Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Jaroslav Hašek

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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek Große verfilmte Geschichten

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sind das Geld für den Wechsel holen gekommen, wenn ich mich nicht irre?« fragte der Feldkurat seinen Gast.

      »Ja, und ich hoffe …«

      Der Feldkurat seufzte.

      »Der Mensch kommt in solche Situationen, daß ihm nur eine einzige Hoffnung bleibt. Wie schön ist das Wörtchen ›hoffen‹ aus jenem Kleeblatt, das den Menschen aus dem Chaos des Lebens emporhebt: ›Glaube, Hoffnung, Liebe‹.«

      »Ich hoffe, Herr Feldkurat, daß der Betrag …«

      »Gewiß, Verehrter«, unterbrach ihn der Feldkurat, »ich kann nochmals wiederholen, daß das Wort ›hoffen‹ den Menschen in seinem Kampf mit dem Leben stärkt. Auch Sie verlieren nicht die Hoffnung. Wie schön ist es, ein bestimmtes Ideal zu haben, ein unschuldiges reines Wesen zu sein, das Geld auf einen Wechsel leiht und die Hoffnung hat, ihn rechtzeitig eingelöst zu bekommen. Hoffen, unaufhörlich hoffen, daß ich Ihnen tausendzweihundert Kronen auszahlen werde, während ich in der Tasche nicht ganz hundert habe.«

      »Sie haben also …«, stotterte der Gast.

      »Ja, ich habe also«, antwortete der Feldkurat.

      Das Antlitz des Gastes nahm abermals einen zornigen und bösen Ausdruck an.

      »Herr, das ist Betrug«, sagte er, indem er sich erhob.

      »Beruhigen Sie sich, geehrter Herr …«

      »Das ist Betrug!« schrie hartnäckig der Gast, »Sie haben mein Vertrauen mißbraucht!«

      »Mein Herr«, sagte der Feldkurat, »Ihnen wird entschieden Luftveränderung guttun, hier ist es zu schwül!«

      »Schwejk!« rief er in die Küche, »dieser Herr wünscht an die frische Luft zu gehn.«

      »Melde gehorsamst, Herr Feldkurat«, ertönte es aus der Küche, »daß ich diesen Herrn schon einmal herausgeworfn hab.«

      »Wiederholen!« lautete der Befehl, der schnell, scharf und energisch vollführt wurde.

      »Das ist gut, Herr Feldkurat«, sagte Schwejk, als er vom Flur zurückkehrte, »daß wir mit ihm Schluß gemacht ham, bevor er uns hier einen Radau geschlagen hat. In Maleschitz war ein Schenkwirt, ein Schriftkundiger, der auf alles Zitate aus der Heiligen Schrift gehabt hat, und wenn er jemandem mit dem Ochsenziemer eins heruntergehaut hat, hat er immer gesagt: ›Wer der Rute spart, haßt seinen eigenen Sohn; doch wer ihn liebet, züchtiget ihn beizeiten, ich wer dir geben, dich hier im Wirtshaus zu raufn!‹«

      »Sehn Sie, Schwejk, wie es mit so einem Menschen endet, der den Priester nicht ehrt.« Der Feldkurat lächelte. »Der heilige goldzüngige Johannes hat gesagt: ›Wer den Priester ehrt, ehrt Christus, wer den Priester demütigt, demütigt Jesus Christus, dessen Stellvertreter der Priester ist.‹ Für morgen müssen wir uns einwandfrei vorbereiten. Machen Sie eingerührte Eier mit Schinken, kochen Sie einen Bordeauxpunsch, und dann werden wir uns der Meditation widmen, denn wie es im Abendgebet heißt: ›Herr, gib diesem Haus deine Gnade und halte alle Nachstellungen des bösen Feindes ferne von ihm.‹«

      Auf der Welt gibt es standhafte Menschen, zu denen auch der bereits zweimal aus der Wohnung des Feldkuraten hinausgeworfene Mann gehörte. Gerade als das Nachtmahl fertig war, läutete jemand. Schwejk öffnete, kam bald darauf zurück und meldete: »Er is wieder da, Herr Feldkurat. Ich hab ihn derweil ins Badezimmer eingesperrt, damit wir in Ruh nachtmahln können.«

      »Daran tun Sie nicht gut, Schwejk«, sagte der Feldkurat, »Gast ins Haus, Gott ins Haus. In alten Zeiten hat man sich bei Gastmählern von Mißgeburten belustigen lassen. Führen Sie ihn her, er soll uns unterhalten!«

      Schwejk kehrte bald darauf mit dem standhaften Mann zurück, der düster vor sich hin blickte.

      »Setzen Sie sich«, forderte ihn der Feldkurat freundlich auf, »wir beenden gerade unser Nachtmahl. Wir haben Hummern und Lachs gehabt und jetzt noch eingerührte Eier mit Schinken. Ja, uns gehts fein, die Leute borgen uns Geld.«

      »Ich hoffe, daß ich nicht zum Scherz hier bin«, sagte der düstere Mann, »ich bin heute schon zum drittenmal hier. Ich hoffe, daß sich jetzt alles aufklären wird.«

      »Melde gehorsamst, Herr Feldkurat«, bemerkte Schwejk, »daß er nicht loszuwerden is, wie ein gewisser Bouschek aus Lieben. Achtzehnmal am Abend ham sie ihn bei ›Exner‹ herausgeschmissen, und immer is er ihnen wieder zurückgekommen, daß er die Pfeife dort vergessen hat. Er is ihnen zum Fenster hineingekrochen, zur Tür, aus der Küche, über die Mauer ins Lokal, durchn Keller in den Ausschank und hätt sich vielleicht aus dem Schornstein heruntergelassen, wenn ihn die Feuerwehr nicht vom Dach heruntergeholt hätt. So ausdauernd war er, daß er Minister oder Abgeordneter hätt wern können. Sie ham für ihn gemacht, was sie konnten.«

      Der standhafte Mann wiederholte hartnäckig, als achte er nicht auf das, was man sprach: »Ich will Klarheit haben und wünsche angehört zu werden.«

      »Es sei Ihnen gewährt«, sagte der Feldkurat, »sprechen Sie, geehrter Herr. Sprechen Sie, solange Sie wolln, und wir werden einstweilen unser Mahl fortsetzen. Ich hoffe, daß Sie dies beim Erzählen nicht stören wird. Schwejk, tragen Sie auf.«

      »Wie Ihnen bekannt ist«, sagte der Standhafte, »wütet der Krieg. Den Betrag habe ich Ihnen vor dem Krieg geborgt, und wenn nicht Krieg wäre, möcht ich nicht auf Bezahlung drängen. Aber ich habe traurige Erfahrungen gemacht.«

      Er zog ein Notizbuch aus der Tasche und fuhr fort: »Ich habe alles eingetragen. Oberleutnant Janata war mir siebenhundert Kronen schuldig und hat sich unterstanden, an der Drina zu fallen. Leutnant Praschek ist an der russischen Front in Gefangenschaft geraten und ist mir zweitausend Kronen schuldig. Hauptmann Wichterle, der mir den gleichen Betrag schuldet, hat sich hinter Rawaruska von den eigenen Soldaten umbringen lassen. Oberleutnant Maschek, der in Serbien gefangen ist, schuldet mir tausendfünfhundert Kronen. Es gibt mehr solcher Leute hier. Einer fällt in den Karpaten mit einem unbezahlten Wechsel von mir, einer gerät in Gefangenschaft, einer ertrinkt mir in Serbien, einer stirbt in Ungarn im Spital. Jetzt begreifen Sie meine Befürchtungen, daß dieser Krieg mich ruinieren wird, wenn ich nicht energisch und unerbittlich sein werde. Sie können einwenden, daß bei Ihnen keine direkte Gefahr droht. Schaun Sie.«

      Er steckte dem Feldkuraten sein Notizbuch unter die Nase: »Da sehn Sie: Feldkurat Mathias in Brunn, vor einer Woche in der Isolierabteilung im Krankenhaus gestorben. Ich möcht mir die Haare ausraufen. Tausendachthundert Kronen hat er mir nicht bezahlt und geht in die Cholerabaracke einen Menschen versehen, der ihn nichts angegangen ist.«

      »Das war seine Pflicht, lieber Herr«, sagte der Feldkurat, »ich geh auch morgen versehen.«

      »Und auch in die Cholerabaracke«, bemerkte Schwejk, »Sie können mitgehn, damit Sie sehn, was es heißt, sich zu opfern.«

      »Herr Feldkurat«, sagte der standhafte Mann, »glauben Sie mir, ich bin in einer verzweifelten Situation. Führt man deshalb Krieg, damit er alle meine Schuldner aus der Welt schafft?«

      »Bis man Sie assentieren wird und Sie ins Feld gehen wern«, bemerkte Schwejk abermals, »so wern wir mitm Herrn Feldkurat eine heilige Messe lesen, damit der himmlische Gott gibt, daß die erste Granate Sie zu zerreißen geruht.«

      »Herr, das ist eine ernste Sache«, sagte der Standhafte zum Feldkuraten, »ich verlange von Ihnen, daß Ihr Diener sich nicht in unsere Angelegenheit einmischt, damit wir

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