Glaubenssätzen auf der Spur. Nicole Truchseß

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Glaubenssätzen auf der Spur - Nicole Truchseß Dein Leben

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den Alltag navigieren. Viele davon sind durchaus nützlich. Wer glaubt, dass er „seines Glückes Schmied ist“, wird sich vermutlich Ziele setzen und diese konsequent verfolgen. Andere Glaubenssätze waren vielleicht einmal sinnvoll, werden später aber zum Hemmschuh. „Man muss für alles kämpfen“ beispielsweise hat ein Nachkriegskind durch schwierige Zeiten getragen, verbaut dem Erwachsenen unter den heute ganz anderen Bedingungen aber den Weg zu einem erfüllten Leben. Wieder andere Maximen schaden einem zu jeder Zeit, etwa die Überzeugung „Egal, was ich tue – mich nimmt sowieso keiner ernst!“ Wie entschieden wird ein Mensch, der das glaubt, seine Interessen wohl vertreten?

      Für solche Glaubenssätze, Lebensregeln, Einstellungen und intellektuelle Zwangsjacken habe ich den Begriff des „Hirngespenstes“ erfunden. Hirngespenster sind die harmloseren kleinen Verwandten ausgewachsener Hirngespinste, die als gravierende Trugbilder unsere psychische Gesundheit gefährden. Wer glaubt, von geheimen außerirdischen Mächten überwacht zu werden, ist Opfer eines Hirngespinstes. Wer glaubt, Kontrolle sei in jedem Fall besser als Vertrauen, trägt einen weniger gefährlichen, aber lästigen Verwandten solcher Trugbilder mit sich herum: eben ein kleines „Hirngespenst“. Ein solches Hirngespenst spukt uns in Kopf und Herz herum und lässt uns manchmal Dinge tun, von denen wir eigentlich wissen, dass sie uns oder anderen schaden. Es macht uns das Leben schwer und beschneidet unsere Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung und Potenzialentfaltung.

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      Kaum war der Begriff geboren, entstand vor meinem geistigen Auge auch das Bild des kleinen Kopfkoboldes und die Idee, das „Hirngespenst“ bei meinen Vorträgen und Coachings einzusetzen. Hirngespenster sind drollig, aber auch lästig, manchmal sogar boshaft. Hat man sie erkannt, kann man mit ihnen umgehen, ihren Spielraum einschränken, sie verbannen, sie mit Humor nehmen, sich sogar ein bisschen mit ihnen anfreunden. Wirklich schädlich sind Hirngespenster nur, wenn sie völlig unbeobachtet ein Eigenleben führen und tun und lassen können, was sie wollen – kurz: wenn sie die Regie über unser Leben übernehmen.

      Krisen sind zum Beispiel ein idealer Nährboden für Glaubenssätze, die sich bei uns Erwachsenen festsetzen und dadurch leider auch unsere Kinder, die nächste Generation, entscheidend prägen. „Wenn du deine Maske nicht trägst, tötest du deine Mitschüler“, musste sich meine Tochter in der Coronakrise 2020 von einem ihrer Klassenlehrer sagen lassen. Mehrfach. „Wer reist, gefährdet das Leben anderer“, war dann die sich permanent wiederholende Botschaft dieser Lehrkraft kurz vor Beginn der Sommerferien 2020. Solche Aussagen sind wenig reflektiert, unwahr und haben einen negativen Einfluss auf die mentale Gesundheit unserer Kinder. Privat und auch geschäftlich spuken zahlreiche Gespenster. „Vertrieb macht in der Krise keinen Sinn“, „Alle Ansprechpartner sind im Homeoffice und nicht erreichbar“, „Alle haben Kurzarbeit, niemand benötigt Personal“, waren nur einige Überzeugungen, die sich über Monate hinweg beharrlich hielten und nicht infrage gestellt wurden.

      Es ist mir daher ein großes Bedürfnis, Sie dabei zu unterstützen, sich dieser lästigen Begleiter zu entledigen, bevor sie zu mächtig werden und Ihr Denken und Handeln negativ beeinflussen.

      Antworten auf folgende Fragen wie diese zu finden, kann auf diesem Wege eine große Hilfe sein:

      imageWie werden Hirngespenster geboren?

      imageWie sehen sie aus?

      imageWoran erkennt man sie?

      imageWovon ernähren sie sich?

      imageTreten sie in Gruppen auf oder eher allein?

      imageWo ist ihr natürlicher Lebensraum?

      imageWie möchten sie behandelt werden?

      imageWie geht man am besten mit ihnen um?

      imageSind sie Feind oder Freund?

      Dabei greife ich als akkreditierte Insights®- und ASSESS® Masterin auf Kenntnisse menschlicher Handlungsmotive und persönlicher Präferenzen zurück. Darüber hinaus konnte ich mir durch meine Fortbildungen zum wingwave®- und emTrace®- Coach immer mehr Wissen in Bezug auf unser Gehirn und dessen Funktionen aneignen. Außerdem speist sich dieses Buch aus langjähriger Erfahrung mit tausenden Kunden und Klienten aus unterschiedlichen Branchen und Lebensbereichen. Lassen Sie uns also gemeinsam auf Hirngespenst-Safari gehen! Das ist nicht nur spannend, sondern wird auch dazu führen, dass Sie demnächst mit mehr Zuversicht und Tatkraft durch das Abenteuer steuern, das „Leben“ heißt, und Krisen noch besser bewältigen können. Und auch anderen dabei eine große Hilfe sind.

      Viel Vergnügen bei der Lektüre und beim Zähmen der eigenen Hirngespenster wünscht Ihnen

      Ihre Nicole Truchseß

       Darf ich vorstellen: Das Hirngespenst!

       Was sind Glaubenssätze und wie wirken sie?

      Meine Mutter war eine selbstbewusste Frau. Sie zog drei Kinder groß, sie arbeitete, sie lernte mit 40 Jahren fließend Italienisch und sprach es verblüffend rasch nahezu akzentfrei. Nur den Führerschein machte sie nie. Sie versuchte es nicht einmal. Warum nur? Als Kind hörte ich mehr als einmal, wie mein Vater leichthin zu ihr sagte: „Vergiss es, Autofahren lernst du nie!“ Er, der meiner Mutter sonst mit Respekt und liebevoll begegnete, war zutiefst überzeugt, dass sie nicht ans Steuer (s)eines Autos gehörte. Sie glaubte ihm. Nüchtern betrachtet hat meine Mutter, ein Kriegskind der Dreißigerjahre, in ihrem Leben weitaus größere Herausforderungen bewältigt als den Führerschein, doch der Glaube, nicht Auto fahren zu können, hatte sich in eine unumstößliche Gewissheit verwandelt. Er war zu einem Glaubenssatz, zu einem „Hirngespenst“, geworden, den in unserer Familie niemand mehr in Zweifel zog.

       Wenn schlechte Aufsätze „in der Familie liegen“

      Diese Familiengeschichte kam mir wieder in den Sinn, als mein Sohn vor einiger Zeit mit einer schlechten Deutschnote nach Hause kam. Ich wollte ihn trösten und sagte: „Mach’ dir nichts draus, ich konnte auch nie Aufsätze schreiben.“ Kaum war das ausgesprochen, wurde mir blitzartig klar, was ich da anrichtete: Gerade hatte ich das Versagen in Deutsch quasi zur Familientradition erklärt. Wenn mein zwölfjähriger Sohn mir glaubte und ich das noch ein paar Mal wiederholte, mit wie viel Lust würde er dann noch am Deutschunterricht teilnehmen? Wozu sich noch anstrengen, wenn das Deutschproblem ohnehin in der Familie lag? Ich hatte gerade den Keim zu einem Glaubenssatz gelegt, der durch nichts bewiesen war, und ruderte eilig zurück. „Zeig mal dein Heft. Lass uns schauen, wie es das nächste Mal besser klappen könnte.“

       Die wackelige Basis mancher Überzeugung

      Glaubenssätze sind tief verwurzelte Überzeugungen, die häufig auf wackeligen Füßen stehen und die auf Einflüsterungen

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