Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Jaroslav Hašek

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek страница 21

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek Große verfilmte Geschichten

Скачать книгу

erzählen, wie ihr einmal Hühner gefressen und euch mit verschiedenen andern guten Dingen vollgestopft habt, aber wie es keine Viertelstunde in eurem Magen geblieben ist, weil man euch den Magen noch warm ausgepumpt hat. Also einer nach dem andern mir nach, damit ihr nicht vergeßt, daß ich nicht so ein Ochs bin wie ihr, sondern doch noch ein bißchen gescheiter als ihr alle zusammen. Außerdem kündige ich euch an, daß ich morgen eine Kommission herschicke, weil ihr euch schon zu lange hier herumwälzt und keinem von euch was fehlt, wenn ihr euch in fünf Minuten den Magen so hübsch verschweinern könnt, wie ihr es gerade jetzt fertiggebracht habt. Also, eins, zwei, drei, marsch!«

      Als die Reihe an Schwejk kam, blickte ihn Doktor Grünstein an, und eine Reminiszenz an den heutigen rätselhaften Besuch veranlaßte ihn zu der Frage: »Sie kennen die Frau Baronin?«

      »Sie is meine Stiefmutter«, antwortete Schwejk, »in zartem Alter hat sie mich ausgesetzt, und jetzt hat sie mich wiedergefunden …«

      Und Doktor Grünstein sagte kurz: »Dann geben Sie dem Schwejk noch ein Klistier.«

      Abends ging es auf den Kavalletts recht traurig zu. Einige Stunden vorher hatten alle allerlei gute und schmackhafte Dinge im Magen gehabt, und nun hatten sie nur schwachen Tee und eine Schnitte Brot darin.

      Nummer 21 ließ sich vom Fenster her vernehmen: »Werdet ihrs glauben, Kameraden, daß ich Backhuhn lieber eß als Brathuhn?«

      Jemand brummte: »Schmeißt ihm die Decke übern Kopf«, aber sie waren alle so schwach nach dem mißlungenen Festmahl, daß keiner sich rührte.

      Doktor Grünstein hielt Wort. Am Vormittag kamen einige Militärärzte: die berühmte Kommission.

      Sie schritten ernst die Bettreihen entlang, und man hörte nichts anderes als: »Zeigen Sie die Zunge!«

      Schwejk steckte die Zunge so weit heraus, daß er eine blöde Grimasse schnitt und seine Augen sich schlossen.

      »Melde gehorsamst, Herr Stabsarzt, ich hab keine längere Zunge.«

      Darauf folgte ein interessantes Gespräch zwischen Schwejk und den Mitgliedern der Kommission. Schwejk behauptete, daß er diese Bemerkung in der Befürchtung gemacht habe, man könnte glauben, er wolle vor ihnen die Zunge verstecken.

      Die Urteile der Mitglieder der Kommission über Schwejk waren in Anbetracht dessen außerordentlich verschieden.

      Die Hälfte von ihnen behauptete, Schwejk sei »ein blöder Kerl«, die andere hingegen, er sei ein Filou, der sich aus dem Militär einen Jux machen wollte.

      »Das müßt aber verflucht zugehn!« brüllte der Vorsitzende der Kommission Schwejk an, »daß wir mit Ihnen nicht fertig werden sollten.«

      Schwejk blickte die ganze Kommission mit der göttlichen Ruhe eines unschuldigen Kindes an.

      Der Oberstabsarzt trat dicht an Schwejk heran.

      »Ich möcht gern wissen, Sie Meerschwein, was Sie sich jetzt wohl denken!«

      »Melde gehorsamst, ich denk überhaupt nicht.«

      »Himmeldonnerwetter!« schrie ein Mitglied der Kommission, mit dem Säbel klirrend, »er denkt also überhaupt nicht. Warum, Sie siamesischer Elefant, denken Sie denn nicht?«

      »Melde gehorsamst, ich denk deshalb nicht, weils beim Militär den Soldaten verboten is. Wie ich vor Jahren bei den Einundneunzigern gedient hab, da hat uns unser Herr Hauptmann immer gesagt: ›Ein Soldat darf nicht selbst denken. Für ihn denken seine Vorgesetzten. Wie ein Soldat anfängt zu denken, is er schon kein Soldat, sondern ein ganz gemeiner Zivilist. Denken führt zu nichts …‹«

      »Halten Sies Maul«, unterbrach ihn wütend der Vorsitzende der Kommission, »über Sie haben wir sowieso schon Berichte. Der Kerl meint, man wird glauben, daß er ein wirklicher Idiot ist … Sie sind kein Idiot, Schwejk, gescheit sind Sie, gerieben sind Sie, ein Lump sind Sie, ein Fallott, ein Lausbub, verstehn Sie …«

      »Melde gehorsamst, ich versteh.«

      »Ich hab Ihnen schon gesagt, Sie solln das Maul halten, haben Sie gehört?«

      »Melde gehorsamst, daß ich gehört hab, daß ich das Maul halten soll.«

      »Himmelherrgott, also halten Sie das Maul. Wenn ichs Ihnen befehl, dann wissen Sie gut, daß Sie kuschen müssen!«

      »Melde gehorsamst, daß ich weiß, daß ich kuschen muß.«

      Die Offiziere blickten einander an und riefen den Feldwebel.

      »Diesen Mann da«, sagte der Oberstabsarzt von der Kommission, auf Schwejk weisend, »führen Sie in die Kanzlei und warten unseren Bericht und Rapport ab. Im Garnisonsarrest wird man ihm schon das Quasseln aus dem Kopf treiben. Der Kerl ist gesund wie ein Fisch, simuliert und drischt noch mit dem Maul und macht sich einen Jux aus seinen Vorgesetzten. Er denkt, daß sie nur zu seiner Unterhaltung da sind und daß der ganze Krieg eine Hetz oder ein Jux ist. Man wird Ihnen im Garnisonsarrest zeigen, Schwejk, daß der Krieg kein Jux ist.«

      Schwejk ging mit dem Feldwebel in die Kanzlei, und auf dem Weg über den Hof summte er vor sich hin:

       Meinte, daß das Dienen,

       eine Hetz nur sei,

       daß es eine Woche oder vierzehn Tage

       dauert – und vorbei …

       Und während Schwejk in der Kanzlei von dem diensthabenden Offizier angebrüllt wurde, daß man solche Kerle wie Schwejk niederschießen solle, brachte die Kommission in den Krankenzimmern die Simulanten zur Strecke. Von siebzig Patienten retteten sich nur zwei. Einer, dem eine Granate ein Bein abgerissen hatte, und ein zweiter mit wirklichem Beinfraß.

      Nur diese beiden hörten nicht das Wörtchen »Tauglich«; die andern wurden alle, nicht einmal die drei sterbenden Schwindsüchtigen ausgenommen, felddiensttauglich befunden, wobei es sich der Oberstabsarzt nicht nehmen ließ, eine Rede zu halten.

      Sie war von den verschiedensten Beschimpfungen durchflochten und inhaltlich knapp. Alle seien Rindviecher und Mist, und nur wenn sie tapfer für Seine Majestät den Kaiser kämpfen würden, könnten sie in die menschliche Gesellschaft zurückkehren. Nur so könne ihnen nach dem Krieg verziehen werden, daß sie sich vom Militär drücken wollten und simuliert hätten. Er selbst glaube aber nicht daran, sondern denke, daß auf alle der Strick warte.

      Ein junger Militärarzt, eine noch reine und unverdorbene Seele, bat den Oberstabsarzt, ebenfalls sprechen zu dürfen. Seine Rede unterschied sich von der seines Vorgesetzten durch Optimismus und Naivität. Er redete deutsch.

      Er sprach lange davon, daß ein jeder von denen, die das Krankenhaus verlassen, um zu ihren Regimentern an die Front abzugehen, ein Sieger und Ritter sein müsse. Er sei überzeugt, daß sie die Waffen auf dem Kampfplatz geschickt handhaben und sich ehrenhaft in allen Kriegs- und Privatverhältnissen verhalten würden als unbezwingbare Krieger, eingedenk des Ruhmes Radetzkys und des Prinzen Eugen von Savoyen. Daß sie mit ihrem Blut die weiten Felder der Ehre des Herrscherhauses düngen und sich siegreich der Aufgabe entledigen würden, die die Geschichte ihnen vorbehalten habe. Tollkühn, ihres Lebens nicht achtend, sollten sie unter den zerschossenen Fahnen ihrer Regimenter vorwärtsstürmen, zu neuem Ruhm, zu neuen Siegen.

      Auf

Скачать книгу