Alice im Wunderland. Lewis Carroll
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Lewis Caroll
Alice im Wunderland
Saga
Alice im Wunderland ÜbersetztGerda Wachsmuth; Peter A. Horn Coverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 1865, 2019 Lewis Caroll und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726372045
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
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SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk
– a part of Egmont www.egmont.com
Durch den goldnen Nachmittag
gleitet wie ein Schwan,
kaum, daß man die Ruder hört,
mühlos unser Kahn,
und verspielte Kinderhand
steuert seine Bahn.
O ihr Drei! Wie könnt ihr mich
nur so grausam quälen,
trotz der schwülen Sonnenglut
etwas zu erzählen!
Doch was kann ich schwacher Mann,
wenn mir drei befehlen?
Herrisch treibt die erste an:
„ Fang schon an! Beginn!“
Und die zweite bettelt lieb:
„ Ist auch Unsinn drin?“
Dafür schwärmt die dritte mehr
für Verstand und Sinn.
Unversehens schlägt mein Märchen
sie in seinen Bann,
und ein Land, wo man mit Tieren
menschlich plaudern kann,
läßt mein Traumkind sie durchwandern —
und sie glauben dran!
Manchmal bitt ich, wenn die Quelle
meiner Mär verdorrt:
„ Ihr seid müd, ihr hört das Ende
morgen — auf mein Wort!“
Doch die frohen Kinder schreien:
„ Morgen ist sofort!“
Meine Wunderlandgeschichte
hab ich so erdacht,
Zug um Zug und Stund um Stunde
bis ans End gebracht —
und als wir zur Heimfahrt wenden,
dämmert schon die Nacht.
Nimm, Alice, die Geschichte
von dem Wunderland,
flechte sie in deine Träume
ein mit zarter Hand,
wie ein Wandrer Blumen bindet,
die am Weg er fand.
HINUNTER IN DIE KANINCHENHÖHLE
Alice wurde es müde, mit ihrer Schwester auf einer Bank zu sitzen. Da sie nichts zu tun hatte, blinzelte sie ein- oder zweimal zu dem Buch hinüber, in dem die Schwester las. Aber da gab es weder Bilder noch Gespräche, und „ein Buch ohne Bilder und Gespräche, ist das denn überhaupt noch ein Buch?“ dachte Alice.
War das Vergnügen, einen Gänseblümchenkranz zu binden, die Mühe des Aufstehens und Blumenpflückens wert? Alice dachte gerade darüber nach — und das war gar nicht so leicht an einem Sommertag, der sie dumm und schläfrig machte — als plötzlich ein weißes Kaninchen mit roten Augen dicht an ihr vorbeihoppelte.
Alice fand nichts Besonderes daran, noch kam es ihr allzu ungewöhnlich vor, daß das Karnickel zu sich selber sagte: „O je! O je! Ich komme sicher zu spät!“ Später, als sie ihre Abenteuer bedachte, wußte sie wohl, daß sie sich eigentlich hätte wundern müssen; aber jetzt, da die Geschichte begann, schien ihr das noch ganz natürlich. Als nun aber das Kaninchen eine Uhr aus seiner Westentasche zog, auf das Zifferblatt blickte und davoneilte, sprang Alice denn doch auf die Füße. Denn ein Kaninchen, das eine Uhr hatte und dazu auch noch eine Westentasche, aus der es die Uhr hervorziehen konnte, das hatte Alice noch nie gesehen. Brennend vor Neugier lief sie hinter dem Karnickel her querfeldein und kam gerade noch zurecht, um es in einer großen Kaninchenhöhle unter der Hecke verschwinden zu sehen. Ohne Zögern folgte ihm Alice. Wie um alles in der Welt wollte sie nur da wieder herauskommen?
Ein Tunnel führte lange geradeaus in die Höhle hinein, bis er sich plötzlich senkte, so plötzlich, daß Alice nicht einmal daran denken konnte, zu bremsen; sie fiel, fiel in einen sehr tiefen Schacht.
Entweder war der Schacht so tief oder sie fiel so langsam, jedenfalls hatte sie viel Zeit, sich umzusehen und auszudenken, was nun wohl geschehen könnte. Zunächst wollte sie einmal unter sich sehen und feststellen, wohin es ging; aber da war es zu dunkel, um etwas zu erkennen. Dann untersuchte sie die Schachtwände und erkannte Geschirrschränke und Bücherregale und hier und da Landkarten und Bilder. Im Vorbeifallen nahm sie von einem der Regale einen Krug. Er trug die Aufschrift: „ORANGENMARMELADE“. Aber zu ihrem Leidwesen war er leer. Da sie fürchtete, jemanden tief unten zu töten, ließ sie den Krug nicht einfach fallen, sondern stellte ihn in einen der Geschirrschränke, an dem sie vorbeifiel.
„Ich würde mich gar nicht wundern, wenn nun auch die Sterne herunterpurzeln würden“, dachte Alice. „Daheim würde man mich sicher für sehr tapfer halten! Aber wenn ich auch so tief wie ein Haus fallen sollte, ich will doch lieber nichts davon zuhause erzählen!“ Das würde dann höchstwahrscheinlich auch gar nicht mehr möglich sein.
Sie fiel und fiel und fiel — wollte das denn gar nicht aufhören? „Wieviel Kilometer mag ich wohl schon gefallen sein?“ sagte