Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Jaroslav Hašek

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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek Große verfilmte Geschichten

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kam,

       hub ein großes Breigel an,

       Maňa, die war besoffen,

       hats mit Draschner gut getroffen.

       Im nämlichen Augenblicke war Draschner mit seinen Leuten eingetreten, fürchterlich und unerbittlich. Es war, wie wenn man mitten unter Rebhühner schießt. Zivilpolizisten trieben alles zu einem Haufen zusammen. Auch er, Schwejk, kam damals in diesen Haufen, denn bei seinem Pech hatte er Kommissär Draschner gesagt, als ihn dieser aufforderte, sich zu legitimieren: »Haben Sie dazu eine Bewilligung von der Polizeidirektion?« Schwejk erinnerte sich auch eines Dichters, der hier unter dem Spiegel zu sitzen pflegte und in dem allgemeinen Lärm bei Gesang und Harmonikaklängen seine Gedichte schrieb und sie den Prostituierten vorlas.

      Schwejks Begleiter hingegen hatten keinerlei ähnliche Reminiszenzen. Es war für sie etwas vollkommen Neues. Sie fingen an, Gefallen daran zu finden. Der erste von ihnen, der hier volle Befriedigung fand, war der kleine Dicke, denn solche Menschen besitzen außer ihrem Optimismus eine große Neigung zum Epikureismus. Der Lange kämpfte eine Weile mit sich selbst. Und als er bereits seine Skepsis verloren hatte, verlor er allmählich auch seine Gemessenheit und den Rest von Überlegung.

      »Ich wer bißl tanzen«, sagte er nach dem fünften Bier, als er die Paare »Schlapak« tanzen sah.

      Der Kleine gab sich völlig dem Genusse hin. Neben ihm saß ein Fräulein, das schlüpfrige Dinge sprach. Seine Augen funkelten nur so.

      Schwejk trank. Der Lange beendete den Tanz und kam mit seiner Tänzerin zum Tisch zurück. Dann sangen sie, tanzten, tranken ununterbrochen, tätschelten ihre Nachbarinnen. Und in dieser Atmosphäre von käuflicher Liebe, Nikotin und Alkohol kreiste unauffällig der alte Wahlspruch: »Nach uns die Sintflut!«

      Nachmittags setzte sich ein Soldat zu ihnen und machte sich erbötig, ihnen für einen Fünfer eine Phlegmone und eine Blutvergiftung zu besorgen. Er habe die Injektionsspritze mit und werde ihnen ins Bein oder in die Hand Petroleum spritzen.3 Er erklärte, sie würden damit wenigstens zwei Monate zubringen und, wenn sie die Wunde mit Speichel behandelten, eventuell ein Jahr, und man werde sie zum Schluß gänzlich vom Militärdienst befreien müssen.

      Der Lange, der bereits sein seelisches Gleichgewicht verloren hatte, ließ sich auf dem Abort von dem Soldaten Petroleum unter die Haut am Bein spritzen.

      Als sich bereits der Abend herabsenkte, schlug Schwejk vor, den Weg zum Feldkuraten anzutreten. Der kleine Dicke, der schon zu lallen anfing, redete Schwejk zu, noch zu warten. Der Lange war auch der Ansicht, der Feldkurat könne warten. Schwejk gefiel es aber nicht mehr bei »Kuklik«, und deshalb drohte er ihnen, allein zu gehen.

      Sie gingen also, aber er mußte ihnen versprechen, daß sie alle noch irgendwo einkehren würden.

      Sie kehrten auf dem Florenz in einem kleinen Kaffeehaus ein, wo der Dicke seine silberne Uhr verkaufte, um sich noch weiter vergnügen zu können.

      Aus diesem Lokal führte sie Schwejk bereits unterm Arm. Das war eine schreckliche Arbeit. Ununterbrochen knickten ihnen die Knie ein, ununterbrochen wollten sie noch irgendwo einkehren. Der kleine Dicke hätte beinahe das Paket für den Feldkuraten verloren, weshalb Schwejk gezwungen war, das Paket selbst zu tragen.

      Schwejk mußte sie unausgesetzt auf die Offiziere aufmerksam machen, die ihnen entgegenkamen. Nach übermenschlicher Anstrengung und Mühewaltung gelang es ihm schließlich, sie zu dem Haus in der Königstraße zu schleppen, wo der Feldkurat wohnte.

      Schwejk selbst steckte ihnen die Bajonette auf die Gewehre und zwang sie durch Rippenstöße, ihn zu führen, statt sich von ihm führen zu lassen.

      Im ersten Stock, wo sich an der Wohnungstür die Visitenkarte »Otto Katz, Feldkurat« befand, öffnete ihnen ein Soldat. Aus dem Zimmer ertönten Stimmen und das Klirren von Gläsern und Flaschen.

      »Wir – melden – gehorsamst – Herr – Feldkurat«, sagte der Lange mühsam, indem er dem Soldaten salutierte, »ein – Paket – und ein Mann gebracht.«

      »Kommt herein«, sagte der Soldat, »wo habt ihr euch denn so zugerichtet? Der Herr Feldkurat is auch …« Der Soldat spuckte aus.

      Er verschwand mit dem Paket. Sie warteten lange im Vorzimmer. Dann öffnete sich die Türe, und der Feldkurat kam ins Vorzimmer, nicht geschritten, sondern geflogen. Er war nur in Hemdsärmeln und hielt in der Hand eine Zigarre. »Also Sie sind schon da«, sagte er zu Schwejk, »man hat Sie also hergebracht. Eh – haben Sie keine Streichhölzer?«

      »Nein, melde gehorsamst, Herr Feldkurat.«

      »Eh – und warum haben Sie keine Streichhölzer? Jeder Soldat soll Streichhölzer haben, damit er Feuer geben kann. Ein Soldat, der keine Streichhölzer hat, ist … Was ist er?«

      »Er is, melde gehorsamst, ohne Streichhölzer«, antwortete Schwejk.

      »Sehr gut, er ist ohne Streichhölzer und kann niemandem Feuer geben. So, also das wäre eins, und jetzt das zweite. Stinken Ihnen nicht die Füße, Schwejk?«

      »Melde gehorsamst, daß nicht.«

      »So, das wäre das zweite. Und jetzt das dritte. Trinken Sie Schnaps?«

      »Melde gehorsamst, daß ich nicht Schnaps trink, nur Rum.«

      »Gut, schaun Sie sich hier diesen Soldaten an. Den hab ich mir für heut vom Oberleutnant Feldhuber ausgeborgt, er ist sein Putzfleck. Und der trinkt nichts, er ist Ab-ab-ab-stinenzler und wird deshalb mit der Marschkompanie abgehen. W-weil ich so einen Menschen nicht brauchen kann. Das ist kein Putzfleck, das ist eine Kuh. Die trinkt nur Wasser und buht wie ein Ochs.«

      »Du bist Abstinenzler«, wandte er sich an den Soldaten, »daß du dich nicht schämst. Trottl. Du verdienst paar Watschen.«

      Der Feldkurat kehrte seine Aufmerksamkeit den beiden Helden zu, die mit Schwejk gekommen waren und in dem Bestreben geradezustehen hin und her wankten, wobei sie sich vergeblich auf ihre Gewehre stützten.

      »Ihr habt euch be-betrunken«, sagte der Feldkurat, »habt euch im Dienst betrunken, und dafür laß ich euch ein-einsperren. Schwejk, Sie nehmen ihnen die Gewehre ab und führen sie in die Küche und werden sie bewachen, bis die Patrouille kommt, um sie abzuführen. Ich werde gleich in die Kaserne telefonie-nie-nie-nie-nieren.«

      Und so fanden Napoleons Worte: »Im Kriege verändert sich die Situation jeden Augenblick«, auch hier ihre volle Bestätigung.

      Am Morgen hatten ihn die beiden »Bajonett auf« geführt, in der Angst, er könne ihnen weglaufen, dann hatte er selbst sie hergebracht, und zum Schluß mußte er sie selbst bewachen. Anfangs waren sie sich dieser Veränderung nicht gut bewußt, erst als sie in der Küche saßen und Schwejk mit Gewehr und Bajonett bei der Tür sahen, ging ihnen ein Licht auf.

      »Ich möcht was trinken«, seufzte der kleine Optimist, während der Lange wieder einen Anfall von Skeptizismus bekam und sagte, daß das alles ein elender Verrat sei. Er fing an, Schwejk laut zu beschuldigen, weil er sie in eine solche Lage gebracht habe, und warf ihm vor, daß er ihnen versprochen habe, er werde morgen gehängt werden; jetzt stelle sich heraus, daß alles nur ein Jux gewesen sei, die Beichte und das Hängen.

      Schwejk schwieg und ging vor der Tür auf und ab.

      »Ochsen waren wir!«

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