Günter, der innere Schweinehund, hält eine Rede. Stefan Frädrich

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Günter, der innere Schweinehund, hält eine Rede - Stefan Frädrich страница 3

Günter, der innere Schweinehund, hält eine Rede - Stefan Frädrich Günter, der innere Schweinehund

Скачать книгу

auf das Publikum übertragen. So bringen gute Redner ihre ganze Persönlichkeit ein und alle hören gerne zu.« Super zusammengefasst, Sauhund!

      10. Ablesen? Nein, danke!

image

      Frei zu reden wirkt lebendig und natürlich. Ablesen hingegen ist langweilig und steif.

      »Hm …«, grübelt Günter. »Klingt trotzdem alles ziemlich anspruchsvoll. Zum Beispiel das mit der freien Sprache. Wie soll man sich denn auf das konzentrieren, was man zu sagen hat, und auch noch fehlerfrei sprechen, ohne ständig ›Äh‹ zu sagen oder sich zu verhaspeln? Besser also, man schreibt seine Rede erst mal Wort für Wort auf und liest sie dann allen vor! So kann man sicher sein, dass alles passt!« Aber nein, Günter. Reden wortwörtlich abzulesen, ist keine gute Idee. Wenn überhaupt, dann hält man das nur bei sehr geübten Politikern, Schauspielern oder Moderatoren für halbwegs echt. Bei allen anderen wirkt es steif, hölzern, langweilig und letztlich hilflos. Und schon schläft dein Publikum, anstatt dir zuzuhören …

      Viel besser ist es daher, frei zu sprechen. Denn freie Sprache ist lebendig und natürlich. Und sie richtet sich an die Zuhörer. Live. Direkt. Nicht nur in Gedanken zu Hause am Schreibtisch. »Und was ist, wenn man sich verspricht?« Halb so wild, das macht dich als Redner nur menschlich und damit sympathisch. Auch das eine oder andere »Äh« ist okay, solange es nicht so oft vorkommt, dass es vom Thema ablenkt. Selbst berühmte Fernsehmoderatoren sagen immer wieder mal »Äh«, ohne dass man es ihnen übel nimmt.

      11. Schubladen auf!

image

      Das Geheimnis der freien Rede: Schublade auf und über das reden, was drin ist!

      »Wie jetzt, ganz frei sprechen?«, wundert sich Günter. »Wirklich so richtig frei, ohne vorher die Worte festzulegen?« Genau. Schließlich sprechen wir auch im Alltag frei Schnauze – mit unserem Partner, unseren Kindern, den Kollegen, am Telefon und im Supermarkt –, ohne dass wir jedes Wort erst mal schriftlich planen. Da machen wir schließlich kein Gedöns wegen möglicher Fehler beim Sprechen. Wir ziehen im Kopf zu einem bestimmten Thema eine Schublade auf und holen dann raus, was drin ist, wobei wir frei darüber reden.

      »Wie bitte? Schubladen?« Ja, genau. Was zum Beispiel fällt dir ein zum Thema Wetter? »Na ja, heute ist es zum Glück schon etwas besser. Gestern war es saumäßig kalt. Vorgestern auch. Wäre schön, wenn es immer schön wäre, das Wetter!« Siehst du, Günter, und schon hast du eine kurze Rede über das Wetter gehalten! Völlig frei – und sogar mit einem echten Appell! Dabei hast du im Kopf nur die Schublade »Wetter« aufgezogen und dann spontan formuliert, was dir dazu gerade wichtig war. Du hast Umgangssprache gesprochen, warst also lebendig, natürlich und unterhaltsam – super! Vereinfacht gesagt funktionieren alle freien Reden so: nachschauen, was in bestimmten Schubladen drin ist, und dann raus damit. Also, über welche Schubladen willst du in welcher Reihenfolge sprechen? Dann zieh sie auf, und hol einfach raus, was drin ist! Wird schon passen, Günter.

      12. Wer bist du?

image

      Eine super Redeübung: die Eigenvorstellung! Wer bist du?

      »Ui, ui, ui!«, zittert Günter. »Ob es wirklich so einfach ist?« Aber klar doch, Schweinehund. Raus aus deiner Komfortzone! Wie sollst du denn merken, was du kannst, wenn du dich immer in deiner kleinen Welt verschanzt? »Und was, wenn in einer Schublade nix drin ist?« Natürlich solltest du vor allem Schubladen öffnen, in denen du Inhalt zu bieten hast. Je mehr, desto besser. Und desto sicherer bist du.

      Die Schublade, in der du am allermeisten zu bieten hast, bist du übrigens selbst – da drin kennt sich niemand besser aus. Und Reden zur eigenen Person sind für jeden Menschen in allen möglichen Situationen wichtig: beim Small Talk auf der Party, im Vorstellungsgespräch oder beim Flirten. Wer bist du? Was macht dich aus? Das solltest du schon vermitteln können. Daher ist die Eigenvorstellung eine wunderbare Rhetorikübung. Überleg mal, welche Schubladen du dabei alle öffnen kannst: Wie heißt du? Was machst du? Warum? Wo kommst du her? Wo willst du hin? Was ist dir wichtig? Was hat dich geprägt? Und so weiter. Üb doch einfach mal, dich anderen Personen vorzustellen! Du wirst dich wundern, wie gut das klappt. »Gestatten, Günter. Ich bin dein innerer Schweinehund. Ich lebe in deinem Kopf und bewahre dich vor allem Übel dieser Welt …«

      13. Stegreifreden halten

image

      Stegreifreden kann man über alles Mögliche halten.

      »Okay, begriffen!«, freut sich Günter. »Über sich selbst zu reden, geht ziemlich leicht, weil viel in der Schublade drin ist. Was aber, wenn du weniger Inhalt zu bieten hast? Immerhin ist das hier das Kapitel 13 …« Don’t worry, Günter! Selbst wenn die Schubladen nicht ganz so prall gefüllt sind, reicht es meist aus, um ein wenig darüber zu reden. So entsteht schließlich jedes ganz normale Alltagsgespräch. Eigentlich halten wir jeden Tag lauter kleine Stegreifreden.

      »Was sind denn Stegreifreden?«, will Günter wissen. Nun, das sind Reden, die man aus dem Stegreif hält, also ohne sich vorher zu überlegen, über welches Thema man jetzt mal referieren und was man dazu alles sagen könnte. Irgendwoher kommt ein Stichwort, und dann wird die passende Schublade geleert. So wie vorhin beim Thema Wetter. »Und gibt es noch andere Themen, über die man spontan reden kann?« Und ob! Sogar eine ganze Menge. Denn man kann über alles Mögliche eine kurze Rede halten. Hier ein paar Stichworte: Wasser, Frechheit, Hausfassaden, Schleim, gute Verkäufer, Messebau, U-Bahn, enttäuschte Liebe, Landtagswahlen, Marketing, Hochwasser, Dessous, Genialität, Altbier, Geigenbauer, Diabetes, Kreativität, Autobahnmaut, Fitnesscenter, Tischplatten, Bakterien, Schuhsohle, Bumerang, Produktionsausfälle, Wasserfall, Atemnot, Friedhöfe, Frivolität, Polizei, Fantasie, Kleingeister, Hässlichkeit …

      14. Vom Großen zum Kleinen

image

      Jedes Thema lässt sich weiter aufdröseln: in Teilaspekte, Unterthemen oder verwandte Themen.

      »Stopp, das reicht!«, schreit Günter empört. »Schleim? Messebau? Fantasie? So ein Blödsinn! Wie soll man denn darüber Reden halten?« Na, indem man die jeweiligen Themen in Unterthemen, Teilaspekte oder verwandte Gebiete aufdröselt und darüber spricht. Lautet das Stichwort zum Beispiel »Schleim«, kannst du über dessen hohen Wassergehalt reden, über Schnecken oder über unappetitliche Krankheiten. Da wird dir doch was einfallen! Und beim Stichwort Messebau sprichst du über Messen im Allgemeinen, ihre Bedeutung für die Wirtschaft, den Messebau als Motor des Ausstellungswesens oder was immer du sonst dazu weißt. »Und beim Stichwort ›Fantasie‹ kann ich über Fantasy-Romane reden, über Kreativitätstechniken oder schräge Ideen in der Badewanne?« Richtig, Günter.

      Du siehst schon: Eigentlich geht es nur darum, aus großen Themen kleine zu machen und dann darüber laut zu reden. So übst du, freie Reden zu halten – Hauptsache, du sprichst, während du die Schubladen leerst. Und wenn eine Schublade leer ist, gehst du einfach zur nächsten weiter, alles klar? So ist ziemlich sicher, dass dir niemals die Inhalte ausgehen und du beim freien Reden immer sicherer wirst. »Okay: Ein Bumerang ist ein gebogenes flaches Holzstück. Wenn man ihn richtig wirft, macht er in der Luft eine Kurve und …« Super: Günter übt.

      15.

Скачать книгу