Kill dein Kaninchen!. Ralf Schmitt

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Kill dein Kaninchen! - Ralf Schmitt Dein Leben

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begrenzt heißt das: Habe ich Angst, durch eine dunkle Gasse zu gehen, sehe ich mich nach einem anderen Weg um. Fürchte ich mich davor, vor einer Menschenmenge zu sprechen, werde ich zum Beispiel vorher vor einem kleineren Publikum proben, mir weitere Personen als Unterstützung dazu holen, eine PowerPoint-Präsentation als roten Faden vorbereiten oder mir mein Lieblingskleidungsstück anziehen, in dem ich mich richtig wohlfühle. Habe ich also vor etwas Zukünftigem Angst, bereite ich mich gut darauf vor.

      Denken wir etwas kurzfristiger, dann warnt uns Angst vor drohenden Gefahren. Wir kennen doch alle das Gefühl, dass uns etwas mulmig im Magen wird und wir am liebsten weglaufen würden. Hier ein Beispiel:

      Eine Freundin erzählte uns in einem Gespräch, dass sie gerade dabei war, ihre Angst vor Fahrstühlen zu überwinden: Doch als sie den Aufzug einer Berliner Klinik betreten wollte, beschlich sie ein ganz ungutes Gefühl. An diesem Tag hat sie spontan die Treppe genommen, obwohl es ganz schön hoch hinaufging. Als sie ziemlich verschwitzt oben ankam, erfuhr sie, dass drei Menschen in besagtem Aufzug festsaßen. Das Problem mit dem Fahrstuhl konnte zwar innerhalb einer Stunde behoben werden. Unsere Freundin war ihren Instinkten in diesem Moment jedoch sehr dankbar. Ein Steckenbleiben hätte sie in ihrer Bemühung, die Angst vor Aufzügen zu verlieren, sehr zurückgeworfen, und sie wäre so schnell in keinen Lift mehr eingestiegen – so viel ist sicher.

      Dramatischer ging es beim Erlebnis eines Freundes zu, der beinahe Opfer eines Gasleitungsunfalls geworden wäre. Kurz vor der Explosion, die keiner vorhersehen konnte, signalisierte ihm sein »eingebautes« Alarmsystem, den Rückzug in eine Unterführung anzutreten. Er erzählte hinterher: »Das war, als ob man eine unsichtbare Wand vor mir aufgebaut hätte, die mich zwang, einen anderen Weg zu gehen. Ich konnte einfach nicht geradeaus weiterlaufen!« Was auch immer das Warnsignal seines Körpers ausgelöst hatte, es hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet. Deshalb raten wir dringend dazu, in solchen Situationen auf die Angst zu hören.

      KURZ GEFASST: ANGST IST GUT!

      Die Vorteile von Angst:

      Sie schützt unser Überleben.

      Angst ist ein Urinstinkt, der uns auch heute noch aus zahlreichen Gefahrensituationen befreit.

      Sie schärft die Sinne.

      Wer Angst hat, dessen Sinne laufen auf Hochtouren und nehmen mehr wahr, als wenn sich der Körper im »Normalzustand« befindet.

      Sie bringt uns ins Tun.

      Habe ich vor einer Situation oder einem bevorstehenden Ereignis Angst, bereite ich mich intensiv darauf vor. Ich werde also aktiv, um möglichst gefasst mit den Dingen umzugehen, die auf mich zukommen.

      Die Nachteile von Angst:

      Sie lähmt uns, macht uns unbeweglich.

      Wer Angst hat, fühlt sich häufig scheinbar ausweglos in die Ecke gedrängt und kann nicht mehr »frei« handeln.

      Sie lässt uns die Menschlichkeit verlieren.

      Ängstliche Menschen bedienen sich gerne Klischees und Schlagzeilen, um über andere zu urteilen.

      Sie blockiert neue Ideen und killt die Neugier.

      Habe ich Angst, versuche ich zunächst einmal, gewohnte Wege zu gehen. Alles, was von der Norm abweicht, sorgt für mehr Angst und blockiert im ersten Moment die Kreativität und die Lust auf Neues.

      Sie verhindert rationale Entscheidungen.

      Wer Angst hat, handelt selten rational, sondern häufig wie ein fremdgesteuerter Roboter.

      Vom Urinstinkt zum Wirtschaftszweig

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      Viele leben gut vom Geschäft mit unseren Ängsten!

      Grundsätzlich ist das Angsthaben heutzutage in den meisten Situationen nicht mehr ganz so überlebenswichtig wie noch bei unseren Vorfahren. Wir müssen nicht mehr fürchten, dass wir plötzlich alleine vor einem Säbelzahntiger stehen, der noch nicht zu Mittag gegessen hat. Allerdings wird heute dafür gesorgt, dass wir Ängste haben und bis zu einem gewissen Grad auch behalten, seien sie auch noch so irrational. Weiterhin bemühen sich ganze Industriezweige darum, dass wir genau wissen, wie wir uns gegen die vermeintlichen Gefahren schützen können.

      Unsere Gesellschaft hat die Angst an vielen Stellen pervertiert und so den realistischen Bezug dazu verloren. Ein Urinstinkt hat sich zu einem Wirtschaftszweig entwickelt, mit dem jede Menge Geld verdient wird. Es gibt einen Grund dafür, warum die R+V Versicherung seit 25 Jahren eine Studie zum Thema »Die Ängste der Deutschen« durchführt: Wer die Ängste seiner potenziellen Kunden kennt, kann die passende Versicherung dazu anbieten. Klingt logisch, oder? Versicherungen sind jedoch nicht die Einzigen, die vom Geschäft mit unseren Ängsten leben. Hier nur ein paar Beispiele:

      Alle Unternehmen aus dem Bereich Sicherheit

      Laut einer Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) ist die Zahl der Einbrüche in Privathäuser, Wohnungen, Gewerberäume oder Garagen zwischen 2005 und 2015 um über 50 Prozent gestiegen.4 Kein Wunder, dass die Angst vor Einbrechern hierzulande immer größer wird. Als Konsequenz erzielte die Sicherheitsbranche 2015 über 14,5 Milliarden Euro Umsatz. Das ist im Vergleich zu 2013 ein Anstieg um 17 Prozent.

      Allein in unserem persönlichen Umfeld gab es in den letzten paar Jahren fünf Einbrüche – zu unterschiedlichen Tageszeiten und in verschiedenen Städten:

      Monas Mutter erwischte in der Nähe von Stuttgart einen Einbrecher, als sie von der Arbeit nach Hause kam. Der suchte glücklicherweise – ohne Beute – sofort das Weite. Daraufhin wurden alle Fenster und Türen von einem Experten überprüft und bekamen modernere Sicherungen wie abschließbare Fenstergriffe und Sicherheitsschlösser.

      Die folgende Geschichte ist erst kürzlich passiert: Während ein befreundetes Ehepaar im Urlaub war, wurde das gemeinsame Haus in Hannover ausgeräumt. Als sie nach 14 Tagen zurückkamen, fanden sie völliges Chaos vor, und die Erholung war im Nu dahin. Nach eigener Aussage fühlen sie sich seither »zu Hause nicht mehr sicher« und »in ihrer Privatsphäre bedroht«. Inzwischen haben sie einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt, der eine Alarmanlage installierte und regelmäßig vor dem Haus Streife fährt.

      In anderen Ländern ist das Geschäft mit der Sicherheit noch ausgeprägter. Während diese Zeilen entstehen, sitzt Mona in einer kleinen Wohnung im zweiten Obergeschoss im New Yorker Stadtteil Brooklyn hinter vergitterten Fenstern. Wer einmal durch Brooklyn spaziert, dem fällt schnell auf, dass fast alle Häuser in den unteren Stockwerken vergitterte Fenster haben, manche sogar in den oberen Geschossen. Und das, obwohl New York inzwischen unter den Top 10 der sichersten Großstädte zu finden ist.

      Die Dating-Industrie

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      Wer

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