Was dieses Weib so alles treibt. Monika Starzengruber
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Dann bemerkte Klaus: „Du redest, als wenn du bereits eine Stellung hättest.“
Zaghaft gab Luisa durch ein Nicken zu verstehen, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Nun war sie geplatzt die Bombe. Sekundenlang war es still. Sogar Florian, der trotz seiner Fragen von allem nicht viel verstand. Wie immer, nach einer Explosion, erwartete man auf den Schock eine Panik. In Luisas Fall folgte zwar keine Panik, aber eine Predigt, die sich gewaschen hatte. Luisa hatte sie kommen sehen und ließ sie über sich ergehen, aber nicht allzu lang.
„Ich weiß gar nicht, warum ihr euch aufregt? Wie könnt ihr nur so kleinlich und altmodisch denken.“
Klaus suchte weiterhin nach überzeugenden Worten. Ihm fiel nichts anderes mehr ein, als:: „Ich verdiene genug für uns alle.“
„Aber hier geht es doch nicht ums Verdienen. Ich brauche eine Beschäftigung!“
Nun zog er doch noch einen Trumpf aus dem Ärmel. „… wenn ich nach Hause komme, will ich von einer entspannten und ausgeglichenen Frau empfangen werden, und nicht von einer nervösen und total ausgelaugten.“
Aha, daher weht der Wind. Egoist, du bist mein Gatte.
„Was heißt total ausgelaugt? Das Einzige, das ich machen werde, ist auf dem Stuhl zu sitzen, den Computer zu bedienen und vielleicht das Telefon. Aber wenn du mich unbedingt jeden Abend total ausgelaugt sehen willst, kann ich dabei ja Kniebeugen machen, Professor!“
Gut, guut, guuut, sollte sie ihn nur so nennen, okay. Schließlich stimmte es. Er war Professor an der HAK und unterrichtete Betriebswirtschaft, Rechnungswesen und kaufmännisches Rechnen, und weiß Gott, er hatte ein Recht auf diesen Titel. Aber verdammt noch mal, musste sie unbedingt dabei diesen verächtlichen Ton gebrauchen?
„Wie heißt denn die Firma, bei der du arbeiten willst?“, mischte Mutter sich ein. Das war zwar völlig nebensächlich, aber was hätte sie sonst fragen sollen, um die hitzige Diskussion zu mildern?
„Schöller & Co. ein Zeitschriftenverlag“, antwortete Luisa ein wenig ruhiger geworden, mit belegter Stimme.
Klaus schüttelte den Kopf. Er verstand seine Frau nicht. „In den Jahren vorher war nie die Rede von einem Beruf, warum jetzt?“
„Das Leben, das ich führe seit Mutter bei uns ist, füllt mich nicht aus. Drei Frauen, ein Haushalt, wie stellst du dir das auf Dauer vor?“
„Auf Marie könnten wir leicht verzichten“, stichelte Mutter.
„Dann wäre immer noch eine zu viel im Haus“, entgegnete Luisa, ungerührt und entschlossen ihr Vorhaben durchzusetzen.
„Besser ich gehe in meine Wohnung zurück“, sagte Mutter.
„Ach, Unsinn. Du bist hier und du bleibst hier“, entgegnete Luisa. Sie hatte sich dem Gedanken wieder ins Berufsleben einzusteigen bereits derart arrangiert, dass sie für keine anderen Vorschläge mehr empfänglich war. Zu Klaus gewandt setzte sie fort: „Eines kann ich dir jetzt schon sagen, wenn du in Zukunft keine doppelten Mahlzeiten zu dir nehmen willst, sei auf meiner Seite. Ich habe nämlich nicht die Absicht meine Hände weiterhin im Schoß liegen zu lassen.“
„Es wird nicht gut gehen.“
„Es wird gut gehen.“
Pause. Klaus überlegte.
„Was meint ihr dazu?“, fragte er die Kinder, die bisher die Diskussion stumm aber interessiert mitverfolgten.
„Ich bin dafür“, wiederholte Daniel.
„Oma ist ja da“, meinte Gerda leichthin.
„Ja, Oma ist da“, beruhigte Florian sich selbst.
Mit seiner Zustimmung waren Klaus und Mutter überstimmt. Klaus war nicht blind, er hatte natürlich bemerkt, dass Mutter im Laufe der Zeit mehr und mehr das Zepter im Haus an sich gerissen hatte und Luisa damit nicht glücklich war und sich langweilte. Wie sie war er der Meinung, irgendwas musste geschehen. Jedoch dachte er eher an einen Seniorenclub für Mutter und nicht an eine berufstätige Ehefrau. Aber Klaus war ein kluger Mann. Er erkannte, wann er vor einer unumstößlichen Tatsache stand, an der Argumente nur mehr abprallten. Deshalb lenkte er ein: „Ich kann nur einverstanden sein, wenn Mutter es auch ist. Wenn sie weiterhin die Pflichten der Hausfrau bei uns übernehmen will, soll es mir recht sein.“
Fünf Augenpaare richteten sich gespannt auf Mutter.
„Was seht ihr mich so an? Es bleibt mir ja nichts anderes übrig, oder soll ich euch etwa verhungern und verkommen lassen?“
Luisa atmete auf. Der Kampf schien gewonnen. Als Mutter nachhakte: „Aber ich willige nur unter einer Bedingung ein.“
Luisa stockte der Atem. „Und die wäre?“, fragte sie mit gepresster Stimme.
„Dass dieses Monstrum von Hund an die Kette gelegt wird, solange du fort bist.“
„Stasi? Aber er ist lammfromm und hat noch keinem was getan.“
„Dieses Kalb ist so lammfromm, dass es immer mit seinen Zähnen fletscht, sobald ich in seine Nähe komme.“
Für Florian war klar. „Ich glaube, Stasi kann dich nicht leiden, Oma.“
Mutter lachte. „Ich hoffe nur, er lässt sich mit einem saftigen Stück Fleisch bestechen.“
Florian bezweifelte es. „Wenn er wegen dir an die Kette kommt, kann er dich bestimmt noch weniger leiden.“
Klaus schaltete sich ein. „Ich stelle ebenfalls eine Bedingung.“
Noch eine? Luisa stckte nochmals der Atem. „Und die wäre?“, brachte sie schließlich hervor.
„Eine Probezeit auf drei Monate. Wenn das System bis dahin nicht klappt, kehrst du ohne zu murren an deinen häuslichen Herd zurück.“
„Einverstanden.“
„Wann fängst du an?“
Luisa fühlte ein Triumphgefühl in sich aufsteigen.
„Montag, acht Uhr.“
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