Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Jaroslav Hašek

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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek Große verfilmte Geschichten

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Sie sich Ihre Gelehrsamkeit«, unterbrach ihn der Korporal, »und gehn Sie lieber das Zimmer kehren, heut sind Sie an der Reihe. Was gehn uns Ihre dummen Flecke auf der Sonne an. Meinetwegen können zwanzig dort sein, ich kauf mir nichts dafür.«

      »Diese Flecke auf der Sonne ham wirklich eine große Bedeutung«, mischte sich Schwejk ein, »einmal hat sich so ein Fleck gezeigt, und noch am selben Tag hab ich bei ›Banzet‹ in Nusle Dresch bekommen. Seit der Zeit hab ich immer, wenn ich ausgegangen bin, in der Zeitung gesucht, ob sich nicht wieder ein Fleck gezeigt hat. Und wie er sich gezeigt hat, lebwohl Marie, bin ich nirgends hingegangen, und nur so hab ichs überlebt. Wie damals der Vulkan Mont Pelé die ganze Insel Martinique vernichtet hat, hat ein Professor in der ›Národní Politika‹ geschrieben, daß er die Leser schon längst auf einen großen Fleck auf der Sonne aufmerksam gemacht hat. Und die ›Národní Politika‹ is halt nicht rechtzeitig auf dieser Insel angekommen, und so habens die Leute auf der Insel davongetragen.«

      Inzwischen traf der Feldkurat oben in der Kanzlei mit einer Dame von der »Vereinigung für adelige Damen zur Pflege der religiösen Erziehung von Soldaten« zusammen, einer alten, widerwärtigen Sirene, die bereits vom frühen Morgen an im Spital herumging und überall Heiligenbilder verteilte, die die verwundeten und kranken Soldaten in die Spucknäpfe warfen. Mit ihrem dummen Gequatsche, sie möchten aufrichtig ihre Sünden bereuen und sich wahrhaft bessern, damit der liebe Gott ihnen nach dem Tode ewigen Frieden gebe, brachte sie bei ihrem Rundgang alle in Erregung.

      Sie war blaß, als sie mit dem Feldkuraten darüber sprach, wie der Krieg, statt zu veredeln, aus den Soldaten Tiere mache. Unten hätten die Maroden die Zunge auf sie herausgesteckt und ihr gesagt, sie sei eine Vogelscheuche und eine himmlische Ziege. »Das ist wirklich schrecklich, Herr Feldkurat, das Volk ist verdorben.«

      Und sie erzählte eifrig, wie sie sich die religiöse Erziehung des Soldaten vorstelle. Nur wenn der Soldat an Gott glaube und religiöses Gefühl besitze, kämpfe er tapfer für seinen Kaiser, dann fürchte er nicht den Tod, weil er wisse, daß das Paradies seiner harre.

      Die Schwätzerin sagte noch manche ähnliche Dummheit, und man merkte, daß sie entschlossen war, den Feldkuraten nicht lockerzulassen, bis sich dieser höchst ungalant empfahl. »Wir fahren nach Hause, Schwejk!« rief er in die Wachstube. Auf dem Heimweg legten sie keine Ehre ein.

      »Nächstens soll versehen fahren, wer will«, sagte der Feldkurat, »da soll man sich wegen der Seele, die man erlösen will, mit ihnen ums Geld herumschlagen. Die Rechnungsoffiziere sind eine Bagage.«

      Als er in Schwejks Händen das Fläschchen mit dem »geweihten« Öl erblickte, verfinsterte sich sein Gesicht: »Die beste Lösung ist, Schwejk, wenn Sie mir und sich mit diesem Öl die Stiefel schmieren werden.«

      »Ich wer versuchen, auch das Schloß damit zu öln«, fügte Schwejk hinzu, »es knarrt schrecklich, wenn Sie in der Nacht nach Haus kommen.«

      So endete die Letzte Ölung, zu der es nicht gekommen war.

       14

       I

      Schwejks Glück sollte nicht lange währen. Das unerbittliche Schicksal zerriß das freundschaftliche Verhältnis zwischen ihm und dem Feldkuraten. War der Feldkurat bis zu dieser Begebenheit eine sympathische Gestalt, so ist das, was er jetzt tat, geeignet, ihm die sympathische Maske vom Gesicht zu reißen. Der Feldkurat verkaufte Schwejk an Oberleutnant Lukasch oder, besser gesagt, er verspielte ihn beim Kartenspiel. So hat man früher in Rußland die Leibeigenen verkauft. Es kam so unverhofft. In einer netten Gesellschaft bei Oberleutnant Lukasch spielte man »Einundzwanzig«.

      Der Feldkurat verspielte alles, und zu guter Letzt sagte er: »Wieviel borgen Sie mir auf meinen Burschen? Ein kolossaler Trottel und eine interessante Figur, etwas Nonplusultra. So einen Burschen hat noch niemand gehabt.«

      »Ich borg dir hundert Kronen«, machte sich Oberleutnant Lukasch erbötig, »wenn ich sie bis übermorgen nicht bekomme, schickst du mir diese Rarität. Mein Putzfleck ist ein ekelhafter Mensch. Fortwährend seufzt er, schreibt nach Hause Briefe, und dabei stiehlt er, was ihm unter die Hand kommt. Ich hab ihn schon geschlagen, aber es nützt nichts. Ich ohrfeige ihn, sooft ich ihn sehe, aber es hilft nichts. Ich hab ihm ein paar Vorderzähne herausgehaut, aber der Kerl bessert sich nicht.«

      »Also es gilt«, sagte der Feldkurat leichtsinnig, »entweder übermorgen hundert Kronen oder den Schwejk.«

      Er verlor auch die hundert Kronen und ging traurig nach Hause. Er wußte bestimmt und zweifelte in keiner Weise daran, daß er bis übermorgen die hundert Kronen nicht auftreiben werde und Schwejk eigentlich elend und miserabel verkauft hatte.

      Ich hätt mir um zweihundert Kronen sagen solln, sagte er sich ärgerlich, aber als er in den »Einser« der elektrischen Straßenbahn stieg, die ihn binnen kurzem nach Hause bringen sollte, wurde er von Sentimentalität und Vorwürfen befallen.

      Es ist nicht hübsch von mir, dachte er, als er an der Tür seiner Wohnung klingelte, wie werde ich in seine dummen, gutmütigen Augen blicken können.

      »Lieber Schwejk«, sagte er, als er zu Hause war, »heute hat sich etwas Ungewöhnliches ereignet. Ich hab ein schreckliches Pech im Kartenspiel gehabt. Ich hab alles hopgenommen und das As in der Hand gehabt, dann ist ein Zehner gekommen, und der Bankhalter hat den Buben in der Hand gehabt und hats auch auf einundzwanzig gebracht. Ich hab paarmal aufs As oder den Zehner gezogen, und immer hab ich das gleiche Blatt wie der Bankhalter gehabt. Ich hab alles Geld verspielt.«

      Er verstummte.

      »Und zum Schluß hab ich Sie verspielt. Ich hab mir auf Sie hundert Kronen ausgeborgt, und wenn ich sie bis übermorgen nicht zurückgebe, werden Sie nicht mehr mir, sondern Oberleutnant Lukasch gehören. Mir tut es wirklich leid …«

      »Hundert Kronen hab ich noch«, sagte Schwejk, »ich kann sie Ihnen borgen.«

      »Geben Sie her«, sagte der Feldkurat neu belebt, »ich trag sie gleich zu Lukasch. Ich möcht mich wirklich ungern von Ihnen trennen.«

      Lukasch war sehr überrascht, als er den Feldkuraten abermals erblickte.

      »Ich komm dir die Schuld bezahlen«, sagte der Feldkurat, siegesbewußt umherblickend, »laßt mich mitspielen.«

      »Hop«, ließ sich der Feldkurat vernehmen, als die Reihe an ihn kam. »Um ein Aug«, rief er aus, »ich hab zuviel gezogen.«

      »Also hop«, sagte er bei der zweiten Runde, »hop … blind.«

      »Zwanzig nimmt«, verkündete der Bankier.

      »Ich hab ganze neunzehn«, sagte der Feldkurat leise, während er die letzten vierzig Kronen von dem Hunderter in die Bank legte, den Schwejk ihm geborgt hatte, um sich von der neuen Leibeigenschaft loszukaufen.

      Auf dem Heimwege gelangte der Feldkurat zu der Überzeugung, daß Schluß sei, daß nichts mehr Schwejk retten könne und daß es Schwejks Verhängnis sei, bei Oberleutnant Lukasch dienen zu müssen.

      Und als Schwejk öffnete, sagte er ihm: »Alles vergeblich, Schwejk. Dem Schicksal kann niemand entrinnen. Ich hab Sie samt Ihren hundert Kronen verspielt. Ich hab alles getan, was in meiner Macht stand, aber das Schicksal ist stärker als ich. Es hat Sie Oberleutnant Lukasch in die Klauen geworfen, und wir müssen Abschied nehmen.«

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