Hotel Continental Tangier. Theodor Boder
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Hotel Continental Tangier
Ein Fotokatalog von Theodor Boder
Theodor Boder Verlag
Impressum
eBook, Mai 2020
Erstausgabe September 2000
Fotografien Copyright © 2000 by ProLitteris, 8033 Zürich
Alle Rechte vorbehalten
Englische Übersetzung: Roger Bonner
Französische Übersetzung: Dag-Ivar Olsen
Copyright © 2000 by Theodor Boder Verlag, CH-4322 Mumpf
ISBN 978-3-905802-58-0
www.boderverlag.ch
www.theodor-boder.ch
Über den Autor
Theodor Boder, geboren 1952 in Basel, ist freier Autor, Fotograf, Filmschaffender und Verleger
Einführung Deutsch
Der Wind weht durch die nachmittägliche Stille des Hotels. Es ist heiß in Tanger. Geht man zu dieser Zeit durch das Hotel, ist es in den Zimmern und Gängen angenehm kühl und von der Stadt her wird die an Gewürzen erinnernde Luft hereingetragen, hin und wieder auch mit etwas Diesel vermischt, von dem nahen Containerhafen.
Die meisten Gäste sind unterwegs oder sitzen in kühlen Nischen der Salons bei einem Getränk. Doch einige können selbst zu dieser Zeit der Sonne auf der Terrasse nicht entsagen, schlagen alle Warnungen in den Wind. Im Halbschlaf auf Liegestühlen denkt man vielleicht an die Geschichte des Hotels, bereut, dass zurzeit keine Berühmtheiten logieren, denkt an die Namen, die bereits hier waren. Humphrey Bogart soll vor vielen Jahrzehnten hier gewesen sein, ein Bild erinnert an ihn, und natürlich waren hier Debra Winger, John Malkovich und Bernardo Bertolucci für die Dreharbeiten zum Film «Himmel über der Wüste». Sie wohnten hier und viele Szenen wurden im Hotel gedreht. Und man denkt vor allem an Paul Bowles, der Jahrzehnte in dieser Stadt lebte, und im Hotel ein und aus ging.
Die Fotos entstanden alle innerhalb kurzer Zeit an einem Nachmittag im April. Es war nicht viel los im Hotel. Türen und Fenster nicht belegter Zimmer standen weit offen und es war luftig durch alle Etagen. Geräusche waren nur wenige zu hören: das Telefon an der Réception, das hin und wieder klingelte und den Portier aus seiner Schläfrigkeit riss – oder das Flattern der Wäsche auf der Dachterrasse, das durch die Gänge hallte – und dann das Klappern von Geschirr aus dem Speisesaal, das für das morgige Frühstück aufgetragen wurde. (Das Frühstück ist inklusive, für das Mittag- und Abendessen muss man sich jedoch in der Stadt umsehen, denn «Ce n`est pas un restaurant», wie man uns höflich darauf hinwies.) – Und dann war da einmal die lärmende Invasion einer Touristengruppe, die von der Terrasse den Ausblick auf den Hafen genoss und auch ein wenig von der Exklusivität des Hauses spüren wollte. Doch übernachten kam nicht infrage, denn am Abend mussten sie in Marrakesch sein. Zwei Stunden Tanger genügten wohl, uns hingegen nicht.
Das Hotel, 1850 gegründet, trauert. Nichts ist hier mehr so, wie es einmal war. Ein wenig museal wirkt alles. In jeder Ecke und Etage ist man von Nostalgie umgeben. Trichtergrammofone stehen neben alten Telefonapparaten. Selbst die Réception ist nicht auf dem neusten Stand der Technik. Manchmal ist es schwer auszumachen, was nur der Erinnerung oder Dekoration dient und was noch im Gebrauch ist. Aber es gibt keinen schöneren Ort, um einen Hauch von Geschichte eines Hotels und auch einer Stadt nachzuvollziehen. Hier war tatsächlich einmal viel los. Es schmerzt ein wenig, nun Touristen in kurzen Hosen die Treppe runterkommen zu sehen. Noch vor wenigen Jahrzehnten kamen Gäste nur in ausgewählter Garderobe hierher.
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