Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Jaroslav Hašek

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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek Große verfilmte Geschichten

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       hopp, hopp hopp!

       Gaben die Befehle, schrien aus voller Kehle:

       Hilf uns doch, Jesus Christ und Jungfrau Maria:

       hopp, hopp hopp!

       Die erschrockene Frau Müller vergaß unter dem Eindruck des fürchterlichen Kriegsgesanges den Kaffee. Am ganzen Körper zitternd, hörte sie entsetzt, wie der brave Soldat Schwejk im Bette weitersang:

       Mit der Heiligen Jungfrau auf die starken Brucken,

       Piemont, wir werden doch hinüberrucken;

       hopp, hopp hopp!

       Ja, das war ein Kampf bei Solferino dorten,

       Blut floß dort in Fülle, floß dort allerorten;

       hopp, hopp hopp!

       Blut bis zu den Knien wie im Fleischerladen,

       weil sich die Achtzehner dort geschlagen haben;

       hopp, hopp hopp!

       Achtzehner, ihr Braven, fürchtet nicht Gefahren,

       denn man bringt euch schon die Löhnung nachgefahren;

       hopp, hopp hopp!

       »Gnä’ Herr, um Gottes willen«, scholl es klagend aus der Küche, aber Schwejk beendete schon sein Kriegslied:

       Löhnung nachgefahren und Menage zum Fressen,

       welches Regiment könnt sich mit uns messen?

       hopp, hopp hopp!

       Frau Müller stürzte aus der Tür und lief um den Arzt. Sie kehrte nach einer Stunde zurück. Schwejk war eingeschlummert.

      Er wurde von einem dicken Herrn geweckt, der seine Hand eine Zeitlang auf Schwejks Stirn ruhen ließ und sagte: »Fürchten Sie sich nicht, ich bin der Doktor Pavek aus den Weinbergen – zeigen Sie mir die Hand – dieses Thermometer stecken Sie unter die Achsel – so – zeigen Sie die Zunge – noch mehr – halten Sie die Zunge – woran ist Ihr Herr Vater und Ihre Mutter gestorben?«

      Und so verschrieb Doktor Pavek in der Zeit, da Wien wünschte, daß alle Nationen Österreich-Ungarns die glänzendsten Beweise der Treue und Ergebenheit erbringen mögen, Schwejk gegen seine patriotische Begeisterung Brom und empfahl dem wackeren und braven Krieger, nicht an den Krieg zu denken.

      »Liegen Sie gerade und verhalten Sie sich ruhig, morgen komm ich wieder.«

      Als er am nächsten Tage kam, fragte er in der Küche Frau Müller, wie es dem Patienten gehe.

      »Es steht ärger mit ihm, Herr Doktor«, antwortete sie aufrichtig bekümmert, »in der Nacht hat er, mit Vergeben, wie ihn das Rheuma gepackt hat, die österreichische Hymne gesungen.«

      Doktor Pavek sah sich gezwungen, auf diese neue Loyalitätskundgebung des Patienten mit einer erhöhten Dosis Brom zu reagieren.

      Am dritten Tage meldete ihm Frau Müller, daß es mit Schwejk noch schlimmer stehe.

      »Nachmittag, Herr Doktor, hat er sich eine Karte vom Kriegsschauplatz holen lassen, und in der Nacht hat ihn der Rappl gepackt, daß Österreich siegen wird.«

      »Und die Pulver nimmt er genau nach Vorschrift ein?«

      »Er hat sich noch nicht mal drum geschickt, Herr Doktor.«

      Nachdem Doktor Pavek Schwejk mit einer Flut von Vorwürfen überschüttet hatte, verließ er ihn mit der Versicherung, daß er nie mehr kommen werde, um einen Menschen zu behandeln, der seine ärztliche Hilfe samt dem Brom ablehne.

      Es fehlten nur noch zwei Tage, nach deren Ablauf Schwejk vor der Assentierungskommission erscheinen sollte.

      In dieser Zeit traf Schwejk wichtige Vorbereitungen. Vor allem ließ er sich von Frau Müller eine Militärkappe kaufen; hierauf schickte er sie fort, um das Wagerl von dem Zuckerbäcker um die Ecke zu entleihen, in dem dieser einst seinen bösen, lahmen Großvater an die frische Luft gefahren hatte. Dann fiel ihm ein, daß er Krücken benötigte. Zum Glück bewahrte der Zuckerbäcker auch die Krücken als Familienandenken an seinen Großvater auf.

      Jetzt fehlte ihm nur noch ein Rekrutensträußchen. Auch das trieb Frau Müller, die während jener Tage auffallend abgemagert war und, wo sie ging und stand, weinte, für ihn auf.

      Und so ereignete sich denn an jenem denkwürdigen Tage in den Prager Straßen ein Fall rührender Loyalität.

      Eine alte Frau, die ein Wagerl vor sich her schob, in dem ein Mann mit einer Militärkappe mit blankgeputztem »Franzl« saß und mit den Krücken winkte. Und auf seinem Rock glänzte ein buntes Rekrutensträußchen.

      Und dieser Mann, der immer wieder mit den Krücken winkte, schrie in den Prager Straßen: »Auf nach Belgrad, auf nach Belgrad!«

      Ihm folgte eine Menschenmenge, zu der das unscheinbare Häuflein angewachsen war, das sich vor dem Hause, aus dem Schwejk in den Krieg zog, angesammelt hatte.

      Schwejk hatte Gelegenheit zu konstatieren, daß die Polizisten, die an einigen Straßenecken standen, ihm salutierten.

      Auf dem Wenzelsplatz wuchs die Menge um das Wagerl mit Schwejk auf einige hundert Köpfe an, und an der Ecke der Krakauer Gasse wurde ein Burschenschaftler im Cerevis1 verprügelt, der Schwejk zuschrie: »Heil! Nieder mit den Serben!«

      An der Ecke der Wassergasse griff berittene Polizei ein und trieb die Menge auseinander.

      Als Schwejk dem Revierinspektor nachgewiesen hatte, daß er schwarz auf weiß den Befehl habe, daß er heute vor der Assentierungskommission erscheinen müsse, war der Revierinspektor ein wenig enttäuscht. Um Exzessen vorzubeugen, ließ er das Wagerl mit Schwejk von zwei berittenen Polizisten auf die Schützeninsel geleiten.

      Über diese ganze Begebenheit erschien in den »Pra ké Úřední Noviny«2 folgender Artikel:

      »Patriotismus eines Krüppels: Gestern nachmittag waren die Passanten der Prager Hauptstraßen Zeugen einer Szene, die ein schönes Zeugnis davon ablegt, daß in dieser großen und ernsten Zeit auch die Söhne unserer Nation die glänzendsten Beweise ihrer Treue und Ergebenheit für den Thron des greisen Monarchen liefern. Wir hatten den Eindruck, daß die Zeiten der alten Griechen und Römer sich erneuerten, wo Mucius Scaevola sich in den Kampf tragen ließ, ohne seiner verbrannten Hand zu achten. Die heiligsten Gefühle wurden gestern von einem Krüppel mit Krücken, den ein altes Mütterchen in einem Krankenwagen schob, in großartiger Weise verdolmetscht. Dieser Sohn der tschechischen Nation ließ sich freiwillig, ohne seines Gebrechens zu achten, zur Assentierung fahren, um Gut und Blut für seinen Kaiser hinzugeben. Und wenn sein Ruf: ›Auf nach Belgrad!‹ einen so lebendigen Widerhall in den Prager Gassen fand, dann ist dies ein Beispiel dafür, daß die Prager Bürger Musterbeispiele für die Liebe zum Vaterland und zum Herrscherhause darstellen.«

      Im gleichen Sinn schrieb auch das »Prager Tagblatt«, das seinen Bericht mit den Worten schloß, den sich freiwillig meldenden Krüppel habe eine Schar Deutscher

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