Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Jaroslav Hašek

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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek Große verfilmte Geschichten

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oder in Feinschmeckerkursen befinde.

      »Sogar die ordinären Rindsfettgrieben kann man essen«, erzählte gerade einer, der hier mit einem »veralteten Magenkatarrh« lag, »wenn sie warm sind. Wenn das Rindsfett kocht, drückt man sie aus, bis sie trocken sind, salzt sie, pfeffert sie, und ich sag euch, Gänsegrieben sind nicht so gut.«

      »Laßt nur gut sein«, sagte der Mann mit dem »Magenkrebs«, »über Gänsegrieben kommt nichts. Was kann man gegen sie mit Schweinsgrieben aufstecken? Sie müssen selbstverständlich goldbraun ausgekocht sein, so wies die Juden machen. Die nehmen eine fette Gans und ziehn das Fett samt der Haut ab und kochens aus.«

      »Wissen Sie, daß Sie sich in bezug auf die Schweinsgrieben irren?« bemerkte Schwejks Nachbar, »ich mein natürlich Grieben aus hausgemachten Fetten, was man so hausgemachte Grieben nennt. Nicht braungefärbt, aber auch nicht gelb. Es muß etwas zwischen diesen beiden Schattierungen sein. So eine Griebe darf weder zu weich noch zu hart sein. Sie darf nicht knusprig sein, sonst ist sie verbrannt. Sie muß auf der Zunge zerfließen, und man darf dabei nicht den Eindruck haben, daß einem das Fett übers Kinn hinunterfließt.«

      »Wer von euch hat schon Grieben aus Pferdefett gegessen?« ließ sich eine Stimme vernehmen, jedoch niemand antwortete, weil der Sanitätsunteroffizier hereingelaufen kam. »Alle ins Bett, eine Erzherzogin kommt her, daß niemand die schmutzigen Füße unter der Decke heraussteckt!«

      Nicht einmal eine Erzherzogin hätte so würdevoll eintreten können, wie es Baronin von Botzenheim tat. Hinter ihr wälzte sich eine ganze Eskorte, in der nicht einmal der Rechnungsfeldwebel des Spitals fehlte, der in diesem Besuch die geheime Hand der Revision sah, die ihn vom fetten Trog im Hinterland reißen und vor die Drahtverhaue den Schrapnells zur Beute werfen würde.

      Er war blaß, aber noch blässer war Doktor Grünstein. Ihm tanzte die kleine Visitkarte der alten Baronin mit dem Titel »Generalswitwe« vor Augen samt allem, was damit verbunden sein konnte, wie Konnexionen, Protektion, Beschwerden, Versetzung an die Front und andere fürchterliche Dinge.

      »Hier haben wir den Schwejk«, sagte er, eine künstliche Ruhe bewahrend, indem er Baronin von Botzenheim an Schwejks Bett führte, »er verhält sich sehr geduldig.«

      Baronin von Botzenheim setzte sich auf den herbeigeschobenen Stuhl an Schwejks Bett und sagte in gebrochenem Tschechisch: »Tscheski Soldat, brav Soldat, Kripplsoldat sein tapfere Soldat, hab moc gern tscheski Österreicher.«

      Dabei streichelte sie Schwejks unrasierte Wangen und fuhr fort: »Alles in Zeitung gelesen, ich Ihnen bringen Papat, Tabak, Zuzat, tscheski Soldat, brav Soldat, Johann, kommen Sie her!«

      Der Kammerdiener, der mit seinem struppigen Kaiserbart an den Raubmörder Babinsky erinnerte, schleppte einen umfangreichen Korb ans Bett, während die Gesellschafterin der alten Baronin, eine große Dame mit verweintem Gesicht, sich auf Schwejks Bett setzte und ihm das Strohpolster unter dem Rücken zurechtrückte, mit der fixen Idee, daß man dies kranken Helden tun müsse.

      Die Baronin zog inzwischen die Geschenke aus dem Korb. Ein Dutzend gebratener Hühner, in rosa Seidenpapier gewickelt und mit schwarzgelben seidenen Schleifen umwunden, und zwei Flaschen eines Kriegslikörs mit der Etikette »Gott strafe England!«. Auf der andern Seite war auf der Etikette Franz Josef mit Wilhelm zu sehen, wie sie sich an den Händen hielten, als wollten sie das Spiel spielen »Häschen in der Grube saß und schlief, armes Häschen, bist du krank, daß du nicht mehr hüpfen kannst?«.

      Dann zog sie drei Flaschen Wein für Rekonvaleszenten und zwei Schachteln Zigaretten aus dem Korb. Das alles breitete sie elegant auf dem leeren Bett neben Schwejk aus und legte noch ein schön gebundenes Buch dazu »Begebenheiten aus dem Leben unseres Monarchen«, ein Werk des jetzigen, überaus verdienten Chefredakteurs unseres Amtsblattes »Die Tschechoslowakische Republik«, der den alten Franz abgöttisch liebte.

      Dann legte sie auf das Bett ein Paket Schokolade, ebenfalls mit der Aufschrift »Gott strafe England!« und ebenfalls mit den Photographien des österreichischen und deutschen Kaisers geschmückt. Auf der Schokolade hielten sie einander nicht mehr an der Hand, jeder hatte sich selbständig gemacht und kehrte dem andern den Rücken. Sehr hübsch war eine doppelreihige Zahnbürste mit der Aufschrift »viribus unitis«1, damit jeder beim Zähneputzen Österreichs gedenke. Ein elegantes und sehr passendes Geschenk für die Front und die Schützengräben war eine Manikürkassette. Auf dem Deckel war ein explodierendes Schrapnell zu sehen und ein Mensch im Sturmhelm, der mit dem Bajonett vorstürmte. Darunter stand »Für Gott, Kaiser und Vaterland!«. Ohne Bild war ein Paket Zwieback, dafür stand darauf der Vers:

       Österreich, du edles Haus,

       steck deine Fahne aus,

       laß sie im Winde wehn,

       Österreich muß ewig stehn!

       mit der tschechischen Übersetzung auf der andern Seite.

      Das letzte Geschenk war eine weiße Hyazinthe in einem Blumentopf.

      Als das alles ausgepackt auf dem Bette lag, konnte Baronin von Botzenheim sich der Tränen nicht erwehren. Einigen ausgehungerten Simulanten floß der Speichel aus dem Mund. Die Gesellschafterin der Baronin stützte den sitzenden Schwejk und weinte ebenfalls. Es herrschte Grabesstille, die Schwejk plötzlich unterbrach, indem er die Hände faltete: »Vater unser, der Du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Name, zu uns komme Dein Reich, pardon gnädige Frau, so is es nicht, ich wollt sagen: Vater unser, himmlischer Vater, segne uns diese Gaben, die wir dank Deiner Freigebigkeit genießen werden. Amen.«

      Nach diesen Worten nahm er ein Huhn vom Bett und begann zu essen, von dem entsetzten Blick Doktor Grünsteins gefolgt.

      »Ach, wie es ihm schmeckt, dem Wackern«, flüsterte die alte Baronin dem Doktor begeistert zu, »er ist sicher schon gesund und kann ins Feld gehn. Ich bin wirklich sehr froh, daß ihm mein Geschenk so gelegen gekommen ist.«

      Dann schritt sie von Bett zu Bett und verteilte Zigaretten und Schokoladepralinen, kehrte von ihrem Rundgang abermals zu Schwejk zurück, streichelte ihm das Haar mit den Worten: »Behüt Euch Gott« und ging mit dem ganzen Gefolge zur Tür hinaus.

      Bevor Doktor Grünstein, der die Baronin begleitet hatte, zurückkehrte, verteilte Schwejk die Hühner, die von den Patienten mit solcher Geschwindigkeit verschlungen wurden, daß Doktor Grünstein statt der Hühner nur einen Haufen Knochen vorfand, die so sauber abgenagt waren, als wären die Hühner lebendig in ein Geiernest geraten und als hätte auf ihre Knochen einige Monate hindurch die Sonne gebrannt.

      Auch die Flasche Kriegslikör und die drei Flaschen Wein waren geleert. Sogar das Paket Schokolade und der Zwieback waren in den Mägen verschwunden. Jemand hatte selbst die Flasche Nagelpolitur ausgetrunken, die sich in der Garnitur befand, und die Zahnpasta angebissen, die der Zahnbürste beigelegt war.

      Als Doktor Grünstein zurückgekehrt war, stellte er sich wiederum in Kampfpositur und hielt eine lange Rede. Ein Stein war ihm vom Herzen gefallen, weil der Besuch bereits gegangen war. Der Haufen abgenagter Knochen bekräftigte ihn in dem Gedanken, daß alle Patienten in diesem Zimmer unverbesserlich seien.

      »Soldaten«, legte er los, »wenn ihr ein bißchen Verstand hättet, dann hättet ihr das alles liegengelassen und euch gesagt, wenn wir das auffressen, dann wird uns der Herr Oberarzt nicht glauben, daß wir schwer krank sind. Ihr habt euch dadurch selbst das Zeugnis ausgestellt, daß ihr meine Güte nicht zu schätzen wißt. Ich pumpe euch den Magen aus, gebe euch Klistiere, bemühe mich, euch bei absoluter Diät zu halten, und ihr überstopft euch den Magen. Wollt ihr einen Magenkatarrh bekommen? Da irrt

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