Skyline Deluxe. Marianne Le Soleil Levant
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Skyline Deluxe - Marianne Le Soleil Levant страница 7
Das Problem war bekannt.
Tom war kindisch. Das gehörte zu seiner Stimmung. Er verlor den sogenannten Realitätsbezug und gab sich ganz den wunderbaren Wunschbildern seiner Gefühle hin. Trotzdem funktionierte sein Denken. Er musste sich aber bemühen. Daher entschloss er sich, in den Skytrain umzusteigen, was auch den Taxifahrer erleichterte. Er suchte um diese Tageszeit lieber kurze Fahrten, anstatt im Stau zu stehen. Es gab eine Station der auf Trassen über den Straßen laufenden Stadtschnellbahn direkt vor dem Hotel. Nur vier Stationen von hier. Konnte kaum mehr als zwanzig Minuten dauern, aber das Taxi konnte leicht eine Stunde hängen.
Tom war nun etwas verhetzt, als er gerade in seinem Zimmer angekommen zum Telefon griff, um nicht zu spät zu sein. 232…. Ah ne, KLACK machte das Kunststofftelefon, als er fahrig auf die Gabel hieb, um abzubrechen. 82324. Tonwahlverfahren.
Pop Pu Piip Pu Pep.
„Hi, how are you?“, war da wieder diese samtweiche Stimme.
„To be true, a bit stressed from the traffic and Skytrain. Had an appointment in the city up north. Just didn´t want to miss out“, klang er strapaziert, aber straight.
„Hey, relax, take a shower, take your time. Don't worry, I'll get myself busy with emails until your next call. OK?“
Tom glaubte fast, ein erstes Lächeln zu hören. „Half an hour?“, schlug er unsicher fragend vor.
„Whatever you need. I'll wait until you call. Bye.“ Sie legte auf.
Tom war perplex. Inzwischen Mitte Dreißig hatte er bei all dem Erfolg in der Frauenwelt kaum Souveränität oder sich anderweitig entwickelt. Letztlich war er ihnen, seinen Gefühlen und allem, was damit zusammenhing, ausgeliefert. Wahrscheinlich war es die einzig richtige Art, damit umzugehen. Was hätte man schon an Einfluss nehmen sollen. Wozu das führte, konnte man bei all den anderen sehen.
Eine Frau, eine, die kaum zwei Minuten mit ihm in einem Aufzug gefahren war, sich aber wie eine Schulfreundin benahm, ihm dabei jede nur erdenkliche Zuversicht gebend. Er wollte so schnell wie möglich fertig sein und zu ihr. Dann setzte er sich doch erst mal hin. Diese Stimme. War es das, was er so an ihr mochte, auch wenn sie nicht so toll aussah, überlegte er kurz. War doch Unsinn. Er hatte ihre Stimme doch nicht gekannt. Konnte man schwerlich aus langen Beinen schließen. Stimmt, das war es zuerst. Die Schenkel. Er mochte ihre Schenkel. Ihre ruhigen gemusterten Schenkel, die ihm so überaus reizvoll schienen. Er versuchte, diese engelhafte Stimme mit den Bildern von ihr zusammenzuführen. Er befürchtete, sich ein idealisiertes Traumbild zu malen und beim Wiedersehen enttäuscht zu sein. Wenn sie das bemerkte, wäre sie sicher gekränkt. Das wollte er unter allen Umständen vermeiden. Er wollte sie keinesfalls kränken. Tom sah auf die Uhr. Es waren schon zehn Minuten verstrichen. Jetzt mal unter die Dusche. Erst noch: Durst. Er war wirklich in der anderen Welt. Deshalb brauchte er auch mehr als eine halbe Stunde. Dafür kam er wieder in die euphorische Laune. Er war jetzt wieder nervös, aber mehr aus Sorge, diese Freude könnte ihn verlassen. Er rief sie an.
„Hi, I am really hungry now. Are you ready?“, antwortete sie sogleich.
„Yes, I'm hungry, too. You wanna go to the restaurant?“
“No, let's go out. Just come to my floor with the elevator. I'll be waiting.“
Sie legte auf, klappte den Laptop zu und verließ das Zimmer Richtung Aufzug. Sie war längst fertig und hatte auf ihre Art Vorfreude genossen. Den ganzen Nachmittag hatte sie schon frei, war stundenlang im hoteleigenen Gymnastik- und Trainingsraum zugange und im Spa der Schlammbäder, Kräuterbehandlung und Gesichtsmasken unterzogen gewesen, danach in aller Ruhe nach oben gegangen, hatte sich geduscht und Make Up angelegt. Sich dann in eine schlichte Kombination aus feinster Seide gehüllt, die wenig Haut zeigte, aber ihre Brüste und langen Beine zur Geltung brachte. Ihre Brüste waren klein und fest, mit schönen Knospen. Der glatte Stoff war mit Wildseide-Fäden durchzogen. In einer engmaschig, gleichmäßig verteilten Unregelmäßigkeit zu ungefähr acht Prozent. Nur einzelne Fäden, die als solche kaum auffielen, aber insgesamt dem sandfarbenen Glanz der feingesponnenen Seide eine geheimnisvolle Indifferenz schenkten. Die Seide changierte bei jeder Bewegung in selbst nur gedämpfter Beleuchtung. Der Effekt war besonders auf dem eigens dafür entworfenen Bund schön sichtbar, der durch große Höhe und Breite, die Hüfte beim Gang mit sanften Wellenbewegungen umschmeichelte. Eine sehr raffinierte und teure Kreation, die sie zum ersten Mal trug.
Es machte ihr große Freude.
In seiner aristokratischen Eleganz für öffentliches Erscheinen geschaffen, beherbergte der Schnitt ein 4,7 Zentimeter langes Halfter. Eingenäht, eine winzige Einzelschusspistole für Damen unterzubringen, die sie zu tragen gewohnt war. Zuverlässig und einwandfrei gearbeitet konnte damit eine einzige Kugel eines Kalibers … ein Kügelchen abgeschossen werden. Dafür gab es kein Kaliber. Zur Selbstverteidigung im akuten Notfall war sie schlecht geeignet, einen Menschen zu töten. Vielleicht wenn man ihn direkt ins Auge traf. Es ging um Abwehr. Dazu taugte das Geschoss allemal, würde es doch durch Kleidung tief ins Gewebe eindringen, mindestens starke Schmerzen und mehr oder weniger Zerstörung verursachen. Unter der Achsel steckte sie durch eine Applikation kaschiert, die sich auf der anderen Seite aus Symmetriegründen wiederholte, im vorgesehenen Halfter. Teil der Kreation. Raffiniert und teuer.
Sie hatte die Idee nie gemocht. Eine Waffe zu tragen. Alle Roben für öffentliche Auftritte hatten diese Täschchen an verschiedenen Stellen. Die Hosen und Kleider. Sie trug immer diese Pistole, wenn sie in Japan das Haus verließ. Sie hatte es nie gemocht. Die Maßgabe stand auch nie zur Debatte. Die Pistole war nicht mit nach Thailand gekommen. Sie wollte darauf verzichten. Inzwischen hatte sie beschlossen, keine Waffenhalfter mehr in ihrer Kleidung zu haben. Sie würde sie nicht mehr tragen. Sie hatte es nie gemocht. Sie hatte es noch ohne ausprobieren wollen. Sie wusste es jetzt ganz sicher. So schwer es vielleicht durchzusetzen war. Es war Teil dessen, was passieren würde. Teil des Anfangs. Es hatte damit begonnen, diese Reise anzutreten.
Auch Tom hatte nun sogleich sein Zimmer verlassen. Er war aufgeregt. Als zwei Stockwerke tiefer die Tür aufging, sah er in ein Gesicht, das strahlend lächelte. Eine Frau, die er nicht sofort erkannte, aber gleich erkannte. Es war das unscheinbare Wesen von heute morgen. Aber sie sah aus wie das Covergirl der asiatischen Ausgabe von Harper's Bazar. Sie hatte dieselbe lange Nase und nur weil Tom sie ungeschminkt vom Morgen erinnerte, fand er im zweiten Blick die einfachen Züge in ihrem Gesicht wieder, so dass es ihm vertraut blieb. Schön war sie, sie war es am Morgen gewesen und jetzt entdeckte Tom erst wie ebenmäßig