange fällig war. Faulenzen, schwimmen, lesen, ein schönes Kleid kaufen, ohne Rücksicht auf Zeit und Familie. Luisa atmete tief durch und wagte nicht, weiter zu träumen. Lang, lang ist's her ... Sie war halb überredet.

      Daniel und Gerda fanden die Idee, Luisa vorübergehend "auszuquartieren" auch in Ordnung.

      „Wir sind alt genug und können eine Zeitlang ohne dich auskommen“, meinten sie großzügig.

      Luisa war überrascht und auch etwas gekränkt. So leicht war sie also zu ersetzen. Undankbare Brut, dein Name ist Kind.

      Nun, wenn sie Gerda betrachtete, so traute sie ihr ohne weiteres zu, sich selbst ein Frühstück zuzubereiten. Aber Daniel war in Haushaltsdingen genauso unbeholfen wie sein Vater und der kleine Florian war ja auch noch da. Aber der beruhigte sie: „Um den Hund brauchst du dir keine Sorgen zu machen, den versorge ich.“

      Luisa war gerührt. Sie wusste dieses Angebot zu schätzen. Denn bisher beschränkte er seine Tätigkeiten dem Hund gegenüber nämlich mit einem gelegentlichen "Gassi" gehen und den löblichen Worten „bist ein guter Hund“.

      Unauffällig betrachtete sich Luisa im spiegelnden Vitrinen-Fenster. Sah sie wirklich so abgespannt aus? Nun, warum eigentlich nicht? Klaus hatte Recht, wenn er sagte, sie brauche Ruhe. Schließlich kannte sie einen Urlaub nur mehr vom Hörensagen. Mutter war da, sie würde schon alles richten und überhaupt - sie alle wollten sie ja loshaben!

      So und ähnlich beruhigte Luisa ihr schlechtes Gewissen, während sie ein paar persönliche Sachen, wie Zahnbürste und Handtuch einpackte. Ihre Gewissensbisse zählten aber zu vergeudeter Energie, denn Klaus und Mutter bekamen Hilfe. Ein Nachbar bot sich an - und zu dritt, mit Marie zu viert, schafften sie Ordnung, sobald die Tapezierer aus dem Haus waren. Wenn auch mit Unterbrechungen, weil fast immer das Telefon läutete und Luisa an der Strippe hing. „Wie weit seid ihr? Kommt ihr zurecht? Was machen die Kinder? Soll ich helfen?“

      Mit diesen Fragen bombardierte sie ihre inzwischen aus der Puste geratene Familie. Das Telefon stand im Erdgeschoss, gearbeitet wurde inzwischen im Obergeschoss. Man musste eine wahre Sportseleganz aufbringen, um vom ersten Stock, zwischen all den Möbelstücken über die Treppe, neben Wassereimer, Putzlappen und Staubsauger, endlich an das schellende Ding unten heranzukommen. Am zweiten Tag, gegen Abend, verspürte Klaus bereits einen kräftigen Muskelkater. Auch hatte er von der ewigen hin und her Rennerei die Nase voll. Als das Telefon wieder klingelte handete er sich ran und rief in die Muschel, ohne genau zu wissen, ob es wirklich Luisa war, die dran war: „Wenn du noch einmal wagst, das Telefon auch nur anzurühren, komme ich und lege dich übers Knie!“

      Danach hatten sie Ruhe. Wenigstens vom Telefon, denn kurz darauf erschien Luisa selbst.

      „Dir ist nicht zu helfen“, resignierte Klaus und drückte ihr schmunzelnd einen Lappen in die Hand, was bedeutete, dass sie als Putzfrau herzlich willkommen war.

      Die Schufterei ging weiter. Der Schweiß triefte. Und ehe sie noch einen klaren Gedanken fassen konnten, von all dem Einsortieren, Einschlichten der Haushaltsdinge und rumrücken der Möbel, waren sie fertig.

      Obwohl Luisa nie gegen schwere körperliche Arbeiten war, hinterließ sie tiefe Narben an ihrer Einstellung zum Tapezieren.

      Ab sofort wurde alles, das mit dem Tapezieren auch nur in kleinster Weise zusammenhing auf dem Dachboden verbannt.

      Dabei verkündete sie lautstark, damit es keiner überhörte: Für die nächsten zwanzig Jahre hätte sie genug von Arbeiten dieser Art und die Familie müsse in Zukunft ohne Tapetenwechsel auskommen.

      „Und wenn es nicht mehr anders geht, lassen wir die Maler kommen - oder?“

      „Dann schon lieber – „oder“, ertönte es gleichzeitig aus sämtlichen Ecken im Zimmer.

      Alles lachte. Man war sich einig.

      Der Alltag beginnt

      Der Alltag hatte sie wieder. Wenn auch anders, als er Luisa in Erinnerung war. Mit Mutters Einzug in das traute Heim tauchte ein nicht vorhergesehenes Problem auf, und die Kernfrage dazu lautete: Wie teilt man in einem mittelgroßen Haus die Haushaltsarbeiten auf, damit keine von drei tüchtigen Frauen zu kurz kommt? Dabei handelte es sich erstens: um Luisa. Zweitens, um Mutter und drittens, um Marie, auf die Luisa keinesfalls verzichten wollte, trotzdem Mutter ihr stets mit Kündigung in den Ohren lag.

      „Ein Lehrer verdient nicht besonders, auch wenn er Professor ist, wie dein Klaus.“

      „Keine Angst, Mutter, Marie wird uns nicht an den Bettelstab bringen.“

      Mutter wurde das Problem der Arbeitsverteilung natürlich bewusst, und

Скачать книгу