Kill dein Kaninchen!. Ralf Schmitt

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Kill dein Kaninchen! - Ralf Schmitt Dein Leben

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      Das Volk der Angsthasen?!

      Aber was genau steckt hinter der German Angst? Wir Deutschen gelten als zögerlich, weil wir die Konsequenzen unseres Handels fürchten. Angeblich liegt die typisch deutsche Zögerlichkeit darin begründet, dass wir Angst davor hätten, unseren Lebensstandard zu verlieren. Deshalb würden wir uns auch nichts trauen. Kurzum: Man macht sich gerne ein bisschen lustig über unser »zitterndes« Volk, das in den Augen vieler doch eher im »Paradies« lebt, also von allem genug hat und sich im Grunde nicht beschweren kann. Zumindest gilt das für die meisten Deutschen. Unser Lebensstandard ist hoch und die Arbeitslosigkeit gering. Tatsächlich haben wir laut der Bundesagentur für Arbeit im Oktober 2017 mit 3,6 Prozent eine ziemlich niedrige Arbeitslosenquote.7 Im Vergleich: Die Arbeitslosenquote in Spanien lag durchschnittlich bei 16,7 Prozent und der EU-Schnitt belief sich auf 7,4 Prozent.8 Außerdem stieg unser Wirtschaftswachstum 2016 – gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) und entgegen den Erwartungen – wieder um starke 1,9 Prozent.9 2015 lag es bereits 1,7 Prozent höher als im Vorjahr. Ist die German Angst also eine Tatsache? Machen wir uns wirklich grundlos Sorgen um unser Hab und Gut?

      Sehen wir es zunächst einmal positiv: Wer Angst um seinen Wohlstand und seinen Besitz hat, der hat etwas zu verlieren. Wer nichts hat, braucht sich auch keine Sorgen zu machen. Das heißt aber noch lange nicht, dass die German Angst berechtigt ist. Schauen wir doch in eine Zeit zurück, in der sie besonders stark ausgeprägt war. Als Mitte der 1950er-Jahre Gastarbeiter nach Deutschland kamen, war die Feindseligkeit groß und ebenso die Angst, dass sie den Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen könnten und sich ihre Kultur mit unserer vermischen würde. Tatsächlich haben die Gastarbeiter jedoch zum deutschen Wirtschaftswunder beigetragen und wir haben alle profitiert.

      Blicken wir einmal kurz auf unsere persönlichen Erinnerungen:

      Wir haben beide ähnliche Erfahrungen mit der, nennen wir sie mal »Ängstlichkeit« gemacht. Wir beide sind auf dem Land groß geworden, in Regionen in Süddeutschland, die stark für Traditionsbewusstsein stehen. Beide sind wir schon im Alter von ungefähr 20 in die Großstadt »geflüchtet«. Beide mussten wir Sätze wie »Hast du dir das gut überlegt?« und »Was da alles passieren kann!« von vielen Seiten hören – sei es von der eigenen Verwandtschaft oder auch von Freunden und Bekannten. Die meisten hielten uns für Spinner, die sowieso bald wieder in den Schoß des Bekannten zurückkehren würden. Außerdem war die Sorge darum, welchen Gefahren und Risiken wir in der Großstadt ausgesetzt wären, viel größer und wurde häufiger kommuniziert als die Freude darüber, dass wir uns dazu entschieden hatten, einen neuen Weg zu gehen. Solche Aussagen können einen ganz schön blockieren, wenn man selbst auch noch ein bisschen unsicher ist. Doch der jugendliche Tatendrang und der Wunsch nach Veränderung und dem Ausbruch aus alten Zwängen hat überwogen. Wir haben diese Entscheidung beide nicht bereut.

      Wir sind nicht alleine

      Wenn wir genauer hinschauen, sind wir nicht das einzige Volk, das von Ängsten geplagt wird. Die Medien sprechen inzwischen auch von der »British Angst«. Lange nicht alle Britten sind so optimistisch wie ihr Außenminister Boris Johnson, der überzeugt ist: »Britain has a fantastic future ahead of it!«10 Auf Deutsch: »Großbritannien hat eine fantastische Zukunft vor sich!« Beispielsweise haben sich die Schotten mehrheitlich gegen das Verlassen der EU ausgesprochen. Zudem pfiffen und sangen die Parlamentarier der schottischen SNP-Partei die europäische Hymne, während im Februar 2017 in Sachen Brexit im britischen Unterhaus abgestimmt wurde. Da ist ordentlich was los, wenn die Briten tagen. Wir können uns nicht einmal an EINE ähnliche Aktion aus dem deutschen Bundestag erinnern, wenn die Parlamentarier sich uneinig waren.

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      Der Schock sitzt tief!

      Gerade die jüngere Generation in Großbritannien und Menschen, die grenzübergreifend arbeiten, stehen wegen des Brexits noch unter Schock. Von den großen Wirtschaftsunternehmen, die auf den gegenseitigen Handel angewiesen sind, wollen wir gar nicht erst anfangen. In unserem Umfeld sind es besonders Musiker und weitere Leute aus der Kreativbranche, bei denen eine Abkehr Großbritanniens von Europa Panik und Unverständnis auslöst. Eine befreundete britische Musikerin schrieb uns: »In einem Land zu leben, dass die Errungenschaften, die wir uns über die letzten Jahrzehnte hinweg aufgebaut haben, einfach wegwirft, ist schlichtweg frustrierend. Ich überlege, ob ich nicht lieber nach Berlin ziehen soll, falls das in ein paar Jahren überhaupt noch möglich ist.« Auch viele deutsche Freunde, die in Großbritannien leben, möchten lieber heute als morgen zurück nach Deutschland. Einige sind sogar bereits zurückgekehrt.

      »Die Zeit« überschrieb einen Artikel im November 2016 mit »American Angst« und der Autor Bernd Ulrich sagt: »Wer in diesen Monaten in den USA mit gewöhnlichen Menschen spricht, der trifft nicht nur auf Wut und Feindschaft, der findet nicht nur eine gespaltene Gesellschaft vor, viel beunruhigender sind die Gemeinsamkeiten. Ob Trump-Wähler, Sanders-Fans oder Clinton-Unterstützer – außerhalb der Wahlkampfveranstaltungen sind sie überwiegend zerknirscht, verzagt, ängstlich.«11

      Kurz bevor dieses Kapitel verfasst wurde, sitzt Mona mit amerikanischen Freunden im Prospect Park in Brooklyn. Diskutiert wird, wie zurzeit überall in der Stadt, über »45«, den 45. amerikanischen Präsidenten. Mona erlebt hier eine übermächtige Angst vor Donald Trump, der seit Januar 2017 im Amt ist. Jeder, der sich zu Wort meldet, um über eine Skurrilität des Präsidenten zu sprechen, entschuldigt sich zunächst einmal dafür, dass Amerika ihn gewählt hat. Ein eingewanderter Amerikaner, der ursprünglich aus Mexiko stammt, nimmt Monas Hand und sagt: »Bitte richte Angela [Merkel – Anmerkung der Autoren] schöne Grüße aus. Ihr habt so ein Glück mit ihr! Ich würde lieber bei euch in Deutschland leben.«

      Die 45-jährige Amerikanerin Anna, deren Eltern beide aus China eingewandert sind, geht noch weiter: »Ihr wisst gar nicht, wie gut es euch in Europa geht. Ihr habt alle eine Krankenversicherung und könnt gut leben, wenn ihr einen Job habt. Wir brauchen in New York mindestens zwei, wenn wir – nachdem wir die laufenden Kosten gedeckt haben – auch noch ein bisschen sparen wollen.«

      Die 39-jährige Irma aus Ohio erzählt, wie sie permanent mit ihren Eltern darüber streitet, dass diese Trump gewählt haben. Ein bisschen versteht sie deren Ängste aber auch. Ohio sei nicht New York und viele hätten dort wenig Weitblick. Die Bevölkerung des armen Staates sorge sich um ihr Auskommen. Ein Grund, warum Donald Trump gewählt wurde.

      Die 46-jährige Andrea aus Michigan meint: »45 hat versprochen, sich um die Sorgen in den ärmeren Regionen des Landes zu kümmern. Wenn ich mir meine Freunde ansehe, die nach der Schule in Michigan geblieben sind, blicke ich in die ängstlichen Augen von Menschen, die nicht mehr wissen, wem sie vertrauen sollen. Viele glauben, dass alle Politiker korrupt sind, und wollen Trump eine Chance geben, es besser zu machen.« Die meisten seien noch nicht einmal über die Staatsgrenze hinausgekommen und falls doch, war das eine Reise ins angrenzende Kanada.

      KURZ GEFASST: GERMAN ANGST – DIE GEERBTE ANGST

      Wir Deutschen sind nicht die Einzigen, die sich Sorgen um ihre Zukunft machen. In vielen Winkeln der Ersten Welt haben die Menschen Angst vor den Veränderungen, denen wir ausgesetzt sind – aufgrund von Terror, Naturkatastrophen, Armut oder Zuwanderung und einigem mehr.

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