Das pure Leben spüren. Barbara Messer

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Das pure Leben spüren - Barbara Messer Dein Leben

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anzuschließen. Ohne die Miene zu verziehen, tut sie das einfach. Sie hat meine tiefe Bewunderung, bei dieser unwirtlichen Kälte und Nässe hinauszugehen und diese für uns jetzt hier so elementaren Aufgaben zu erledigen. Andere Menschen verbringen jetzt den zweiten Advent zu Hause auf dem Sofa, schauen in den Kamin und freuen sich an allem, was sie umgibt. Ich hingegen breche fast in Tränen aus. Müde, frierend und enttäuscht sitze ich stattdessen einfach nur noch auf meiner angestammten Seite des Tisches. Eingehüllt in meinen blauen Fleecemantel, den ich im Winter so gerne trage. Unser Plan vom Winterquartier für die kommenden vier bis sechs Wochen hat sich gerade zerschlagen.

      Aber wir haben es selber so gewählt – ausprobieren, es zu tun statt es nicht zu machen. Wie viel einfacher wäre es jetzt, mit dem Wohnmobil nach Spanien oder in andere südliche Gefilde zu fahren. Aber nein, das wäre nicht meines. Ich gehe den Weg mit den Steinen, nicht den leichten. Denn aufgeben kann ich immer noch.

      N. kommt nass und durchgefroren herein, wir umarmen uns lange, doch dann muss sie sich die Finger wärmen. Wir machen Tee, trinken einen Grappa auf diesen zweiten Advent. Nähe tut gut.

      Leben ist Veränderung – in jedem Moment, also auch in diesem.

      Wir schauen aus dem Fenster; auf der anderen Elbseite ist oben an der Kirche ein riesiger Weihnachtsbaum aus Lichterketten angebracht. Das ist unser zweiten Advent – doch halt, wir machen auch eine zweite Kerze an. Wir sind allein und haben unsere Ruhe. Frieden in mir, in uns und unserem kleinen Universum. Weit und breit kein Mensch. Sicher ist dieser Platz im Sommer schön, doch jetzt gehen die Windböen peitschend über uns nieder. Gut, dass wir zu zweit sind. Alleine zu sein, scheint mir schwerer zu sein.

      Meine Mutter fehlt mir, gestehe ich mir ein. Wahrscheinlich könnte sie gerade nichts verbessern, aber allein der Gedanke, dass sie da wäre, ist tröstlich. Sie lebt aber nicht mehr, ich kann mir ihre Nähe nur in Gedanken herbeizaubern. Und das tut gut.

      Da wir Strom haben, hole ich meinen Laptop aus dem Schrankfach und mache Musik. Dies ist ein Ritual, das uns schon oft über schwierige Momente hinweggeholfen hat: Wir tanzen im Wohnmobil. Auch wenn kaum Platz ist, tut es gut, die Musik voll aufzudrehen und zu tanzen. Mindestens eine Viertelstunde lang wählen wir einen Lieblingstitel nach dem anderen aus und tanzen, mal ruhig, mal wild, trotzen dem Wetter draußen und vergessen die Welt um uns herum.

      Morgen schlafen wir aus, morgen früh sehen wir weiter, stimmen wir zusammen an, als wir eine Flasche Wein aufmachen und diesen Tag innerlich begraben.

      Und während der kleine Elektropüster leise klickt, schlafen wir später ein. Und werden immer wieder wach.

      Dieses Wetter in der Nacht zeigt uns wieder einmal unsere Zerbrechlichkeit und Nähe zur Natur und zu den Elementen. Mit beginnendem Hagel wird es noch schlimmer. Laut prasselt er aufs Dach, wir liegen quasi wenige Zentimeter unter den auftreffenden Hagel- und Eiskörnern und hören ihr Hüpfen und Springen. Wetter hautnah – an Schlaf ist nicht zu denken. Denn nur die dünne Kunststoffhaut schützt uns vor den Wettern.

      Solch eine Nacht macht müde. Der fehlende Schlaf zieht sich – erfahrungsgemäß – in den nächsten Tag.

      Aber Nächte wie diese gehören eben dazu. Sie lassen mich die Kostbarkeit der anderen Nächte noch mehr schätzen.

      WIE ALLES BEGANN – DU MUSST ES IHR SAGEN!

      »Du musst es ihr sagen, sonst ist es unfair!« Mahnend sieht mich meine beste Freundin Christina an.

      Ich schüttele den Kopf. »Nein, das macht sie ganz verrückt, wenn ich es ihr jetzt schon erzähle.«

      Christina lässt nicht locker. »Barbara, sag es ihr. Du musst mit ihr reden, auch wenn du denkst, sie versteht dich nicht. Sie wird wissen, was du meinst.«

      »Christina, ja, lass mal gut sein, ich weiß schon, wie ich das mache.«

      Erst auf dem Rückweg nach Hause merke ich, dass mich ihre Worte berührt haben. Wie das Klopfen in einem hohlen Zahn mahnen sie mich. »Christina hat recht«, denke ich. »Es ist an der Zeit, mit ihr zu reden.« Also fasse ich mir gleich noch an diesem frühen Sommerabend ein Herz und stelle mich darauf ein, meiner Katze heute die Wahrheit zu sagen.

      Noch bevor ich die Haustür ganz aufmache, streicht Hexe mir schon um die Beine. Sie folgt mir durch den Flur ins Esszimmer, setzt sich erwartungsvoll auf den Tisch und wartet, als ob sie wüsste, dass jetzt etwas kommt. Ihr siebter Sinn eben.

      Ich fasse allen Mut zusammen, schaue sie an und beginne zu erzählen: »Hexe, wir reisen bald. Wir packen viele unserer Sachen in ein großes Auto, alles andere wird aussortiert, verstaut, verkauft und verschenkt. Und dann verlassen wir das Haus hier. Für ein paar Monate, vielleicht auch für länger. Auf unbestimmte Zeit eben.«

      Meine Katze starrt mich an – ich habe keine Ahnung, was sie denkt. Empfindet sie Abenteuerlust oder eher Wehmut, vielleicht sogar Angst? Dass sie mich versteht, daran habe ich – genauso wie Christina – allerdings nicht den geringsten Zweifel.

      Unsere Kommunikation war bisher immer einkanalig. Ich spreche mit Hexe, sie hört zu und antwortet dann in Katzensprache.

      Ich selber bin ja innerlich ganz gemischt – weiß ich doch noch nicht, was das alles bedeuten soll. »Vorher weiß man’s nie,« tröste ich mich.

      TAUFE

      Pünktlich zum Ende des Trainingstages sehe ich das erste Mal das »große Schiff«, unser zukünftiges Zuhause, die Straße entlangfahren. Jetzt ist es genug – meine Geduld hat ihre Aufgabe ausreichend erfüllt. Als wäre ich über Stunden festgehalten gewesen, laufe ich aus dem Seminarraum auf den Hofplatz vor dem Hotel. Lachend und stolz zugleich sehe ich N. am Steuer des neuen Wohnmobils sitzen, sehe, wie sie auf mich zufährt.

      Was für ein besonderer, aufregender Moment.

      Alle sind plötzlich da, die Teilnehmer, meine Trainerkollegin für diese Woche und auch die Mitarbeiter der Hotelrezeption, die schon eingeweiht waren. Da stehen wir nun und betrachten mein neues, rollendes Zuhause.

      Wir holen Sekt, ich ergreife noch mein neues Buch, welches heute auch mit der Post vom Verlag kam, und dann wird alles zusammen begutachtet, betrachtet, angeschaut und mit Sekt begossen – das neue Buch und die neue Heimat! Doppelte Freude.

      Das Ende des Trainingstages verlegen wir alle gemeinsam in das Wohnmobil. Es wird schnell eng, die Teilnehmer dieser Seminarwoche kommen aus aller Herren Länder, und alle wollen dabei sein. Die Männer interessieren sich vorzugsweise für die Technik an Bord – Motor, Pumpen, Dusche etc. N. gibt eine Führung, Badezimmer, Küche und Gepäckraum. Alle berichten von ihren Assoziationen, zwischendrin lese ich etwas aus dem Buch vor, mit einfachen Worten übersetze ich ins Englische, unsere gemeinsame Sprache. Wie einfach es uns allen miteinander gelingt, diese Zeit so intensiv zu erleben. Jeder bringt etwas mit und trägt dazu bei:

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      »Das ist aber wirklich eng!«

      »Aufregend, das möchte ich auch – einfach weg!«

      »Wow, so viel Platz für dein Trainingsmaterial!«

      »Und wo schläft die Katze?«

      »Die Dusche ist doch super.«

      »Ich

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