Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Jaroslav Hašek

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Читать онлайн книгу Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek страница 31

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek Große verfilmte Geschichten

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In Merklin bei Taus war das.

       Bald verfiel er jedoch wieder in vollständige Stumpfheit, und während er sich an Schwejk wandte, fragte er ihn, das eine Auge schließend: »Wie geht es Ihnen heute, gnädige Frau?

      Fahren Sie irgendwohin auf Sommerwohnung?« sagte er nach einer kurzen Pause, und alles doppelt sehend, fragte er: »Sie haben schon einen erwachsenen Sohn?« Dabei zeigte er mit dem Finger auf Schwejk.

      »Wirst du sitzen bleiben!« schrie Schwejk ihn an, als der Feldkurat auf den Sitz klettern wollte, »glaub nicht, daß ich dich nicht Ordnung lernen wer!«

      Der Feldkurat verstummte und schaute mit kleinen Schweinsäuglein aus der Droschke, ohne zu begreifen, was eigentlich mit ihm vorging.

      Er mengte alle Begriffe durcheinander und sagte, zu Schwejk gekehrt, beklommen: »Geben Sie mir erste Klasse, Frau.« Er machte den Versuch, die Hosen herunterzulassen.

      »Gleich knöpfst du dich zu, Schweinkerl!« schrie Schwejk ihn an, »alle Droschkenkutscher kennen dich schon, einmal hast du dich schon bekotzt, und jetzt noch das! Glaub nicht, daß du wieder was schuldig bleiben wirst wie das letztemal!«

      Der Feldkurat stützte den Kopf melancholisch auf die Hände und begann zu singen: »Mich hat schon keiner lieb …« Er unterbrach aber augenblicklich seinen Gesang und bemerkte: »Entschuldigen Sie, lieber Kamerad, Sie sind ein Trottl, ich kann singen, was ich will.«

      Er wollte offenbar irgendeine Melodie pfeifen, aber statt dessen strömte ein so mächtiges Prrr! von seinen Lippen, daß die Droschke stehenblieb.

      Als sie dann über Schwejks Aufforderung den Weg fortsetzten, versuchte der Feldkurat, sich die Zigarettenspitze anzuzünden.

      »Es brennt nicht«, sagte er verzweifelt, als er eine Schachtel Streichhölzer verbraucht hatte, »Sie blasen mir hinein.«

      Er verlor jedoch sofort wieder den Faden zur Fortsetzung und begann zu lachen: »Das ist ein Jux, wir sind allein in der Elektrischen, nicht wahr, Herr Kollege?« Er begann seine Taschen zu durchsuchen.

      »Ich hab die Karte verloren!« schrie er, »halten Sie an, die Karte muß sich finden!«

      Er winkte resigniert mit der Hand. »Fahren Sie nur …«

      Dann plapperte er: »In den meisten Fällen. – Ja, in Ordnung. – In allen Fällen. – Sie sind im Irrtum. – Zweiter Stock? Das ist eine Ausrede. – Es handelt sich nicht um mich, aber um Sie, gnädige Frau. – Zahlen. – Ich hab einen Schwarzen …«

      Er begann im Halbtraum mit irgendeinem vermeintlichen Feind zu streiten, der ihm das Recht absprach, im Restaurant am Fenster zu sitzen. Dann fing er an, die Droschke für einen Zug zu halten, neigte sich hinaus und schrie tschechisch und deutsch auf die Straße: »Nimburg, umsteigen!«

      Schwejk zog ihn zurück, und der Feldkurat vergaß den Zug und begann verschiedene Tierstimmen nachzuahmen. Am längsten verweilte er beim Hahn, und sein Kikeriki scholl siegreich aus der Droschke.

      Eine Zeitlang war er sehr lebhaft und unruhig und versuchte aus der Droschke zu fallen, wobei er die Leute, an denen die Droschke vorbeifuhr, Gassenbuben schimpfte. Dann warf er das Taschentuch aus der Droschke und schrie, man möge halten: er habe das Gepäck verloren. Hierauf begann er zu erzählen: »In Budweis gabs einen Tambour. – Er hat geheiratet. – In einem Jahr ist er gestorben.« Er fing zu lachen an: »Ist das nicht eine gute Anekdote?«

      Während der ganzen Fahrt verfuhr Schwejk mit dem Feldkuraten mit rücksichtsloser Strenge.

      Bei den verschiedenen Versuchen des Feldkuraten, einen kleinen Scherz zu vollführen, so wie etwa aus der Droschke zu fallen oder den Sitz abzubrechen, versetzte ihm Schwejk eins nach dem andern in die Rippen, was der Feldkurat mit ungewöhnlicher Stumpfheit hinnahm.

      Nur einmal machte er den Versuch, sich aufzulehnen und aus der Droschke zu springen, indem er erklärte, er fahre nicht mehr weiter, er wisse, daß sie statt nach Budweis nach Bodenbach kommen würden. Binnen einer Minute liquidierte Schwejk seine Empörung vollständig und zwang Katz in seine frühere Lage auf den Sitz zurück, wobei er darauf achtete, ihn nicht einschlafen zu lassen. Das Feinste, was er dabei vorbrachte, war: »Schlaf nicht, du Krepierl!«

      Der Feldkurat bekam plötzlich einen Anfall von Melancholie und begann zu weinen, während er Schwejk fragte, ob er eine Mutter gehabt habe.

      »Ich bin allein auf der Welt, Leutl!« schrie er aus der Droschke, »nehmt euch meiner an!«

      »Mach mir keinen Schkandal«, ermahnte ihn Schwejk, »hör auf, sonst wird jeder sagen, daß du dich besoffen hast.«

      »Ich hab nichts getrunken, Kamerad«, antwortete der Feldkurat, »ich bin ganz nüchtern.«

      Aber auf einmal stand er auf und salutierte: »Melde gehorsamst, Herr Oberst, ich bin besoffen.

      Ich bin ein Schwein«, wiederholte er rasch hintereinander in verzweifelter, aufrichtiger Hoffnungslosigkeit.

      Und zu Schwejk gekehrt, bat und bettelte er hartnäckig: »Werfen Sie mich doch aus dem Automobil hinaus! Warum wollen Sie mich mitnehmen?«

      Er setzte sich nieder und brummte: »Um den Mond herum bilden sich Räder. – Glauben Sie an die Unsterblichkeit der Seele, Herr Hauptmann? Kann ein Pferd in den Himmel kommen?«

      Er fing laut zu lachen an, aber bald darauf wurde er traurig und apathisch und schaute Schwejk an, wobei er bemerkte: »Erlauben Sie, mein Herr, ich habe Sie schon irgendwo gesehen. Waren Sie nicht in Wien? Ich erinner mich an Sie aus dem Seminar.«

      Eine Zeitlang unterhielt er sich damit, lateinische Verse zu deklamieren: »Aurea prima satast aetas, quae vindice nullo.«5

      »Weiter gehts nicht!« sagte er, »werfen Sie mich hinaus! Warum wollen Sie mich nicht hinauswerfen? Es wird mir nichts geschehn.

      Ich will auf die Nase fallen«, erklärte er mit entschiedener Stimme.

      »Lieber Herr«, fuhr er wieder bittend fort, »teurer Freund, geben Sie mir eine Ohrfeige.«

      »Eine oder mehrere?« fragte Schwejk.

      »Zwei.«

      »Hier sind sie …«

      Der Feldkurat zählte laut die Ohrfeigen, die er bekam, wobei er glückselig zu sein schien.

      »Das tut wohl«, sagte er, »wegen dem Magen, es fördert die Verdauung. Geben Sie mir noch eins übers Maul.«

      »Herzlichen Dank!« rief er, als Schwejk ihm schnell willfahrte, »ich bin vollständig zufrieden. Zerreißen Sie mir die Weste, ich bitt Sie.«

      Er äußerte die merkwürdigsten Wünsche. Er wünschte, Schwejk solle ihm ein Bein ausreißen, ihn ein bißchen würgen, ihm die Nägel schneiden oder die Vorderzähne ziehen.

      Er äußerte Märtyrerwünsche und verlangte, Schwejk möge ihm den Kopf abreißen und in einem Sack in die Moldau werfen.

      »Mir würden die Sternchen um den Kopf gut stehen«, sagte er mit Begeisterung, »ich könnt ihrer zehn brauchen.«

      Dann

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