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Frau Müller. Schwejk fand dort eine Kusine von Frau Müller vor, die ihm weinend mitteilte, letztere sei noch an dem nämlichen Abend, an dem sie Schwejk zur Assentierung gefahren hatte, verhaftet worden. Man hätte die alte Frau vor das Kriegsgericht gestellt, und weil man ihr nichts nachweisen konnte, halte man sie im Konzentrationslager in Steinhof gefangen. Es war bereits eine Karte von ihr eingetroffen.

      Schwejk ergriff diese häusliche Reliquie und las:

      »Liebe Aninka! Wir haben uns hier sehr gut, alle sind wir gesund. Die Nachbarin neben mir im Bett hat Fleck und auch schwarze gibts hier. Sonst ist alles in Ordnung.

      Essen haben wir genug und klauben Erdäpfel auf Suppe. Ich hab gehört, daß Herr Schwejk schon is, also krieg das irgendwie heraus, wo er liegt, damit wir ihm nach dem Krieg das Grab bepflanzen lassen können. Ich hab vergessen, Dir zu sagen, daß am Boden in dem dunklen Winkel in dem Kistel ein kleines Hunterl is, ein Rattler, ein Junges. Aber das is schon viele Wochen, was er nichts zu fressen gekriegt hat seit der Zeit, wo sie wegen um mich gekommen sind. So denk ich, daß schon zu spät is und daß das Hunterl auch schon in Gottes ruht.«

      Und über dem ganzen Brief die rosa Stampiglie: Zensuriert k. u. k. Konzentrationslager Steinhof.

      »Und wirklich war das Hunterl schon tot«, schluchzte die Kusine der Frau Müller, »und auch Ihre Wohnung möchten Sie nicht mehr erkennen. Ich hab dort Näherinnen auf Quartier. Und die ham sich draus einen Damensalon gemacht. Überall sind Modebilder auf den Wänden und Blumen in den Fenstern.«

      Die Kusine der Frau Müller war nicht zu beruhigen.

      Unter unaufhörlichem Schluchzen und Wehklagen äußerte sie zu guter Letzt die Befürchtung, Schwejk sei desertiert und wolle auch noch sie ruinieren und ins Unglück stürzen. Zum Schluß redete sie mit ihm wie mit einem verkommenen Abenteurer.

      »Das ist sehr spaßig«, sagte Schwejk, »das gefällt mir ausgezeichnet. Also daß Sies wissen, Frau Kejr, Sie ham ganz recht, ich bin freigekommen. Aber erst hab ich fünfzehn Wachtmeister und Feldwebel erschlagen müssn. Aber sagen Sies niemandem …«

      Und Schwejk verließ sein Heim, das ihn nicht aufnahm, mit den Worten: »Frau Kejr, in der Wäscherei hab ich ein paar Kragerln und Vorhemden, also beheben Sies mir, damit ich mich, bis ich vom Militär zurückkomm, im Zivil in was anzuziehn hab. Geben Sie auch acht, daß mir im Schrank nicht Motten in die Kleider kommen. Und die Fräuleins, was in meinem Bett schlafen, laß ich grüßen …«

      Dann ging Schwejk in den »Kelch«. Als Frau Palivec ihn erblickte, erklärte sie, sie werde ihm nichts einschenken, er sei wohl desertiert.

      »Mein Mann«, begann sie die alte Geschichte aufzuwärmen, »war so vorsichtig und is dort, der Arme sitzt für nichts und wieder nichts. Und solche Leute gehn in der Welt herum und laufen vom Militär fort. Man hat Sie hier schon wieder vorige Woche gesucht.«

      »Wir sind vorsichtiger als Sie«, schloß sie ihre Rede, »und sind im Unglück. Jeder hat nicht das Glück wie Sie.«

      Diesem Gespräch wohnte ein älterer Herr bei, ein Schlosser aus Smíchov, der auf Schwejk zukam und ihm sagte: »Ich bitt Sie, warten Sie draußen auf mich, ich muß mit Ihnen sprechen.« Auf der Straße verständigte er sich mit Schwejk, den er nach der Empfehlung der Wirtin Palivec für einen Deserteur hielt. Er teilte ihm mit, daß er einen Sohn habe, der auch desertiert sei und sich bei der Großmutter in Jasena bei Josefstadt befinde.

      Ohne der Versicherung Schwejks, er sei kein Deserteur, zu achten, drückte er ihm einen Zehner in die Hand.

      »Das is die erste Hilfe«, sagte er, indem er Schwejk mit sich in eine Weinstube auf der Ecke schleppte, »ich versteh Sie, vor mir müssen Sie sich nicht fürchten.«

      Schwejk kehrte spät in der Nacht zum Feldkuraten zurück, der noch nicht zu Hause war.

      Er kam erst gegen früh, weckte Schwejk und sagte: »Morgen fahren wir eine Feldmesse zelebrieren. Kochen Sie schwarzen Kaffee mit Rum. Oder noch besser, kochen Sie Grog.«

       11

       I

      Die Vorbereitungen zur Tötung von Menschen sind stets im Namen Gottes oder eines vermeintlichen höheren Wesens vor sich gegangen, das die Menschen ersonnen und in ihrer Phantasie erschaffen haben.

      Bevor die alten Phönizier einem Gefangenen den Hals durchschnitten, hielten sie ebenso einen feierlichen Gottesdienst ab wie einige Jahrtausende später neue Generationen, ehe sie in den Krieg zogen und ihre Feinde mit Feuer und Schwert vernichteten.

      Bevor die Menschenfresser von Guinea und Polynesien ihre Gefangenen beziehungsweise unbrauchbare Menschen, wie Missionäre, Reisende und Unterhändler verschiedener Handelsfirmen oder einfach Neugierige, feierlich auffressen, opfern sie ihren Göttern, indem sie die mannigfachsten religiösen Gebräuche vollziehen. Da die Kultur des Ornates noch nicht zu ihnen gedrungen ist, schmücken sie ihre Schenkel mit Kränzen aus bunten Federn der Waldvögel.

      Bevor die heilige Inquisition ihre Opfer verbrannte, zelebrierte sie die feierlichsten Gottesdienste und die große heilige Messe mit Gesängen.

      Bei Hinrichtungen von Verbrechern wirken stets Priester mit, die den Delinquenten mit ihrer Anwesenheit belästigen.

      In Preußen geleitet den Bedauernswerten ein Pastor unter das Beil, in Österreich ein katholischer Priester zum Galgen, in Frankreich unter die Guillotine, in Amerika führt ihn ein Priester auf den elektrischen Stuhl, in Spanien auf einen Sessel, wo er mit einem sinnreichen Instrument erwürgt wird, und in Rußland wurden die Revolutionäre von einem bärtigen Popen begleitet usw.

      Überall manipulierten sie dabei mit dem Gekreuzigten, als wollten sie sagen: »Dir hacken sie nur den Hals ab, hängen dich, erwürgen dich, lassen 15 000 Volt in dich los, aber was hat jener erdulden müssen.«

      Die große Schlachtbank des Weltkriegs konnte des priesterlichen Segens nicht entbehren. Die Feldkuraten aller Armeen beteten und zelebrierten Feldmessen für den Sieg jener Partei, deren Brot sie aßen.

      Bei den Hinrichtungen meuternder Soldaten erschien ein Priester. Bei den Hinrichtungen tschechischer Legionäre war ein Priester zugegen.

      Nichts hat sich geändert seit der Zeit, da der Räuber Adalbert, den man später den »Heiligen« genannt hat, mit dem Schwert in der einen und dem Kreuz in der andern Hand bei der Tötung und Vernichtung der baltischen Slawen mitwirkte.

      Die Menschen gingen in ganz Europa wie das liebe Vieh zur Schlachtbank, begleitet von den Fleischer-Kaisern, Königen, Präsidenten und anderen Potentaten und Heerführern sowie von den Priestern aller Glaubensbekenntnisse, die ihre Schützlinge einsegneten und falsch schwören ließen, daß sie »auf dem Festland, in der Luft, auf dem Meere« usw.

      Feldmessen wurden stets zweimal zelebriert.

      Wenn eine Abteilung an die Front abging und dann vor der Front, vor dem blutigen Gemetzel und Morden. Ich erinnere mich, daß uns einmal bei einer solchen Feldmesse ein feindlicher Aeroplan eine Bombe gerade auf den Feldaltar warf und vom Feldkuraten nichts übrigblieb als blutige Fetzen.

      Man schrieb von ihm wie von einem Märtyrer, während unsere Aeroplane den Feldkuraten

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