Im Hause des Kommerzienrates. Eugenie Marlitt

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Im Hause des Kommerzienrates - Eugenie  Marlitt

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      »Das dürfen Sie auch jetzt noch — die kleine Besitzung ist seit heute morgen mein Eigentum.« Er warf einen warmen Blick hinüber.

      Käthe dankte ihm, sah aber sehr zerstreut und nachdenklich auf die Kiesel nieder, über die sie hinschritten ... Sollte ihre schöne Schwester als junge Frau in dem Hause wohnen? Flora mit ihren stolzen Gebärden, ihren majestätisch nachfließenden Schleppen! Flora Mangold, die Anspruchsvolle, der kein Salon hoch und weit, keine Ausschmückung reich genug sein konnte, in dem einsamen Hause mit den großen grünen Kachelöfen und den ausgetretenen Dielen? Wie mußte sie sich geändert haben — um seinetwillen!

      Ein fernes Geräusch schreckte sie auf. Sie sah die Villa bereits so nahe vor sich, daß sie die Prachtmuster der Spitzengardinen erkennen konnte. Hinter den Scheiben rührte und regte sich nichts, aber von der Promenade her, die sich vor der jenseitigen, der Hauptfassade des eleganten Hauses hinzog, kam das Getöse einer heranrollenden Equipage immer näher. Es waren zwei prächtige Pferde, die gleich darauf um die nördliche Hausecke jagten. Geschirr und Wagen funkelten in Silberschmuck und im Glanze der Neuheit. Eine Dame hielt die Zügel in fester Hand; ihre Gestalt, um die sich dunkelfarbener, pelzverbrämter Samt schmiegte, saß so leicht und sylphenhaft dort, als schwebe sie über den Polstern. Von ihrer Stirn zurück wehten weiße Federn, und um das klassische Gesicht, den unbedeckten Hals, der sich glänzend weiß aus der dunkeln Pelzeinfassung hob, flatterten krause blonde Locken.

      »Flora! Ach, wie wunderschön ist meine Schwester!« rief Käthe enthusiastisch und streckte unwillkürlich die Rechte nach der Vorüberfliegenden aus, aber weder Flora, noch der Kommerzienrat, der mit verschränkten Armen neben ihr saß, hörten den Zuruf. Die Equipage bog um die entgegengesetzte Ecke, dann hörte man sie drüben vor dem Portale halten.

      Ein kleiner Kiesel tanzte vorbei — die Stockspitze des Doktors hatte ihn wie im Spiele fortgeschleudert. Jetzt erst fiel es Käthe auf, daß er nicht mehr an ihrer Seite ging; sie war freilich unter dem hinreißenden Eindrucke vorwärts geeilt. Mit einer lebhaften Gebärde wandte sie sich um. Er schritt unbeirrt, noch genau in dem Tempo wie vorher auch, aber in seiner Haltung schien er noch stolzer emporgereckt, noch strenger reserviert. Er mußte sie eben beobachtet haben, denn er wandte rasch und fast verlegen seine Augen weg. Mit Mühe verbiß sie ein satirisches Lächeln. Sie wußte, daß sie ihn bei einem vergleichenden Gedanken ertappt hatte, der ungefähr so lauten mochte: »Gott, was für eine vierschrötige Jungfrau neben meiner Elfe!«

      »Ich bin erstaunt über den sicheren Mut, mit welchem Flora fährt,« sagte sie, als er wieder neben ihr ging.

      »Weit mehr zu bewundern ist die Todesverachtung ihres Begleiters. Es war eine Probefahrt, und der Kommerzienrat hat die jungen Pferde gestern erst gekauft.« Er war bitter gereizt. Sie hörte das plötzlich in seiner Stimme und schwieg ganz erschrocken.

       Inhaltsverzeichnis

      Es fiel kein Wort mehr von beiden Seiten. Sie erreichten bald das Haus und traten durch eine Seitenthür ein, während drüben die Equipage vom Portale wegfuhr. Ein Bedienter berichtete ihnen, daß die Damen und »der gnädige Herr« im Wintergarten seien, also in den Appartements der Frau Präsidentin.

      Käthe hatte ihre ganze heitere Ruhe und Sicherheit wiedergefunden. Sie nahm eine Visitenkarte aus der Brieftasche und reichte sie dem Manne hin. »Für den Herrn Kommerzienrat,« sagte sie.

      »So steif?« fragte Doktor Bruck lächelnd, während der Lakai geräuschlos über den dicken persischen Korridorteppich hinschlüpfte und hinter einer Thür verschwand.

      »So steif!« bestätigte sie ernsthaft. »Da ist die weiteste Distanz die beste. Ein biederes Hereinpoltern würde mir jedenfalls sehr schlecht bekommen. Ich fürchte nun selbst, ‚den gnädigen Herrn‘ mit meiner unzeremoniellen Ankunft sehr in Verlegenheit zu bringen.«

       Sie hatte sich nicht geirrt. Der Kommerzienrat kam im förmlichen Sturmschritte aus den Gemächern; mit dem bestürzten Ausrufe: »Mein Gott, Käthe!« stolperte er über die Schwelle.

      Die Richtung seines Blickes war geradezu lächerlich — er suchte den Kopf der wie vom Himmel fallenden Mündel offenbar um zwei Fuß zu tief — und nun trat sie so hochgewachsen und festen Schrittes auf ihn zu und begrüßte ihn mit einem fast frauenhaft stolzen Kopfneigen:

      »Lieber Moritz, sei nicht böse, daß ich der Abrede zuwider handle! Aber um mich abholen zu lassen, dazu bin ich nun doch schon ein wenig zu groß.«

      Er stand wie versteinert vor ihr. »Recht hast du, Käthe. Die Zeit, wo ich dich an der Hand führte, ist vorüber,« sagte er langsam, gleichsam in dem Anblicke ihres mit Rosenglut überhauchten Gesichts verloren. »Nun, sei mir tausendmal willkommen!« Jetzt erst reichte er auch Bruck begrüßend die Hand. »Ein Zusammenfinden im Korridor — da muß ich wohl gleich hier vorstellen —«

      »Bemühe dich nicht, Moritz! Das habe ich bereits selber besorgt,« unterbrach ihn das junge Mädchen. »Der Herr Doktor machte gerade Krankenbesuch bei Suse, als ich in die Mühle kam.«

      Das Gesicht des Kommerzienrates verlängerte sich. »Die Mühle war dein Absteigequartier?« fragte er betreten. »Aber liebes Kind, die Großmama Urach hat mit der liebenswürdigsten Bereitwilligkeit erklärt, sich deiner anzunehmen; mithin verstand es sich von selbst, daß du dich ihr sofort vorstelltest; statt dessen gehst du zu deiner alten Flamme, der Jungfer Suse! Ich bitte dich, sage das drin lieber nicht!« setzte er hastig flüsternd hinzu.

      »Verlangst du das ernstlich von mir?« Die fest klingende Mädchenstimme stach seltsam ab von seinem scheuen Flüstertone. »Ich kann doch nicht leugnen, wenn die Sache zur Sprache kommen sollte ... Auf das Verheimlichen verstehe ich mich wirklich nicht, Moritz —« Sie verstummte für einen Moment, erschrocken über die Feuerglut, die ihm in das Gesicht schoß, dann aber sagte sie resolut: »Habe ich einen Fehler begangen, so will ich mich auch dazu bekennen; es wird ja nicht gleich meinen Kopf kosten.«

      »Wenn du einen gut gemeinten Wink so tragisch nehmen willst, dann habe ich allerdings nichts mehr zu sagen,« entgegnete er verlegen und ärgerlich zugleich. »Den Kopf wird es freilich nicht kosten, aber deine Stellung in meinem Hause erschwerst du dir. Uebrigens ganz wie du willst! Sieh du selbst, wie du dich mit diesem herben ‚Geradedurch‘ in unseren hochfeinen Gesellschaftskreisen zurechtfindest!«

      Schon bei den letzten Worten hatte sein Ton mehr scherzhaft als pikiert geklungen. Er ließ sich nun einmal nicht gern die behagliche Stimmung verderben. Er bot ihr galant den Arm und führte sie nach dem ehemaligen Speisezimmer, das neben dem Wintergarten lag, und dessen Thür er aufstieß.

      Das war aber nicht mehr der traute Eßsalon mit seinen altmodischen, behäbigen, roten Saffianmöbeln. Die Wand, die ihn einst vom Wintergarten getrennt, war verschwunden; an ihrer Stelle trugen schlanke, oben im Rundbogen auslaufende Säulen den Plafond, den der köstlichste Farbenschmuck in maurischem Stil bedeckte. Drunten lief ein niedriges, spitzenklares, vergoldetes Bronzegitter von einer Säule zur anderen — es schied den steingetäfelten Fußboden des maurischen Zimmers von dem weißen Wegsand, dem grünen Flaum kleiner Rasenflecke im Wintergarten. Hinter diesem Gitter grünte und blühte es wonnig; da dufteten Maiblumen und köstliche Bouquets von Parmaveilchen zu Füßen der mächtigen Drachenbäume, des dunkeln Lorbeers und der prachtvollen Dekoration von silbergestreiften, metallisch glänzenden

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